Sport

"Hirscher war wie ein Gott für mich"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: GEPA

Schnell, schneller, Manuel Feller! Der 24-jährige Slalom-Artist fährt einen der flottesten Schwünge im Ski-Zirkus. Abseits der Piste mag es der Reggae-Fan ruhig - und entspannt beim Fischen. Im "Heute"-Talk verrät der Tiroler, was er von Marcel Hirscher hält, ob es dem Sport an Typen fehlt und wie er bei der WM abschneiden will.

Schnell, schneller, abschneiden will.

Herr Feller, was darf man von Ihnen bei der WM erwarten?

"Ich bin am Start, um Topergebnisse abzuliefern, nicht um im Mittelfeld zu fahren. Das Podest ist auf jeden Fall drin."

 

Sie riskieren meist viel, was immer wieder Ausfälle zur Folge hat. Wie viel Kopfsache ist Skifahren?

"Ich würde sagen, 50 Prozent gehen vom Kopf aus. Es geht um Selbstvertrauen. Trainingsweltmeister hat es schon viele gegeben. Es im Rennen auf den Punkt zu bringen, ist aber wieder ganz was anderes."

 

Wie betreiben Sie Frustabbau?

"Bei einem Bier mit einem Freund. Aber nur eines."

 

Der große Star im ÖSV-Team ist Marcel Hirscher. Ist er Ihr großes Vorbild?

"Als ich klein war, war Hermann Maier das Maß aller Dinge. Damals wusste ich aber noch nicht, dass ich einmal Ski-Profi werde. Das war unrealistisch, zu weit weg. Ich bin dann Jahr für Jahr eine Treppe raufgekommen – mit Rückschlägen. Später war Bode Miller mein Typ. Der hat mir ziemlich getaugt. Mittlerweile ist es der Marcel. Auch wenn ich ihn nicht mehr so als Star betrachte. Er ist mittlerweile zum Angreifen. Als kleiner Bub sieht man die Athleten mehr als Götter. Jetzt ist Marcel mit mir in der Mannschaft. Was er zeigt, ist sportlich das Größte, was ich je gesehen hab. Er steht in nahezu jedem Rennen am Podest, das ist Wahnsinn. Man weiß, wie schnell ein Einfädler passiert. Er ist einer der größten Sportler die es gibt."

 

Hand aufs Herz: Würden Sie mit ihm tauschen?

"Die Erfolge hätte ich gerne, seinen Status aber nicht. Man kann das schwer nachfühlen, von wie vielen Seiten er angesprochen wird. Er kann nicht mal mit dem Auto fahren, ohne erkannt zu werden. Oder ins Kino gehen. Er muss fünf Minuten nach Filmbeginn reingehen und verlässt den Saal zehn Minuten vor dem Ende. Du weißt auch nicht mehr, was die Leute von dir wollen. Ist es das Geld? Zum Glück hat Marcel die Laura schon früh kennengelernt."

 

Werden Sie auch auf der Straße erkannt?

"Ich war zuletzt in Innsbruck Pizza essen. Da kam einer her und wollte ein Foto machen. Das ist mir zuvor noch nie passiert, wenn ich privat unterwegs war. Beim Marcel ist das aber immer so, jeden Tag. Für mich ist komplett verständlich, dass er zum Teil den Kopf runter gibt und nur geradeaus schaut. Irgendwann musst du dich zurückziehen, sonst kannst du dich am nächsten Baum aufhängen."

 

Sie gelten als bunter Hund. Was machen Sie, um zu entspannen?

"Karpfenfischen. Letztes Jahr war ich mit einem Freund in Kärnten an der Drau. Da sind wir zwei Tage mit Campingausrüstung gesessen und haben gefischt. Der größte Fang hat 20 Kilo gewogen. Ansonsten höre ich ganz gern Musik, nämlich Reggae und Dancehall. Das ist vielleicht auch ein bisschen anders als bei den meisten anderen Skifahrern."

 

Man merkt schnell, Sie sind ein echter Typ, haben ein Profil. Fehlt es dem Skisport an Leuten wie Ihnen?

"Es schwimmen schon viele in die selbe Richtung. Jeder ist irgendwie gleich. Ich finde es lustiger, wenn man sich etwas abhebt. Ich mach das nicht, weil ich Aufmerksamkeit will, ich bin einfach so. Kapperl, weitere Hose. Skatermäßig war ich schon immer. Wieso soll ich mich, nur weil ich jetzt im Skizirkus bin, anpassen?"

 

Verstellen sich manche Kollegen?

"Sagen wir so: Ich konnte früher mir fremden Leuten nicht wirklich reden. Das hat sich dann später durchs Internat geändert, da bin ich offener geworden. Andere tun sich eben schwerer, auch vor Medien. Sie verstellen sich nicht bewusst, es ist mehr ein Schutzmechanismus."

 

Erich Elsigan

 

;