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"Wir kriegen Arschtritt von Fink, wenn notwendig"

Heute Redaktion
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Austria-Kapitän Alex Grünwald: Warum kein Fußballer gerne in den Laufschuhen ist, die Meisterschaft spannend wird und er Rapid gerne verlieren sieht.

Wir haben uns beim Trainingsauftakt der Veilchen mit Austria-Kapitän Alex Grünwald unterhalten. Hier gibt's das komplette Interview mit der violetten Nummer 10!

Heute.at: Wie groß ist die Lust auf die neue Saison?

Alex Grünwald: "Sehr groß. Es war wichtig, dass wir uns wieder für die Europa-League-Quali qualifiziert haben. Die Saison fängt so bereits sehr spannend an. Aber die Ruhe jetzt im Urlaub hat auch sehr gut getan. Nach 52 Pflichtspielen muss man dem Körper auch einmal die Zeit geben zu rasten. Ich bin weg aus Wien, um den Kopf frei zu kriegen. Aber jetzt sind die Akkus wieder aufgeladen."

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesteckt?

"Wir waren am Dienstag den ersten Tag alle zusammen, da haben wir unsere Ziele noch nicht definiert. Aber ich denke auf jeden Fall, dass die Europa League ein großes Ziel ist. Das ist unser kurzfristiges Ziel, aber die genaue Definition der Ziele müssen wir noch mit unserem Trainer besprechen. Aber langfristig gesehen wollen wir, wenn Salzburg schwächelt, zur Stelle sein."

Die Vorbereitung im Sommer ist die Zeit der Schinderei. Jetzt werden die Grundlagen für die Saison gelegt. Wie sehr müssen Sie sich dabei überwinden?

"Es ist natürlich nicht ohne. Welcher Fußballer ist schon gerne in den Laufschuhen? Da gibt es nur ganz wenige, wenn überhaupt. Aber wir wissen, dass diese Zeit jetzt sehr, sehr wichtig für die Fitness ist. Man muss sich in der Vorbereitung einfach überwinden und quälen, damit man über das ganze Jahr hinweg eine gute fußballerische Leistung bringen kann. Das kapiert man als Profi irgendwann einmal, dann kann man sich auch leichter quälen. Im Endeffekt hatten wir sechs Tage frei, dann haben wir auch im Urlaub bereits einen Trainingsplan abgearbeitet. Läufe, Stabilisationsübungen und vieles mehr – wir bereiten uns im Urlaub quasi auf die Vorbereitung vor."

Sie haben im Jänner ihren Vertrag bei der Austria langfristig verlängert – trotz mehrerer Angebote aus dem Ausland. Warum halten Sie der Austria die Treue?

"Das ist über die Jahre so gewachsen. Ich bin bereits als Kind von Kärnten zur großen Austria in die Frank-Stronach-Akademie gekommen. Die Wertschätzung im Verein mir gegenüber ist sehr groß. Im Ausland hätte ich vielleicht um einiges mehr verdienen können, aber für mich geht es um mehr. Im Ausland ist man schnell nur eine Nummer, es muss nicht immer rosig rennen. Da können schwere Zeiten auf einen zukommen. Die Austria war sehr fair zu mir und hat mir einen guten Vertrag angeboten und deshalb habe ich mich so entschieden. Ich fühle mich hier richtig wohl, ich kenne alle Personen, die im Verein arbeiten. Wir haben gemeinsame Erfolge gefeiert, das verwurzelt einen."

Im Ausland hätten sie sich aber mehr ins Rampenlicht für die Nationalmannschaft spielen können…

"Das war keine Überlegung für mich. Ich war jetzt nie ein Thema, war ein paar Mal auf Abruf mit dabei. Das hat keine Rolle gespielt für mich."

Sie sind der Kapitän, tragen die Nummer 10 auf dem Rücken. Spüren Sie eine besondere Verantwortung?

"Man wächst in diese Rolle hinein. Wenn ich mir den Kader ansehe, erkenne ich, dass ich mit Abstand am längsten dabei bin von allen Spielern. Natürlich trage ich jetzt eine gewisse Verantwortung. Aber ich bin jetzt kein junger Spieler mehr, sondern ein gestandener Profi. Ich kann mit der Kapitäns-Rolle ganz gut umgehen. Natürlich muss die Leistung immer stimmen – nur so kann man Verantwortung übernehmen."

Sie haben die letzte Saison mit 15 Toren und zwölf Vorlagen beendet. Sind Sie zufrieden mit dieser Ausbeute?

"Ja. Ich denke, dass das meine beste Saison bis dato war. Vielleicht gemeinsam mit der Meister-Saison. Unser Trainer hat gemeint, dass ich 15 Tore schießen soll – das habe ich geschafft. Ich will mich jetzt aber nicht ausruhen, sondern probieren, dass ich das dieses Jahr toppe."

Sie gehen jetzt in die dritte Saison mit Thorsten Fink als Trainer. Welche Rolle spielte er bei den jüngsten Erfolgen?

"Eine sehr große. Ich habe so viele Trainer bei der Austria erlebt, da war nur selten eine Konstante. Fink geht jetzt in die dritte Saison, das hat es auch schon lange nicht mehr gegeben. Alleine das spricht bereits für sich. Er ist ein sehr emotionaler Typ, der immer darauf achtet, dass die Mannschaft in einer Balance ist. Aber wenn wir einen Arschtritt brauchen, dann kriegen wir den auch von ihm. Er stellt sich sehr oft schützend vor die Mannschaft, aber intern wird dann schon Klartext gesprochen. Wir sind alle sehr zufrieden, dass er hier unser Trainer ist."

Jetzt ist auch Transferzeit –bei der Austria sind noch einige Personalien offen. Unter anderem wird Larry Kayode den Klubs wohl verlassen. Wie schwer würde dieser Abgang wiegen?

"Das wäre natürlich ein Verlust. Er ist Torschützenkönig geworden. Seit er hier ist, hat er sehr viele Tore gemacht. Er ist ein Spieler, der polarisiert. Aber wenn er sich auf seine Leistung konzentriert, war er immer sehr, sehr wichtig für uns."

Mit Lukas Rotpuller hat auch der Abwehrchef seinen Abgang angekündigt. Das wäre der nächste herbe Verlust, oder?

"Lukas war ein absoluter Stammspieler, natürlich würde er uns fehlen. Zudem hat er immer sehr viel Spaß in die Kabine gebracht, das würde uns auch sehr abgehen. Aber man muss die Entscheidungen der Kollegen akzeptieren."

Zuletzt hieß es, dass sich der deutsche Routinier Heiko Westermann euch anschließen könnte. Fink beschreibt ihn in seiner Spielweise als "Tier" – fehlt so ein Typ jetzt in der Mannschaft?

"Rotpuller ist ein sehr aggressiver Spieler. Wenn er wirklich weggeht, würde ich eine Verpflichtung von Westermann sehr begrüßen. Wir sind ja noch immer eine sehr junge Mannschaft, seine Erfahrung würde uns sicher sehr gut tun. Wenn unser Trainer sagt, dass Westermann noch immer voll fit ist, dann wird das so stimmen."

Abgesehen von Salzburg – wen haben Sie sonst noch auf der Liste für die Plätze ganz oben in der Meisterschaft?

"Salzburg ist der Favorit – Trainerwechsel hin oder her. Den haben sie sowieso jedes Jahr. Sie werden sich auch sicher wieder gut verstärken. Danach sind wir und Rapid, die wollen mit Sicherheit die letzte Saison vergessen machen. Sie haben jetzt keine Doppelbelastung. Sturm, der LASK hat sich gut verstärkt. Dann gibt es immer Überraschungsmannschaften. Es wird mit Sicherheit eine sehr spannende Saison werden."

Wie haben Sie als Austrianer die Seuchen-Saison Rapids miterlebt?

"Sie sind unser größter Rivale. Natürlich wünscht man sich nicht, dass sie gewinnen – aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich wurde kritisiert, weil ich einmal gesagt haben soll, dass ich Schadenfreude gegenüber Rapid empfunden habe. Ich habe das Wort aber nie in den Mund genommen. Aber wenn Rapid verliert, stört es mich nicht. Das ist ganz normal so. Mir ist lieber, dass wir eine gute Saison haben und nicht umgekehrt. Aber schlechte Jahre gehören dazu, auch wir sind vor drei Jahren nur Siebenter geworden."

Wie bitter ist es für die Austria, dass sich das Comeback von Torhüter Robert Almer bis in den Herbst ziehen wird?

"Robert ist der Teamtorhüter, er bringt enorm viel Erfahrung mit. Das hat uns in der letzten Saison vielleicht in einigen Momenten gefehlt. Aber er ist nicht mehr der Jüngste, er muss dem Knie jetzt auch Ruhe geben. Mit Osman Hadzikic haben wir einen jungen und sehr guten Torwart, der sich bereits bewiesen hat."

(AK)