Wien

Todescrash in Wien – Prominenter Opfer von Drogenlenker

Bei einem nächtlichen Verkehrsunfall in der Donaustadt ist einer von Österreichs prominentesten Helfern für Menschen mit Behinderungen getötet worden.

03.04.2021, 15:44
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(v.l.), Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Herbert Pichler, Präsident des Behindertenrates, anlässlich eines Runden Tisch zur "Alterseinsamkeit" am 7. September 2020.
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Tiefe Trauer in Wien, nachdem ein 56-Jähriger in der Nacht auf Samstag auf der Breitenleer Straße in Wien-Donaustadt von einem Drogenlenker totgefahren wurde – "Heute" hatte berichtet. Wie jetzt bekannt wurde, handelt es sich bei dem Todesopfer um den Präsident des österreichischen Behindertenrates und des ÖZIV, dem Bundesverband für Menschen mit Behinderungen, Herbert Pichler.

Die Bestürzung über den Tod einer "prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Behindertenpolitik" ist riesengroß. Weggefährten und Politik veröffentlichten am Samstag bewegende Worte in Erinnerung:

"Sein Engagement und die Freude, die er hatte, wenn er Menschen weiterhelfen konnte, werden wir nicht vergessen. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner Familie und den Hinterbliebenen", reagiert ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian auf den plötzlichen Tod des 56-Jährigen.

"Er liebte den direkten Kontakt zu den Menschen. Deshalb war es ihm auch sehr wichtig, die Menschen immer wieder selbst zu beraten und ein Stück des Lebens zu begleiten."

Pichlers Vision sei es gewesen, dass behinderte Kinder ganz normal aufwachsen können und mit allen anderen Kindern ganz normal zur Schule gehen können.

"Einen Freund verloren"

"Wir sind geschockt und zutiefst traurig über das Ableben von Herbert", so Martin Ladstätter, der Obmann des Behindertenberatungszentrum BIZEPS am Samstag in einer Aussendung.

Herbert Pichler, Präsident des Behindertenrates, im September 2020
Herbert P. Oczeret / picturedesk.com

"Er war unser Freund und ein großartiger Verbündeter im Kampf für Selbstbestimmung und Gleichstellung behinderter Menschen", erinnert Ladstätter und ergänzt: "Wir haben auf tragische Weise einen Freund verloren".

Anschober bestürzt

Selbst Sozialminister Rudolf Anschober meldete sich zu Wort: "Herbert Pichler war jemand, der sein Leben dem Kampf für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen gewidmet hat und sich mit aller Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen eingesetzt hat."

"Für all das darf ich im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Herbert unseren größten Dank und Anerkennung aussprechen – wir alle werden ihn sehr vermissen."

Seine Gedanken seien bei Pichlers Freunden und engsten Angehörigen, die mit dessen Ableben nicht nur einen erfolgreichen Behindertenpolitiker, "sondern in erster Linie einen humor- und liebevollen Mitmenschen, Freund und Wegbegleiter verlieren", so der Sozialminister abschließend.

Van der Bellen "sehr betroffen"

"Ich bin sehr betroffen über das tragische Ableben von Behindertenratspräsident Herbert Pichler bei einem schrecklichen Unfall. Mit ihm verliert Österreich einen engagierten Kämpfer für Inklusion, also dafür, dass Menschen mit Behinderung in vollem Umfang, gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können", schreibt Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seinem Nachruf. Mehr dazu HIER >

Herbert Pichler wurde in Passau, Deutschland, geboren. In Wien war er Aktivist – zuerst auf Bezirksebene und später auch beim ÖGB, dem ÖZIV sowie der WAG Assistenzgenossenschaft – und stieg dank seines unermüdlichen Einsatzes und Kompetenz auf bis zum Präsident des Österreichischen Behindertenrates.

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    Sabine Hertel, Google Maps, zVg