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"Ich bin kein seniler Fiesling und 73 Jahre jung"

Heute Redaktion
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Bild: AIDAN CRAWLEY (EPA)

Er hat noch nicht fertig! Giovanni Trapattoni schreibt am Sonntag bei der Fußball-EM Geschichte. Beim Match seiner Iren gegen Kroatien ist der Italiener 73 Jahre und 85 Tage alt und bricht den Rekord von Otto Baric. Im Heute-Interview spricht der "Maestro" über Salzburg, seine Frau und die Zehn Gebote.

Er hat noch nicht fertig! Giovanni Trapattoni schreibt am Sonntag bei der Fußball-EM Geschichte. Beim Match seiner Iren gegen Kroatien ist der Italiener 73 Jahre und 85 Tage alt und bricht den Rekord von Otto Baric. Im Heute-Interview spricht der "Maestro" über Salzburg, seine Frau und die Zehn Gebote.

Mister Trapattoni, mit mehr als 20 Titeln  zählen Sie zu den erfolgreichsten Coaches der Welt. Fühlen Sie sich mit 73 Jahren als Trainer-Dinosaurier?

"Ich bin 73 Jahre jung und nicht alt. Ich bin kein seniler Fiesling, lebe auch nicht in der Vergangenheit, sondern setze auf Erfahrung. Ich stand schon als Spieler in Endspielen. Ich weiß, was sich damals tat. Erfahrung zu haben, ist in der heutigen Zeit modern."

Haben Sie Ihre Methoden im Laufe der Jahre verändert?

"Wir sind hier nicht im Theater, in La Scala oder so. Fußball ist etwas Konkretes - ein Ball, ein Platz, ein Gegner und ein klares Konzept. Darauf basiert mein Erfolg. Glauben Sie mir, ich verstehe ein bisschen was von Fußball nach all den Jahren. Und mit der Zeit bin ich immer gegangen. Fußball ist eine Schule. Und Fußball ist auch mein Leben. Meine Frau hat immer versucht, mich davon loszureißen - recht erfolglos übrigens."

Sie bezeichneten die EM-Teilnahme mit Irland als einen Ihrer größten Erfolge. Was ist drin?

"Alles! Wir können aber auch leer ausgehen. Es kommt auf die richtige Mentalität an. Das entscheidet. Ich sage meinen Spielern immer: 'Glaubt felsenfest an euch.' Das haben sie kapiert. Im Fußball zählt nur das Ergebnis, alles andere ist nach drei Tagen wieder vergessen."

Die schwere Auslosung haben Sie ganz sicher nicht vergessen.

"Italien wird eine Herausforderung - da lacht mein Herz. Wir werden auf Sieg spielen. Kroatien ist stark. Und Spanien ist für mich der Turnierfavorit. Dennoch wird diese EM ihr wahrscheinlich schwierigstes Turnier. Als Welt- und Europameister ist der Druck gleich doppelt groß."

Als Sie in Salzburg Trainer waren, wurden Sie öfters für Ihre defensive Spielweise kritisiert. Weht Ihnen in Irland ein ähnlich rauer Wind ins Gesicht?

"Es gibt Teams, die siegen, und es gibt Teams, die besser sind und verlieren. Ich bevorzuge Variante eins - das Ergebnis und nicht die Show."

Sie besitzen mehr als 2000 Klassik-CDs. Abgesehen von der Musik: Was vermissen Sie noch an Österreich seit Ihrem Abschied vor vier Jahren?

"Glauben Sie mir: Ich bin nicht gerne aus Salzburg weggegangen. Ich habe mich in Österreich wohlgefühlt. Verein und Fans hätte ich gerne mehr gegeben. Es fehlte manchmal aber auch das nötige Glück."

Wissen Sie, wer heute am Trainersessel der Bullen sitzt?

"Ricardo Moniz."

Warum gelang der Truppe noch immer nicht der Sprung in die Champions League?

"Als Außenstehender kann ich das nicht beurteilen."

Signor Trapattoni, Sie coachen in Ihrem "Zweitberuf" das Nationalteam des Vatikan. Wann haben Sie zuletzt gegen die Zehn Gebote verstoßen?

"Niemals - ha, ha, ha!"

Die goldenen EURO-Oldies

73 Jahre, 85 Tage*    Giovanni Trapattoni    Irland    2012

71 Jahre, 2 Tage    Otto Baric    Kroatien    2004

69 Jahre, 337 Tage    Luis Aragonés    Spanien    2008

69 Jahre, 215 Tage    Otto Rehhagel    Griechenland    2008

69 Jahre, 40 Tage    Vujadin Bokov    Jugoslawien    2000

Die jungen EURO-Wilden

36 Jahre, 333 Tage    Srecko Katanec    Slowenien    2000

36 Jahre, 355 Tage    Michel Platini    Frankreich    1992

37 Jahre, 255 Tage    Frank Rijkaard    Niederlande    2000

38 Jahre, 321 Tage    Mircea Lucescu    Rumänien    1984

39 Jahre, 271 Tage    Slaven Bilic    Kroatien    2008

Martin Huber und Erich Elsigan