"Skispringen kommt mir vor wie Karten spielen"

Gregor Schlierenzauer hat sich nach der Entscheidung des ersten Bewerbs der 62. Vierschanzen-Tournee kein Blatt vor den Mund genommen. Die häufigen Lukenverschiebungen stießen dem 23-jährigen Weltcup-Rekordmann sauer auf. Dass gerade nach seinem Sprung im zweiten Durchgang verkürzt wurde, kostete dem Tiroler Punkte, Platzierungen und wohl die Chance auf den Tournee-Sieg.

kein Blatt vor den Mund genommen. Die häufigen Lukenverschiebungen stießen dem 23-jährigen Weltcup-Rekordmann sauer auf. Dass gerade nach seinem Sprung im zweiten Durchgang verkürzt wurde, kostete dem Tiroler Punkte, Platzierungen und wohl die Chance auf den Tournee-Sieg. 

"Ich will wirklich keine Ausreden suchen, aber schön langsam kommt es mir so vor, als wenn wir Karten spielen könnten auch", sagte Schlierenzauer noch am Sonntagabend in Oberstdorf. "Es ist natürlich immer schwer, dass einem Außenstehenden zu erklären, weil im Endeffekt die Zuschauer immer nur die Weiten mitbekommen. Es ist halt so, wenn man zwei Luken runter geht und 7,8 Punkte dazukriegt, frage ich mich, wo man die in der Luft aufholen soll?"

Bei noch genauerem Blick auf die Ergebnisliste offenbaren sich die unterschiedlichen Anlauflängen. "Ich sehe ganz deutlich, wo die Punktesprünge drinnen sind, von jenen, die mit der Luke weiter oben waren." Natürlich sei Skispringen eine Freiluftsportart, bei der Glück und Pech mitentscheiden. Für den zweifachen Tournee-Gesamtsieger ist auch nicht nachvollziehbar, warum bei denkbar günstigsten Bedingungen, weniger Punkte abgezogen werden als bei längerem Anlauf im Vorhinein.."Wo soll man die acht Punkte aufholen, zu wenig weit war ich auch nicht im zweiten Durchgang", erinnerte er an seinen 137-m-Sprung.

"Man braucht jetzt Blück"

"Es entwickelt sich halt leider ein bisserl in die Richtung, dass man auch das Glück braucht, von wo man weg fährt, das Glück braucht, was der Windmonitor dann schlussendlich ausspuckt. Das ist zur Zeit das Skispringen." Dass zu allem Übel auch noch der Knopf vor Schlierenzauers Sprung ausgefallen ist, mit dem Cheftrainer Alexander Pointner den Anlauf verkürzen wollte, ist noch dazugekommen. "Der Computer hat derzeit halt sehr viel zum Rechnen, das ist klar", meinte Schlierenzauer sarkastisch.

Ihm sei es wichtig, festzustellen, dass er keine Ausreden suchen wollte. "Aber auch ein Kamil Stoch ist nicht so schlecht in Form und war heute auch chancenlos." Chancenlos in der Gesamtwertung sieht er sich mit 20,3 Punkten Rückstand auf Simon Ammann noch nicht. "Wenn ich die richtige Luke habe, ist alles möglich. 20 Punkte sind zum Aufholen, aber in Garmisch sollte was kommen, das ist klar, sonst wird's eng."

Schierenzauer hofft auf keine Anlaufveränderungen in einem Durchgang

Schlierenzauer wünscht sich jedenfalls, dass man den Durchgang vielleicht versucht, mit gleichem Anlauf durchzubringen. "Wenn man Golf spielt, schlägt man ja auch vom gleichen Abschlag ab, also sollte das schon möglich sein. Von Wut im Bauch wollte Schlierenzauer zwar nicht reden, denn seine Sprünge waren gut. "Ich bin Hillsize (137 m, Anm.) gehupft - wohin soll ich springen? Aber es ist halt schon ein bisserl schade, wo sich die ganze Sache hinentwickelt. Das tut natürlich einem Athleten wie mir, der mit sehr viel Herzblut dabei ist, schon ein bisserl weh."

APA/red