Coronavirus

Pflege-Aufstand – Offener Brief an GECKO-Experten

Auch Corona-Infizierte sollen künftig wieder in Spitalsjobs arbeiten dürfen. Neben zwei Landes-Chefs stellt sich jetzt auch der Pflegeverband dagegen.

Roman Palman
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Die Corona-Pandemie bringt viele Spitäler an ihre Belastungsgrenze.
Die Corona-Pandemie bringt viele Spitäler an ihre Belastungsgrenze.
Getty Images / iStock

Die neue Verordnung von Gesundheitsminister Johannes Rauch sorgt für Aufregung und auch Verwunderung unter Österreichs Krankenpflegern. Deren Berufsverband ÖGKV wendet sich nun in einem offenen Brief direkt an die Experten der GECKO-Kommission. Zwischen den Zeilen steckt heftige Kritik.

Rauch: "Es sind alle sicher"

Grund für den Unmut ist die neue Quarantäne-Regelung, die es selbst Corona-Infizierten – solange sie symptomlos sind und sich gesund fühlen – erlaubt, arbeiten zu gehen. Auch in den Spitälern und Pflegeheimen! Neo-Minister Rauch hatte seiner Schilderung zufolge, diese Lockerung in Folge einer eindringlichen Bitte von zahlreichen Spitalsdirektoren aus ganz Österreich durchgeboxt: "Nach zwei Jahren Pandemie ist dort einfach ein Grad der Erschöpfung eingekehrt, der es notwendig macht, zu reagieren."

"Niemand muss arbeiten, wenn er krank ist. Aber es gibt die Möglichkeit es zu tun. Das entlastet massiv die Spitäler", betont der Vorarlberger und versichert, dass im Gesundheitswesen sowieso noch schärfere Standards gelten würden, die ein Überspringen des Virus durch infizierte Ärzte oder Pfleger verhindern würden: "Es ist niemand einem Risiko ausgesetzt! Es sind alle sicher."

Dringende Frage

Das sieht man offensichtlich in den Reihen der Pflegekräfte ganz anders. Der ÖGKV attackiert nun zwar nicht den Minister, wohl aber die GECKO-Kommission in ihrem offenen Brief: "Für Sie als Expert:innen muss klar sein, welche Implikationen das in sich birgt. Umso mehr überrascht uns, dass Sie sich für diese Vorgehensweise ausgesprochen haben", schreibt Verbandspräsidentin Elisabeth Potzmann.

"Vor kurzem war zu lesen, dass GECKO nun auf Transparenz setzt, damit für die Bevölkerung nachvollziehbar ist, mit welcher Mehrheit Ihre Empfehlungen zustande kamen. Deshalb erlauben wir uns die Bitte bekanntzugeben, wer sich aus der GECKO Kommission dafür ausgesprochen hat, dass es bedenkenlos ist, wenn Gesundheitspersonal covid-positiv zu Patient:innen geht? Wir erwarten Ihre Antwort mit Spannung."

Die Wortwahl ist sachlich beruhigt, aber im Grunde will man von den GECKOs wissen: Was zum Geier soll das? Und wer hat das entschieden?

Wien und Burgenland dagegen

Heftige Kritik gab es auch aus Wien und dem Burgenland an der neuen Verordnung des Grünen Ministers. SP-Landeschef Hans Peter Doskozil lehnt den neuen Regierungs-Plan ganz entschieden ab. Für Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker sind Corona-Infizierte im Spitals-Job gar "ein Verbrechen".