Gesundheit

Warum Freunde für Kinder im späteren Leben wichtig sind

Laut Wiener Studie fördern wenige Freunde und eine schlechte Beziehung zur Mutter spätere Einsamkeit. Aber auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle. 

Sabine Primes
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Extrovertiertheit verringert die Wahrscheinlichkeit, später einsam zu sein – eine neurotische Persönlichkeit verstärkt sie. 
Extrovertiertheit verringert die Wahrscheinlichkeit, später einsam zu sein – eine neurotische Persönlichkeit verstärkt sie. 
Getty Images/iStockphoto

Einsamkeit kann körperlich und psychisch ungesund machen und nimmt im Alter zu. Dass bereits die Kindheit Einfluss auf Einsamkeit im Alter haben kann, zeigt eine neue Studie von Sophie Guthmuller von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien im Journal "Plos One". Wenige Freunde und eine schlechte Beziehung zur Mutter während des Aufwachsens können demnach Einsamkeit im Alter fördern. Die Autorin sprach sich für ein frühes Eingreifen aus, um diese Entwicklung zu verhindern.

Für die Studie verwendete Guthmuller Umfrageergebnisse von Menschen im Alter von 50 Jahren und darüber aus 17 vor allem europäischen Ländern, unter anderem aus Österreich. Krankheit im Alter ist demnach der größte Risikofaktor für Einsamkeit: 43,3 Prozent der Abweichungen in den Angaben zur Einsamkeit kann dadurch erklärt werden. 27,1 Prozent können durch soziale Unterstützung – etwa Teilnahme an sozialen Aktivitäten oder die Häufigkeit des Kontakts zur Familie – erklärt werden.

Persönlichkeit spielt eine Rolle

Diese Ergebnisse seien zwar erwartbar gewesen, "interessanterweise" zeige die Studie aber auch, dass Persönlichkeitsmerkmale und Lebensumstände während der Kindheit maßgeblich mit Einsamkeit im späteren Leben assoziiert sind. Die einstigen Lebensumstände machen demnach 7,5 Prozent der Abweichung aus. Menschen, die in der Kindheit wenige oder keine Freunde hatten, bei denen sie sich wohlfühlten, hatten in der Studie eine 1,24 Mal höhere Wahrscheinlichkeit, später Einsamkeit zu erleben. Bei Menschen, die in der Kindheit eine schlechtere Beziehung zur Mutter hatten, war diese 1,34 Mal, bei jenen, die in ärmeren Verhältnissen aufwuchsen, 1,21 Mal höher.

Und auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle. Sie erklärt 10,4 Prozent der Variation. Während vor allem Extrovertiertheit die Wahrscheinlichkeit, später einsam zu sein, verringert, wird diese durch eine neurotische Persönlichkeit verstärkt. Auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle – so sind etwa Menschen mit mehr Einkommen und Bildung, aber auch jene mit Computer-Kenntnissen weniger von Einsamkeit betroffen.

Sechs Prozent der Europäer fühlen sich einsam

Sechs Prozent der Europäer bekannten sich in einer Studie aus dem Jahr 2016 dazu, sich meistens einsam zu fühlen, bei Menschen, die 65 Jahre und älter sind, waren es sogar neun Prozent. Doch das ist nicht der einzige Grund, um die Erkenntnisse ernst zu nehmen, wie Guthmuller betont: Im Lichte der zunehmenden Einsamkeit in der Kindheit und dem Einfluss der Covid-Pandemie auf das Leben von Kindern würden die Ergebnisse der Studie bestätigen, wie wichtig es sei, in frühen Jahren einzugreifen, um negative Effekte zu verhindern.