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"Wäre schön, wenn sich Kicker als schwul outen könnt...

Heute Redaktion
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Homosexualität wird in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert, in Österreichs Stadien ist das ein sehr schwieriges Thema. Homophobe Sprechgesänge aus den Fanblocks gehören zum Alltag. Heute.at hat mit den Kapitänen von Bundesligisten darüber gesprochen. Diese sind sich einig: Das große Problem ist die nicht vorhandene Akzeptanz bei den Fans. "Es wäre schön, wenn sich auch Fußballer als homosexuell outen und ohne Bedenken ins Stadion einlaufen könnten", erklärte etwa Altach-Kapitän Philipp Netzer.

-Kapitän Philipp Netzer.

Statistiker gehen davon aus, dass fünf bis zehn Prozent der Weltbevölkerung homosexuell sind. Daher könnte es in jeder Bundesliga-Mannschaft mindestens einen schwulen Kicker geben. In den meisten Stadien ist es aber immer noch alltäglich, dass Hunderte Fans Spieler und Schiedsrichter in Sprechgesängen als schwul oder "woarm" beschimpfen. Dabei müsste es von der Statistik her auch in den meisten größeren Fanklubs homosexuelle Mitglieder geben.

Heute.at hat sich deshalb mit den Bundesliga-Kapitänen über dieses heikle Thema unterhalten. "Homosexualität ist ein Angriffspunkt, den man den gegnerischen Fans liefert, daher ist das für viele Betroffene auch ein Hindernis und eine Hürde. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, ein Bewusstsein für Homosexualität in die Fanblocks zu bringen", meinte -Kapitän Michael Madl.

"Es gibt immer wieder Idioten"

Für Ex--Kapitän und mittlerweile Rapid-Abwehrchef Christoph Schößwendter besteht allerdings Hoffnung auf Besserung: "Die Akzeptanz für Homosexualität in der Gesellschaft ist mittlerweile schon so groß. Ich glaube nicht, dass das in der Fußball-Welt ein großes Problem wäre. Es hat sich in letzter Zeit in den Stadien schon gebessert, leider aber nicht in allen. Es gibt immer wieder diese Idioten, die auf solche Parolen aufspringen."

"Ich denke, dass auch solche Geschichten in den Medien dazu beitragen können, ein anderes Bewusstsein zu schaffen. Wenn sich Spielerpersönlichkeiten dazu bekennen, dass Homosexualität ganz normal ist, dann könnte es durchaus sein, dass die Fans dann eher auf die Spieler hören, als wenn sie das von irgendwem anderen hören", hatte Altachs Philipp Netzer einen Vorschlag für die Zukunft.

Hofmann: "Kein Platz für Diskriminierung!"

Auch -Kapitän Steffen Hofmann spricht sich dafür aus, dass im Stadion ein Umdenken passiert: "Nirgends, auch im Fußball nicht, darf es sein, dass Menschen aufgrund von persönlichen Einstellungen oder Neigungen diskriminiert werden. Als Verein kann der SK Rapid im Stadion hier helfen, das Bewusstsein zu schärfen. Etwa durch entsprechende Aktionen und Initiativen, die klar gegen Ausgrenzung und Diskriminierung sind."

In der Mannschaft selbst wäre ein Outing für die Kapitäne kein Problem: "Im Team wäre das sicher kein Thema! Im Damen-Fußball gibt es auch sehr viele lesbische Frauen, dort ist es auch kein Problem. Das Problem liegt eindeutig bei den Fans. Das ist aber nicht nur in Österreich so, das habe ich auch in Deutschland so mitbekommen", meinte -Goalie Robert Almer.

"Outing wäre positives Zeichen für die Gesellschaft"

Für den Rieder Gebauer steht fest: "Innerhalb der Truppe wäre ein Outing sicher kein Problem. Für die Gesellschaft wäre es ein sehr positives Zeichen, wenn sich einmal ein aktiver Spieler outen würde. Aller Anfang ist schwer und irgendjemand muss einmal damit anfangen. Wenn das der Fall ist, glaube ich, dass es in ein, zwei Jahren völlig normal wäre."

"Für die betroffene Person ist es nicht einfach. Es ist sicher sehr schwer den Schritt zu wagen und dann auch mit der Reaktion in den Stadien zurechtzukommen. Es ist eine gewisse Art von Selbstschutz für die Betroffenen sich nicht zu outen. Vielleicht dauert das noch eine gewisse Zeit. Es wäre natürlich schön, wenn sich auch Fußballer outen könnten und ohne irgendwelche Bedenken ins Stadion einlaufen könnten", hofft Altach-Kapitän Philipp Netzer auf eine Zeit ohne Homophobie am Fußballplatz.