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"Abfahrer wissen, dass der Tod immer mitfährt"

"Heute"-Skiexperte Marc Girardelli vor der ersten Saison-Abfahrt in Lake Louise über den Todessturz von David Poisson und die Folgen.

Heute Redaktion
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Der Tod von David Poisson ist tragisch. Abfahrer wissen aber: Der Tod fährt mit, wenn du mit 140 km/h einen Eishang fast senkrecht bergab rast. Aus diesem Grund sind heute auch Trainingspisten normal gut gesichert.

Zu meiner Zeit war das anders: Bei meinem schwersten Sturz in Sestriere flog ich mit 90 km/h durch einen Plastikzaun, den heute Skischulen verwenden, um die Kleinkindergruppen zu trennen. Ich kam in einer zugefrorenen Kiesgrube zu mir. Mein Be­ckenknochen hatte den Gesäßmuskel durchtrennt. Ich verlor in kürzester Zeit drei Liter Blut. Am nächsten Tag war mein Körper von der Brust bis zu den Knien kohlschwarz. Ich war froh, am Leben zu sein.

Die Abfahrt in Lake Louise wurde entschärft. Berge kannst du aber nicht in Watte packen. Du kannst die Linie leichter, also runder, wählen – und Sprünge abgraben.

Ein Restrisiko bleibt und wird auch in Zukunft bleiben. Obwohl der Skisport sicherer geworden ist – so wie die Formel 1. Ein Verschneider kurz vor dem Sturz, und du hebst ab wie bei einem Highsider am Motorrad. Den Abflugwinkel kann kein Mathematiker vorhersagen.

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