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"Ich fahre nicht zum Sightseeing nach Frankreich"

Heute Redaktion
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Marcel Sabitzer ist Österreichs zwölfter Mann! Sieben Mal kam der Leipzig-Legionär in der EM-Quali zum Einsatz, sechs Mal als Joker. Im Heute-Interview spricht der 22-Jährige über seine Rolle in Frankreich - und den Aufstieg mit Leipzig.

Marcel Sabitzer ist Österreichs "-Quali zum Einsatz, sechs Mal als Joker. Im "Heute"-Interview spricht der 22-Jährige über seine Rolle in Frankreich – und den Aufstieg mit Leipzig. 

 EM-Quali oder Bundesliga-Aufstieg – was war schwerer zu erreichen, was bedeutet Ihnen mehr?

"Man kann das natürlich schwer miteinander vergleichen. Beide Dinge sind aber definitiv sehr hoch und überaus positiv einzustufen. Das Training bei RB Leipzig prägt jedenfalls mein tägliches Leben und meine stetige Entwicklung. Und daher ist das im Vergleich schon ein Stück weit anders. Die EM-Qualifikation ist eine großartige Erfahrung, ich freue mich riesig auf das Turnier."

 Sie sind seit einem Jahr in Leipzig –Ihre erste Auslandsstation. Haben Sie sich weiterentwickelt?

"Mein Deutsch ist besser geworden (lacht). Ich denke, ich habe in allen Bereichen noch mal einen Schritt nach vorne gemacht, sowohl sportlich als auch in der Persönlichkeitsentwicklung. Acht Tore und fünf Vorlagen sind in Ordnung für meine Position, ich spiele ja hier eher etwas hängend hinter den Spitzen."

 Von außen betrachtet fühlt sich RB Leipzig ein bisschen rot-weiß-rot an. Sie, Mateschitz, Ilsanker. Dazu Boyd, Gulacsi, Bruno, die alle in Österreich gespielt haben. Wie empfinden Sie das?

"Es ist sehr angenehm, weil man sich mit ihnen auch über die heimische Liga und andere Dinge, die in Österreich passieren, austauschen kann. Jetzt bekommen wir ja auch noch einen österreichischen Trainer."

 Sie sprechen Ralph Hasenhüttl an. Kennen Sie ihn persönlich? Liegt Ihnen sein Stil?

"Ich kenne ihn nur vom Hörensagen. Er hat in Ingolstadt einen super Job gemacht, seine Erfolge sprechen für sich. Unser Spielstil wird sich unter ihm bestimmt nicht wesentlich verändern, RB hat schließlich eine klare Spiel-Philosophie."

Sie haben bei Leipzig bis 2021 verlängert. Was wollen Sie bis dahin mit den "Bullen" erreicht haben? Meistertitel, Champions League?

"Das ist ganz schwer zu sagen. Wichtig war jetzt einmal der Aufstieg. Der nächste Schritt muss sein, sich in der Bundesliga zu etablieren. Aber Hochrechnungen anzustellen, was wir wann erreichen können, wäre zum jetzigen Zeitpunkt definitiv vermessen."

 Zum Teil war zu lesen, dass ihr der neue "Bayern-Jäger" sein werdet, das Spielerbudget verdoppelt und um 50 Millionen aufgerüstet wird.

"Das Budget kenne ich nicht und kann ich auch nicht beurteilen. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Es ist ja nicht so, dass lauter Superstars zu uns kommen. Wir sind eine junge Mannschaft, mit der Bundesliga betreten die meisten von uns Neuland. Von „Bayern-Jäger“ kann da keine Rede sein. Wir werden weiterhin einen Schritt nach dem anderen machen."

 Auf welche Duelle oder Stadien freuen Sie sich am meisten?

"Jedes Spiel wird ein Highlight. Besonders freue ich mich aber auf die Duelle mit den anderen Österreichern. Und davon gibt es ja mittlerweile einige."

 Thema Nationalteam: Die EM naht, das letzte ÖFB-Camp in der Schweiz hat begonnen. Wie groß ist die Anspannung schon?

"Ich habe das Thema lange weggeschoben, weil der Aufstiegskampf in Deutschland sehr fordernd war. Aber jetzt denke ich schon immer öfter an Frankreich. Mittlerweile weiß ich, dass ich zum Kader gehöre."

 Viele Spieler haben heuer Großes erreicht: Sie den Aufstieg, Janko, Fuchs, Alaba, Dragovic wurden Meister. Wie schwer wird es sein, jetzt nochmal das System hochzufahren?

"Überhaupt nicht schwer. Wir brauchen keine Zusatzmotivation. Wir wissen alle, um was es geht. Und: für die anderen Nationen und deren Spieler gilt ja genau dasselbe."

 Sie sind unter Koller meist Joker Nummer eins, sollen dem Spiel nochmal Schwung verleihen. Eine wichtige Aufgabe. Aber auch zufriedenstellend?

"Es ist ja klar, dass jeder soviel wie möglich spielen will. Aber ich bin sehr froh, Teil dieser Mannschaft zu sein – auch weil wir uns einfach wahnsinnig gut verstehen. Ich gebe in jedem Training alles und versuche mich anzubieten. Alles andere liegt nicht in meiner Hand."

 Ungarn, Portugal, Island – alle schlagbar? Oder kann es ein böses Erwachen geben?

"Ein Turnier hat immer seine eigenen Regeln, es spielen viele Faktoren eine Rolle. Viele Leute spekulieren bereits und sehen uns als Favorit. Das dürfen wir Spieler nicht überbewerten. Wir wissen, es wird schwer. Aber wir wissen auch, wir können jeden schlagen. Es wird unter anderem von der Tagesform abhängen."

 Fiebern Sie dem Duell mit Ronaldo besonders entgegen? Sie gelten als großer Fan von ihm.

"Das stimmt, ich bewundere ihn als Sportler. Er ist einer der weltbesten Spieler und ich freue mich auf die Partie. Aber: Im Spiel selbst ist das dann völlig egal. Da nimmt man nicht mehr wahr, ob da jetzt ein Superstar am Platz steht. Wir müssen auf die zehn anderen Spieler genauso aufpassen."

 Worauf freuenSie sich in Frankreich, abseits der Spiele, am meisten?

"Ganz ehrlich: Die Spiele sind das absolute Highlight. Ich fahre nicht zum Sightseeing nach Frankreich."