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"Einzel-Gold ist das letzte fehlende Puzzleteil"

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Gregor Schlierenzauer ist der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten. Doch ein großes Ziel hat der Tiroler noch: Seine erste Goldmedaille in einem Einzelbewerb. Im Gespräch mit "Heute" beschreibt er unter anderem, wie er sich auf seine Goldjagd bei den Winterspielen in Sotschi vorbereitet hat und wieso er froh ist, dass derzeit andere im Rampenlicht stehen.

Gregor Schlierenzauer ist der erfolgreichste Skispringer aller Zeiten. Doch ein großes Ziel hat der Tiroler noch: Seine erste Olympia-Goldmedaille in einem Einzelbewerb. Im Gespräch mit "Heute" beschreibt er unter anderem, wie er sich auf seine Goldjagd bei den Winterspielen in Sotschi vorbereitet hat und wieso er froh ist, dass derzeit andere im Rampenlicht stehen.

Du warst auf Kurzurlaub in Dubai. Wie hat es dir gefallen?

Es war sehr schön vom Winter und vom Skispringen ein wenig abzuhauen. Ich habe die Zeit sehr genossen, es war sehr erholsam. Es hatte 27 Grad und es war für drei Tage ein Sommer- und Urlaubsfeeling da. Die Pause war bewusst gewählt und hat gut getan.

Wie weit bist du mit den Vorbereitungen für Sotschi?

Das Paket ist geschnürt. Wir haben am Donnerstag und Freitag noch Trainings auf der Bergiselschanze. Vielleicht fahre ich nochmal in die Ramsau und gehe auf die neue Testspur. Die ist ein großer Vorteil gegenüber den anderen Nationen, weil man eben nur die Anfahrt trainieren und Material testen kann. Das nächste Wochenende werde ich daheim verbringen und mich aufs Krafttraining fokussieren. Am Dienstag steige ich dann in den Flieger Richtung Russland. Ich bin schon gespannt, was mich dort so alles erwarten wird.

Wieso lässt du am Wochenende den Weltcup in Willingen aus?

Es passt nicht gut in meinen Plan hinein. In Willingen steht nicht gerade die modernste Anlage, was in Hinblick auf Sotschi nicht so ideal ist. Ich möchte lieber sieben, acht lockere Sprünge am Bergisel machen.

Fehlt dir dann aber nicht die Wettkampfpraxis?

Nein, dafür bin ich einfach schon zu lange dabei und habe eine gewisse Routine. Vor den Wettkämpfen bei Olympia gibt es noch drei Trainingssprünge, das sollte reichen.

Dein großes Ziel ist deine erste Einzel-Goldmedaille. Rechnest du dir mehr Chancen auf der Groß- oder Normalschanze aus?

Einzel-Gold bei Olympia ist das letzte Puzzleteilchen, das mir noch in meiner Erfolgssammlung fehlt. Deshalb ist eine Goldmedaille natürlich mein großes Ziel. Ich kann nur versuchen, am Tag X meine beste Leistung zu bringen. Und wenn das Quäntchen Glück dabei ist, dann passt's vielleicht. Ich fahre ohne Druck nach Sotschi, denn im Team habe ich ja schon in Vancouver Gold geholt.

War es ein Vorteil für dich, dass du die Vierschanzentournee schnell abhaken und dich dadurch schon früher auf Olympia fokussieren konntest?

Es war kein Nachteil. Natürlich habe ich mir es vor der Saison anders vorgestellt. Man muss als Spitzensportler aber auch sehr flexibel reagieren können. Die Tournee war für mich das erste große Saison-Highlight, nur habe ich schnell gewusst, dass es nichts mehr zu holen gibt. Ich habe dann den Wettkampf als Training genutzt, um gewisse Dinge auf höchstem Niveau zu testen. Ich habe dadurch viele interessante Erfahrungen mitnehmen können.

Wenn du die Ausgangslage vor Vancouver 2010 mit der heutigen vergleichst, gibt es Unterschiede?

Ja, ich bin vier Jahre älter geworden, habe eine gewisse Routine und mich sportlich und menschlich weiterentwickelt. Bei den ersten Olympischen Spielen weiß man nie, was auf einen zukommt. Jetzt kenne ich die Abläufe und das Drumherum. Im Prinzip ist es ein Wettkampf wie jeder andere.

Hast du geplant, dir in Sotschi auch andere Wettkämpfe anzusehen?

Weil unsere Bewerbe schon relativ früh stattfinden, werde ich sicher den einen oder anderen Wettkampf besuchen. Ich würde gerne beim Rodel zuschauen, liegt ja in der Familie. Aber ein Eishockeymatch oder die Alpinbewerbe wären sicher auch interessant.

Marcel Hirscher meinte, dass es bei Olympischen Spielen ruhiger zugeht als im Weltcup. Wie sind da deine Eindrücke?

Man hat zwischen den Wettkämpfen mehr Zeit für sich und kann gewisse Dinge besser analysieren. Es geht auf jeden Fall gelassener zu als bei der Vierschanzentournee. Da ist man ständig unterwegs und kann dann nur schwer zwischen den Bewerben reagieren.

Wie bewertest du deinen bisherigen Saisonverlauf?

Es war sicherlich bislang nicht meine erfolgreichste Saison, aber die wertvollste. Man sammelt viele Erfahrungen, speziell wenn es nicht für ganz oben reicht.

In den letzten Jahren warst du das Aushängeschild. In dieser Saison haben sich Thomas Morgenstern und Thomas Diethart in den Vordergrund gedrängt. Wie gehst du damit um?

Ich freue mich, dass wir ein starkes Team haben, denn dadurch werde ich entlastet. Speziell in der letzten Saison hing am Ende nur noch alles an mir. Das nicht gerade ein Vorteil. Die aktuelle Situation gibt mir Selbstvertrauen, weil sie zeigt, dass wir im Team gut arbeiten und alles passt.

Simon Ammann bastelt angeblich an einer Wunderbindung. Ist das nur psychologische Kriegsführung?

Wirklich? Dann gratuliere ich ihm. Speziell bei Großereignissen steht das Thema Psychologie im Vordergrund. Jeder sagt, dass er einen neuen Schuh, eine neue Bindung oder Brille hat. Im Endeffekt zählt der Sprung. Große Quantensprünge beim Material gibt es sehr selten. In Vancouver war die neue Bindung für ihn sicherlich ein Vorteil. Aber ich glaube nicht, dass diesmal nochmal so etwas passieren wird.

Wieviele Weltcup-Siege würdest du für ein Olympia-Einzelgold eintauschen?

Das kann ich nicht beantworten, weil man das nicht miteinander vergleichen kann. Olympische Spiele sind nur alle vier Jahre, weshalb sie oft eigene Gesetze haben. Es gab schon oft Top-Favoriten, die nie eine Olympia-Medaille gewinnen konnten und umgekehrt.

Du bist leidenschaftlicher Fotograf. Wirst du in Sotschi wieder mit der Kamera unterwegs sein?

Die Kamera ist auf jeden Fall im Gepäck und werde wieder neue Bilder im Fotoblog auf meiner Homepage veröffentlichen.