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"Jesus Greiss": Wie ein Mann die USA zerlegte

Die Eishockey-WM begann mit einem Sensations-Sieg der Deutschen gegen die NHL-Stars der USA. Die Gründe der Überraschung.

Heute Redaktion
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Die ersten vier Spiele der Eishockey-WM 2017 in Köln und Paris sind Geschichte und brachten eine handfeste Überraschung. Das deutsche Nationalteam startet mit einem 2:1-Sieg gegen den Medaillen-Aspiranten aus den USA ins Heim-Turnier. Vor einer tollen Kulisse in Köln besiegte die DEB-Auswahl das mit NHL-Cracks gespickte Team der Nordamerikaner.

Wie konnte den Deutschen dieses kleine Eishockey-Wunder gelingen? Drei Punkte waren ausschlaggebend:

1. Gnadenlose Effizienz

Zwei Mal gingen die Deutschen in Führung. Beide Male trafen sie in Phasen, in denen die US-Amerikaner einem Tor deutlich näher schienen. Eine geniale Idee von Patrick Reimer und ein eiskalter Abschluss von Arizona-Coyotes-Legionär Tobias Rieder brachten das 1:0. Ein Powerplay und ein abgefälschter Schuss von NHL-Veteran Dennis Seidenberg sorgten für das 2:1 und damit den Endstand. Die USA bissen sich indes im Angriff die Zähne an Thomas Greiss aus, dazu aber gleich mehr.

2. Klassisches USA-Problem

Davor noch zu Punkt zwei: dem Stotterstart der Nordamerikaner. Fast schon traditionell offenbarte die Truppe aus "zusammengewürfelten" NHL-Cracks Schwächen zum Turnierstart. Die Mannschaft ist noch nicht eingespielt, hatte nur ein gemeinsames Test-Match. Erschreckend war allerdings die Verteilung der Eiszeit. "Johnny Hockey" Gaudreau (Flames) stand fast durchgehend auf dem Eis, mit ihm seine Sturmpartner Jack Eichel (Sabres) und Anders Lee (Islanders). Linie drei und vier kamen nur zu Alibi-Einsätzen, um die Stars zu entlasten.

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Wollen die USA einen langen Turnier-Run hinlegen und ein Wörtchen um die Medaillen mitreden, könnte im dichten Spielplan die mangelnde Energie zum entscheidenden Faktor werden. Auf den ersten Blick kann der Kader mit der Tiefe jener von Kanada und Schweden nicht mithalten.

3. Thomas Greiss

Ihm gebührt nach dem Sieg der Deutschen alle Ehre. Im Netz wurde der Keeper nach dem Spiel gefeiert, zurecht. Sein neuer Spitzname "Jesus Greiss" wurde zum eigenen Hashtag. 43 Schüsse feuerten Gaudreau und Co. auf sein Tor ab. Die vorher erwähnte USA-Toplinie schoss alleine 22 Mal aufs Tor - keiner davon landete im Netz. Teils fehlten zwar nur Zentimeter und auch Aluminium musste mithelfen, mit seinen Saves war Greiss aber ganz klar der Match-Winner und wurde zurecht als MVP ausgezeichnet.

Die anderen Matches

In einer Abwehr-Schlacht setzte sich Russland mit 2:1 im Penaltyschießen gegen Schweden durch. Beide zeigten vor allem in der Defensive ansprechende Leistungen und unterstrichen ihre Medaillen-Ambitionen.

Finnland hatte gegen Weißrussland große Mühe, siegte schlussendlich mit 3:2. Titelverteidiger Kanada machte mit Top-Nation Tschechien kurzen Prozess, 4:1! WM-Gold-Favorit Nummer eins sind erneut die Ahornblätter.

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