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Pleite-Keeper Karius: "Team im Stich gelassen"
Liverpools Keeper Loris Karius war die tragische Figur des Champions-League-Finales. Einen Tag später äußert er sich zu seinen Patzern.
Für den FC Liverpool lief im Finale der Champions League in Kiew so ziemlich alles schief. Niemand personifizierte das Unglück der Engländer am Samstagabend so sehr wie ihr deutscher Goalie Loris Karius.
"Wenn die Dinge nicht so schlecht gelaufen wären, hätten wir gewinnen können", sagte Jürgen Klopp nach der 1:3-Niederlage seiner "Reds" gegen Real Madrid. Der Deutsche ließ in diesem Augenblick, eine gute Stunde nach Match-Ende, wohl die Partie nochmals Revue passieren, erinnerte sich an die Verletzung von Mohamed Salah, die nach einer knappen halben Stunde einen Bruch im Spiel seiner Mannschaft provoziert hatte, und vor allem an die beiden schweren Fehler seines Keepers und Landsmannes Karius.
Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht
Das könne die Karriere eines Goalies zerstören, sagte Oliver Kahn, der frühere Welttorhüter und heutige TV-Experte. Er könne sich nicht erinnern, aus der Sicht eines Goalies jemals etwas Brutaleres gesehen zu haben, gerade in einem Finale. Mit einem unbedachten Abwurf schenkte Karius dem unmittelbar vor ihm lauernden Karim Benzema das 1:0, und beim dritten Treffer der Madrider glitt ihm der Weitschuss von Gareth Bale durch die Finger. Es war ein einziger "Albtraum in Kiew", schrieb die englische Zeitung "Daily Mail". "Das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht", sagte Klopp.
Karius schlug sich nach dem Horrorspiel wacker. Kurz legte er sich nach dem Schlusspfiff hin, lag eine Weile einsam auf dem Rasen, bis einige Spieler von Real Madrid den Versuch unternahmen, ihn aufzurichten. Danach erhob er sich und ging unter Tränen zur Kurve der Liverpooler Fans, um sich zu entschuldigen. Erst nach Mitternacht durfte er sich endlich zurückziehen.
"Ich fühle nichts im Augenblick"
"Es tut mir leid für jeden, im Team, im Klub, dass diese Fehler uns so teuer zu stehen kamen. Ich habe heute mein Spiel verloren, ich fühle nichts im Augenblick", sagte Karius dem britischen Radiosender "talkSport". "Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich es tun. Ich weiß, ich habe meine Mannschaft im Stich gelassen. Es ist sehr hart, aber so ist das Leben eines Goalies. Du musst den Kopf wieder hochnehmen."
Nachfolger werden gehandelt
Einen kühlen Kopf und breite Schultern wird Karius in den kommenden Wochen benötigen, zumal er bereits vor seinen schwerwiegenden Fehlern umstritten war. Seit seinem Wechsel von Mainz nach Liverpool für eine vertraglich festgeschriebene Ablösesumme von sechs Millionen Euro im Sommer 2016 wird er kritisch beäugt. Gleich zu Beginn seiner Zeit in England zog er sich einen Handbruch zu und erhielt später wegen einiger Fehler den Übernamen "Flutschfinger". Zwischenzeitlich machte Klopp den Belgier Simon Mignolet zur Nummer 1. Erst seit Jahresbeginn war Karius wieder der Stammkeeper und zeigte ein gutes letztes Halbjahr, was allerdings nach Kiew bedeutungslos ist.
Karius besitzt noch für die nächsten drei Jahre einen Vertrag in Liverpool, doch ob das reicht, um seinen Platz als Nummer 1 im Tor der Engländer zu halten, ist fraglich. Beim 18-fachen englischen Meister werden schon große Namen gehandelt. Brasiliens Alisson Becker (AS Roma), der Slowene Jan Oblak (Atlético Madrid) oder Italiens Talent Gianluigi Donnarumma (AC Milan) sollen auf der Kandidatenliste stehen. (sda)
(red.)