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"Nicht einmal für Hirscher so viel Aufwand betrieben"

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Der Materialstreit rund um ÖSV-Hoffnung Katharina Liensberger sorgt weiter für Wirbel im Österreichischen Ski-Verband. Ein Start beim Saisonauftakt am Samstag in Sölden wurde der Vorarlbergerin verboten.

Nachdem die 22-Jährige nicht – wie vereinbart – am Mittwoch den unterschriebenen Vertrag mit der neuen alten Skifirma Rossignol beim Austria Ski Pool vorlegte, war Liensberger aus dem ÖSV-Aufgebot gestrichen worden. Der Grund: Alle ÖSV-Athleten müssen gültige Materialverträge haben.

ÖSV ist sauer

Beim ÖSV reißt langsam der Geduldsfaden mit der hoffnungsvollen Technikerin. "Es war früh ablesbar, dass es so nicht gehen wird. Das ist ihr auch so kommuniziert worden", schüttelte ÖSV-Alpindirektor Toni Giger im Kurier den Kopf. Schließlich hatte sich der Materialstreit schon seit dem Sommer angekündigt. Eine Lösung konnte nicht gefunden werden.

Um ihr doch noch ein konkurrenzfähiges Setup zu liefern, hatte der ÖSV Edi Unterberger, den früheren Servicemann von Marcel Hirscher, für Liensberger abgestellt, doch die Vorarlbergerin kam nicht zum Training nach Sölden. "Nicht einmal für Marcel Hirscher wurde so ein Aufwand betrieben wie in den letzten Wochen für sie", ärgerte sich ÖSV-Herren-Chef Andreas Puelacher.

"700.000 Euro"

Der ÖSV sieht die Zerstörung von jahrelanger Aufbauarbeit. Schließlich gilt die 22-Jährige vor allem im Slalom als vielversprechendes Talent. "Es weiß ja keiner, wie viel Geld da drinnen steckt, bis man eine Läuferin so weit bringt, wie die Kathi. Wenn man alles zusammenrechnet, sind das 700.000 Euro", so Giger weiter.

Nun hat Liensberger bis zum 15. November Zeit, einen unterschriebenen Vertrag mit Rossignol beim Austria Ski Pool vorzulegen. Dann könnte die Vorarlbergerin beim Slalom von Levi (23.11.) an den Start gehen. Doch auch die französische Ski-Firma schaltet auf stur: "Wir können auch ohne sie leben", hatte Rennleiter Stephan Mougin erklärt. Zugpferd ist schließlich Henrik Kristoffersen.

Der Material-Streit um Liensberger

Liensberger hatte im Sommer den Materialwechsel von Rossignol zu Käste geplant. Die Vorarlberger Skifirma kehrt nach 22 Jahren in den Weltcup zurück, wollte Liensberger als neuen Star. Das Problem dabei: Kästle produziert keine Skischuhe. Liensberger wollte, wie bisher, mit Lange-Schuhen fahren. Doch Lange ist Teil des Rossignol-Konzerns, deshalb legten sich die Franzosen quer. Ein Deal mit Dalbello kam nicht zustande, weil die Dalbello kein passendes Paket schnüren konnte.

So muss Liensberger zu Rossignol zurückkehren, wenn sie in der laufenden Saison noch ein Rennen fahren möchte. Die Franzosen wollen allerdings, dass die 22-Jährige einen Zweijahresvertrag unterschreibt. Das will Liensberger nicht.

Und Kästle? Aufgrund der Streitigkeiten kündigte der Austria Ski Pool den Vierjahresvertrag mit der Vorarlberger Skifirma mit April 2021. Dass nun ein ÖSV-Star auf Kästle wechselt, ist quasi ausgeschlossen.