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"Es war ganz hässlich hier zu spielen"

Heute Redaktion
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Bild: Heute.at

Rapid schlitterte zum Auftakt der Europa League in eine bittere 1:2-Niederlage gegen Rosenborg Trondheim. Heute.at war beim "Geisterspiel" vor Ort und schildert die Eindrücke aus dem leeren Ernst-Happel-Stadion.

. Heute.at war beim "Geisterspiel" vor Ort und schildert die Eindrücke aus dem leeren Ernst-Happel-Stadion.

Gespenstische Stille herrschte vor dem Stadion. Wenn man es nicht wüsste, man hätte nie vermutet, dass im Ernst-Happel-Stadion an diesem Donnerstagabend Europa League gespielt wird. Die vor dem Oval errichtete Sperrzone: Ein gespanntes Baustellenband, an dem alle zehn Meter ein Ordner wachte. Wie angekündigt, blieben die Fanklubs dem Prater fern. Nur zwei grün-weiße Anhänger machten sich einen Spaß daraus, die Ordner mit ihrer Eintrittskarte in der Hand zu fragen, wo sie denn nun reindurften - doch sie mussten draußen bleiben.

"Rapid-Viertelstunde" eingeklatscht

Im leeren Oval war es noch skurriler. Zu den düsteren Klängen der Electronicgruppe "Kruder & Dorfmeister" wärmten die Spieler auf. Schließlich hatte der DJ Erbarmen und legte eine CD mit Rapid-Liedern ein. Erst als die Mannschaften auf den Rasen liefen und die Musik abgedreht wurde, setzte die Stille ein. "Ich habe mit soetwas überhaupt keine Erfahrung, das war ganz hässlich hier zu spielen", schilderte Rapid-Goalie Lukas Königshofer seine Eindrücke. Stimmung: Fast Fehlanzeige. Gelegentlich kamen Anfeuerungsrufe aus dem VIP-Bereich, teilweise sogar von der Pressetribüne. Zumindest die "Rapid-Viertelstunde" wurde brav von allen eingeklatscht.

"So ein Tor haben wir noch nie bekommen"

Das Spiel selbst konnte nicht unglücklicher für Rapid laufen. "Es war eine absolut vermeidbare Niederlage. Wir haben viel mehr für das Spiel getan und mehr Ballbesitz gehabt. Durch eine Kette von Fehlern unserer Abwehr ist Rosenborg in Führung gegangen", meinte Rapid-Trainer Peter Schöttel. Das 0:1 hätte durch ein einfaches Ballwegschlagen verhindert werden können, stattdessen wollte es Gerson zu schön machen. Dass der Pfiff nach einem Foul an Königshofer vor dem Treffer ebenso ausblieb, ärgerte auch Peter Schöttel, stellte aber fest: "So ein Tor haben wir noch nie bekommen seit ich hier Trainer bin."

Auch beim 0:2 sah Gerson nicht gut aus, er verschätzte sich beim Kopfball und so konnte Mikael Dorsin ungehindert einnetzen. "Dann wurde es schwierig, weil diese Mannschaft von Haus aus sehr tief gestanden ist und gut verteidigt hat", so Schöttel. Als Markus Katzer den Anschlusstreffer erzielte, kam Rapid aber nochmals stark auf und fand gute Chancen vor - besonders als Deni Alar zum Elferpunkt schritt. Doch diesmal vergab Rapids bester Europacup-Schütze dieser Saison. "Es ist sehr bitter. Es tut mir Leid für die Mannschaft, weil wir ganz gut gespielt haben. Wenn ich den Elfer reinmache steht es 2:2 und dann hätten wir die Partie vielleicht noch gewinnen können", meinte Alar geknickt.

"Scheiß drauf!"

Terrence Boyd versuchte seinen Kollegen gleich wieder aufzubauen: "Ich bin nach dem Elfer sofort zu ihm gegangen und habe gesagt: ‚Scheiß drauf!‘ Und auch Kapitän Steffen Hofmann nahm Alar in Schutz: "Deni hat den entscheidenden Elfer erzielt, damit wir überhaupt da sind." Rapid steckte bis zum Schluss nicht auf, doch es reichte nicht. "Das ist eine Niederlage, die wir uns selbst zuzuschreiben haben, weil wir in der Defensive zu viele Fehler gemacht haben. Wir haben gute Chancen gehabt, aber wenn man die nicht verwertet, darf man sich nicht beschweren, dass man dieses Spiel nicht gewinnt", analysierte Schöttel trocken.

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Auf die fehlenden Fans wollte sich aber keiner ausreden. "Mit den Zuschauern im Rücken hätten wir vielleicht ein, zwei Prozent mehr aus uns rausholen können", meinte Hofmann, der die Chance auf den Aufstieg noch nicht abgehakt hat: "Die sind nicht wirklich gestiegen, aber vielleicht gelingt uns die eine oder andere Überraschung." Dann werden auch wieder Fans im Stadion sein. Die Anhänger mussten sich diesmal mit dem Public Viewing im Hanappi-Stadion begnügen. Rund 5.000 kamen, die Stimmung war aber eben wie ein Match im Stadion ohne Spieler auf dem Rasen - nicht Fisch, nicht Fleisch.

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