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"Ich weiß nicht so recht, was mit Lindsey Vonn abgeht"

Heute Redaktion
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Bild: GEPA

Herbert Mandl ist eine Trainer-Legende. 37 Olympia- und WM-Medaillen holten die österreichischen Ski-Damen unter seiner Leitung, ehe er das Amt 2013 an Jürgen Kriechbaum übergab. "Heute" sprach mit dem 55-Jährigen über Sensationssiegerin Christine Scheyer, die Comebacks von Lindsey Vonn und Anna Veith - und die Technik-Krise.

Herbert Mandl ist eine Trainer-Legende. 37 Olympia- und WM-Medaillen holten die österreichischen Ski-Damen unter seiner Leitung, ehe er das Amt 2013 an Jürgen Kriechbaum übergab. "Heute" sprach mit dem 55-Jährigen über – und die Technik-Krise.

Herr Mandl, Siege der ÖSV-Damen sind selten geworden. In Zauchensee aber hat Jungspund Scheyer alle überrascht. Sie auch?

"Jein. Viele glauben, dass der Sieg aus heiterem Himmel kam. Die Christine hat sich aber in den letzten Rennen sukzessive gesteigert. Es ist eine erfrischende Sache, wenn eine so junge Läuferin so durchstartet. Das gibt der ganzen Mannschaft Auftrieb und neuen Mut. Es zeigt, wir sind am richtigen Weg."

Hatten Sie Scheyer zu Ihrer Zeit auch schon am Radar?

"Am Radar schon. Man hat sie aus den Landesverbänden gekannt. Sie hatte aber immer wieder Verletzungen, deshalb hat es etwas gedauert, bis sie ins Nationalteam gekommen ist. Aber man sieht: Wenn man fleißig arbeitet, zahlt es sich aus."

 

Jetzt sollten die Technik-Damen nachziehen. Die sind heuer noch ohne Podestplatz. Woran liegt das?

"Ich denke, die jungen Läuferinnen bringen gute Leistungen, aber von heute auf morgen geht halt auch nichts. Das muss man so sagen. Im Europacup waren sie sehr gut letztes Jahr. Das im Weltcup umzusetzen, ist wieder eine andere Geschichte. Wenn dann Arrivierte fehlen, kommt der Druck auch noch dazu. Dann erwartet man schnell zu viel."

Wie beurteilen Sie das Comeback von Anna Veith?

"Anna hat im Riesentorlauf gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist, schon wieder schnell zu fahren. Natürlich fehlt ihr die Rennpraxis – die gehört aber dazu. Das Selbstvertrauen muss wieder kommen."

 

Sie will am Wochenende ihr Speed-Comeback geben. Eine gute Idee?

"Das muss sie selbst wissen. Sie muss sich in der Lage fühlen. Wenn sie an den Start geht, weiß sie, dass sie körperlich fit ist."

 

Auch Lindsey Vonn ist zurück – wenige Wochen nach einem Oberarmbruch.

"Sie hat in Altenmarkt generell keinen guten Eindruck auf mich gemacht. Man hat gesehen, dass sie noch beeinträchtigt ist mit ihrem Arm. Diese Verletzung so schnell auszuheilen, ist fast nicht möglich. Ich weiß nicht, was mit ihr wirklich abgeht. Bekannt ist, dass sie auch persönliche Probleme hat. Ich hoffe nur, dass aus medizinischer Sicht nicht zu großes Risiko gegangen wird. Mit Gewalt kann man nichts erzwingen."

 

ÖSV-Boss . Er soll unter anderen Michi Kirchgasser indirekt den Rücktritt nahe gelegt haben. Wie haben Sie das erlebt?

"Kritik kann man an so einer Athletin nicht üben. Wenn, dann macht sie das selbst. Sie hat sich ja selbst viel mehr vorgenommen. Wenn die Fitness dann nicht mitspielt, wird es eben schwierig. Sie will ja vorne mitfahren. Aber auch eine Lizz Görgl hat noch genug Biss. Vielleicht ist sie manchmal sogar zu verbissen."

 

Zu Ihrer Zeit standen große Namen wie Dorfmeister, Götschl, Meissnitzer, Schild im Kader. Momentan ist Anna Veith der einzige Topstar. Wann ändert sich das?

"Große Namen müssen sich entwickeln. Bekannt wird man, wenn man Rennen gewinnt. Vielleicht ist Christine Scheyer der nächste Star. Dazu muss sie jetzt konstant werden. Man hat bei einer Ilka Stuhec gesehen, wie schnell es gehen kann. Die hat die ersten drei Abfahrten quasi aus dem Nichts gewonnen – und ist auch schon einige Jahre im Weltcup dabei. Bislang kannte sie kaum wer, jetzt schon."

Erich Elsigan