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"Laufgott" Gebrselassie ohne Extrawürste

Der Superstar ist gelandet! Zum dritten Mal gastiert Leichtathletik-Ikone Haile Gebrselassie beim Wien-Marathon.

Heute Redaktion
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Der Superstar ist gelandet! Zum dritten Mal gastiert Leichtathletik-Ikone Haile Gebrselassie beim Wien-Marathon und traf am Freitag mit Bundespräsident Heinz Fischer zusammen.

Bereits Mittwochabend landete der Äthiopier am Flughafen Schwechat, um vor seinem Halbmarathon-Start am Sonntag Zeit für die Fans zu haben. "Wien ist eine ganz besondere Stadt", meinte er. Der bis 18. April 39-Jährige bestreitet zum dritten Mal in Folge den Halbmarathon. "Für mich ist das ein großer Test, dann sehen wir, was passiert", sagte die nimmermüde äthiopische Lauflegende, die neuerdings auch unter die Kaffeepflanzer gegangen ist.

"Fühle mich wie 20"

Der nahende 40. Geburtstag bereitet Gebrselassie kein Kopfzerbrechen. "Ich fühle mich wie zwanzig", versicherte er. Und auch noch stark genug, die 21,0975 Kilometer in einer Zeit unter einer Stunde zu laufen. 2011 benötigte er in Wien 60:18 Minuten, 2012 im Jagdrennen mit der Britin Paula Radcliffe 60:52.

Heuer startet er um 8:57 Uhr im OMV Champions Race gemeinsam mit einem Landsmann und drei Kenianern. "Ich laufe gegen mich selbst und nicht gegen andere. Ich höre, das Wetter soll günstig sein, dann sollte auch eine gute Zeit drinnen sein", hat sich Gebrselassie vorgenommen.

"Ich muss mich selbst checken"

Der Laufsport ist Gebrselassies täglicher Begleiteter - und das seit 26 Jahren. "Viele glauben, ich mache es wegen des Geldes. Nein. Ich mache es, weil ich sehen will, wie meine Form ist. Ich brauche Wettkämpfe, weil ich mich selbst checken muss." Der Körper verlange, dass er laufe. Der Körper muss laufen, der Körper muss schwitzen. Der Genuss ist ein Extra."

Und ein Ende ist nicht in Sicht, denn ab 40 kann Gebrselassie, der es in seiner Karriere auf 27 offizielle und inoffizielle Weltrekorde brachte, die Altersrekorde anpeilen. "Ich will der Schnellste in den Altersklassen 40, 45, 50 und so weiter sein", meinte der gut gelaunte Afrikaner auf einem Pressetermin in Wien lachend.

Gebrselassie war zuletzt am 2. Dezember 2012 in Fukuoka im Marathon angetreten, brach aber zehn Kilometer vor dem Ziel wegen eines Krampfes im Bein ab. Seitdem hat er eine gute Vorbereitung absolviert ("So wie in den vergangenen drei, vier Jahren auch"), kleinere aufgetretene Wehwehchen wischte er mit einer Nicht-der-Rede-wert-Handbewegung weg.

Wien ist besonderer Boden

Das Gebreselassie immer noch läuft, ist ein bisschen auch Wien zu verdanken. Völlig überraschend hatte er am 7. November 2010 nach seiner Aufgabe nach 25 Kilometern wegen Knieschmerzen beim New-York-Marathon seinen Rücktritt erklärt. Acht Tage später revidierte der damalige Weltrekordler die Entscheidung. "Den Halbmarathon in Wien lief ich 2011 dann in 60:18. Das ist top-top. Ich sagte mir, warum sollte ich aufhören, Wettkämpfe zu bestreiten?"

Zu Gast bei Heinz Fischer

Freitagfrüh war Gebrselassie zur Audienz bei Bundespräsident Heinz Fischer in die Hofburg geladen. Von Fischer bekam Gebrselassie einen Stift, den er seinem Vater weiterschenken will. Außerdem wurde er auf einen Skiurlaub in die Alpenrepublik eingeladen. "Und sie wissen ja, ich will Präsident von Äthiopien werden, wir haben schon einmal Erfahrungsaustausch gemacht", meinte er schmunzelnd. Getrunken wurde übrigens Kaffee - ein mittlerweile großes "Laster" von Gebrselassie.

Gebrselassie beschäftigt 600 Menschen

"Im Südwesten pflanze ich jetzt auch Kaffee. In ein paar Jahren will ich biologischen Weltklassekaffee exportieren", sagte der Geschäftsmann, der dem Getränk auch selbst fleißig zuspricht. "Ich trinke immer meinen Kaffee, das hält fit."

Gebrselassie lebt mit seiner Familie in einer Villa auf etwa 2.600 m am Rande der Yeka-Hügel von Addis Abeba. Daheim wird er als Volksheld verehrt. Er gibt 600 Menschen Arbeit, besitzt u.a. ein Hotelressort am Awassa See, ein Kino, ein Fitnesscenter, betreibt eine Immobilienfirma und hat Schulprojekte laufen.