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"Der Yugo" – Vom Postler zum Wiener Wrestling-Star

Heute Redaktion
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"Heute" hat Briefträger Mirko Panic auf seiner Post-Tour begleitet, in seiner Freizeit ist der Slowene zum Wrestling-Star "Yugo" geworden.

Die Wiener Underground-Wrestling-Szene boomt! Regelmäßig quetschen sich hunderte Fans mit Wartezeiten bis zu einer Stunde in den Keller des berüchtigen Gürtellokals "Weberknecht". Ein Großteil des Publikums will einen ganz bestimmten Mann sehen: "Yugo" Mirko Panic ist aktuell das heißeste Eisen der "World Underground Wrestling"-Organisation.

Der Vanilla Gorilla, der absolute Lady-Killer, der King of Ottakring oder einfach nur der Yugo! Der 28-jährige Mirko Panic hat sich eine unglaubliche Fan-Base aufgebaut, die Shows im Weberknecht sind bis auf den letzten Platz gefüllt, alle wollen nur ihn sehen. In einer Ecke des Gürtellokals hat sich sogar schon ein eigener Fan-Block, der Yugo-Corner gebildet. Selbst wenn Mirko gerade nicht kämpft schallt es laut "Yugo! Yugo! Yugo!" durch den Keller.

Am 13. Mai steigt die nächste WUW-Show (Sonntag, ab 16:00 Uhr im Weberknecht), wir haben uns im Vorfeld mit Mirko "Yugo" Panic getroffen. Im "Heute"-Talk erzählt der Slowene, warum er sich immer als Ottakringer fühlen wird, wie er zum Wrestling gekommen ist und wie sein tägliches Leben aussieht. Wir haben ihn auf seiner Post-Tour durch den noblen siebenten Bezirk begleitet.

Heute.at: Wie schaffst du es, dass du die Fans immer wieder mit ins Boot holst?

Mirko Panic: Hier in Wien ist es echt schwer, dass man das Publikum begeistert. Im ländlichen Bereich ist das vielleicht leichter. Ich fixiere mich nicht nur auf den Kampf, sondern will die Leute immer mit einbeziehen. Das Publikum muss einen Bezug zu dir haben, egal ob der gut oder böse ist. Das ist ganz wichtig, die Fans wollen ein Teil der Show sein und unterhalten werden. Ich glaube, dass mir das im Moment ganz gut gelingt, vor allem die letzten drei Shows waren ein absoluter Boost.

Was sind deine Ziele in nächster Zeit?

Mein Ziel ist es, dass ich in ganz Wien bekannt werde, dann muss man weiter schauen. Klar gibt es auch andere Chancen in Österreich, aber die anderen Organisationen legen eher den Fokus auf das Technische. Mir ist aber wichtig, dass der Show-Faktor stimmt. Mit meinem Charakter könnte man wahrscheinlich woanders wenig anfangen. Es ist generell sehr schwer in Österreich. Es gibt so viele Wrestler in Österreich, die sicher fünfmal besser sind im Ring als ich, aber die haben nicht das gewisse Etwas.

Wie kam es zu deinem Yugo-Charakter?

Ich war schon immer der Yugo, das bin einfach ich. Früher habe ich mich aber nicht getraut, das Mikrophon zu nehmen. Aber mich ohne Mikro kann man sich nicht mehr vorstellen, das muss einfach sein. Für viele Kollegen ist das aber ein Muss, vielleicht sogar ein Zwang. Bei mir ist immer großer Spaß dabei.

Du nennst dich auch der "Lady-Killer". Wie kommt es zu diesem Spitznamen?

Sagen wir einmal so, ich bin nicht die Person, die von Frauen abhängig ist. Es gibt da schon einige Mädels, ich bin auf jeden Fall zufrieden. Ab und zu kommt es auch vor, dass es nach der Show "einschlägige" Angebote gibt.

Erzähl uns, wieso du der King of Ottakring bist!

Ich bin als kleiner Junge aus Slowenien nach Österreich gekommen, dann bin ich in Ottakring aufgewachsen. Volles Klischee: viel im Park unterwegs, dann später Fortgehen auf der Ottakringer Straße. Da haben sich viele Nationalitäten zusammengemischt. Von Kurden, bis Türken über Kroaten und Serben. Für mich war immer klar, dass der Jugoslawien-Krieg damals schlimm war. Aber ich habe nie geschaut, wo wer geboren ist. Wir sind jetzt alle Wiener. Wenn das jemand anders sieht, dann ist das sein Problem. Ich sehe das nicht so emotional, jeder ist von irgendwo hergekommen. Leider gibt es immer und überall Vorurteile. Finde ich es schade, dass ich hier aufgewachsen bin? Sicher nicht! Ich habe die österreichische Mentalität aufgeschnappt und das gefällt mir auch extrem. Ich sage immer: Einmal Ottakring, immer Ottakring. Ich bin hier zur Schule gegangen, hatte hier meine erste Schlägerei, habe in jedem Park Fußball gespielt. Egal ob man Österreicher ist oder nicht, ein Teil von mir wird immer ein Ottakringer sein.

Wie bist du eigentlich zum Wrestling gekommen?

Das ist ein komischer Zufall gewesen. Ich hatte einen alten Video-Rekorder von meinem Vater und da war eine alte WWF-Veranstaltung auf einer Kassette. Die verschiedenen Charaktere haben mich sofort begeistert, da wusste ich, damit kann ich was anfangen. Das wollte ich dann auch einmal machen. Dann habe ich mit 15 ein Probetraining in einer Wrestling-Schule gemacht. Ich dachte nie, dass ich einmal auftreten werde.

Wie war deine Anfangszeit als Wrestler?

Der erste Auftritt ist immer der schlimmste, 2006 habe ich mein erstes Match bestritten. Ich habe doch schon einiges an Erfahrung gesammelt. Die Connection mit dem Publikum ist aber erst später gekommen, am Anfang hat man doch sehr viel Schiss, dass man sich blamiert.

Vom Wrestling kann man sicher nicht leben oder?

Nein, ich arbeite im normalen Leben bei der Post. Ich bin Briefträger, das ist herrlich. Kein Chef, der hinter dir steht, man kann alles in seinem Tempo machen. Da kann ich mich austoben, wie ich will. Man ist viel unterwegs, da ist viel Bewegung dabei, das ist auch super für die Kondition. Scheiße bauen darf man als Postler aber auch nicht!

Wie läuft das Wrestling-Training?

Ganz wichtig ist das Aufwärmen, das geht knapp eine halbe Stunde. Dann muss man durch die Fall-Schule: Vorwärts-, Rückwärts-Rollen, das ganz Programm. Und dann werden die Techniken geübt. Die Griffe, Bodyslams und Suplexes müssen alle Sinn machen und auch technisch sitzen. In der letzten halben Stunde machen wir dann auch immer wieder Übungskämpfe, um das Gelernte gleich auszuprobieren. Da geht es auch darum, eigene Fehler selbst zu bemerken und in der Folge zu verhindern.

Wie sieht dein Trainingsplan aus?

Wrestling trainieren wir mindestens ein Mal in der Woche. Um Fitness und Ausdauer muss sich jeder selbst kümmern. Klar schaut man auch auf die Ernährung, aber es ist nicht so wichtig, wie im ganz großen Spitzensport. Die Anforderungen sind nicht ganz so schlimm. Unser Boss sagt: Wer unter 100 Kilo hat, der ist kein Wrestler!