Nur zwei Millimeter lang ist die Rennstrecke im Hollywood Palladium, einer Arena am berühmten Hollywood Boulevard in Los Angeles. Wenige Stunden vor dem Start wurden die Samenproben der Teilnehmer abgenommen (die Details dazu erspart uns der Veranstalter freundlicherweise) und in Inkubatoren bei 37 Grad Celsius warm, also beweglich, gehalten.
Mit Rennanzügen betraten die beiden Finalisten die Bühne. Da das eigentliche Rennen denkbar schnell über die Runden ging, verfügte die Show über ein umfangreiches Rahmenprogramm. So trat etwa Rapper Ty Sign auf und es gab eine Performance von einer als Spermien verkleideten Gruppe, die sich auf der Bühne einen Show-Kampf mit schwarz vermummten "Gegnern der männlichen Fruchtbarkeit" lieferten.
Sportkommentatoren führten durch die Show, Interviewer befragten die Fans im Publikum nach ihren Lieblingskandidaten. Schließlich war es so weit: Mit einer Pipette wurden die "Läufer" an die Startlinie gebracht. Ihr "Sprint" wird mit dem Mikroskop verfolgt und mit visuellen Markern an die Großleinwand projiziert. Neben den 1.000 Zuschauern in der Arena verfolgten gut 100.000 Zuschauer auch auf Youtube den Livestream.
Der Gewinner erhielt am Ende 10.000 US-Dollar und eine Trophäe, die ein goldenes Spermium darstellt, während der Verlierer unter einer weißen, schleimigen Flüssigkeit duschen musste.
Wie kommt man auf die Idee, ein solches Rennen zu veranstalten? Der Grund hinter dem aberwitzigen Unternehmen ist eigentlich ernst. Die Veranstalter wollen damit die Aufmerksamkeit auf den Rückgang männlicher Fruchtbarkeit lenken. 1,5 Millionen Dollar kostete das Event, das durch Sponsoren aus der Biotech-Szene wie Nucleus Genomics sowie Ticketverkäufe finanziert wurde.
"Wir machen aus der Gesundheit einen Sport", schreiben sie auf ihrer Webseite Sperm Racing. Und weiter: "Bei Spermienwettkämpfen geht es nicht nur um Spermienwettkämpfe (obwohl, seien wir ehrlich, das ist urkomisch). Es geht darum, die Gesundheit in einen Wettbewerb zu verwandeln. Es geht darum, die männliche Fruchtbarkeit zu etwas zu machen, über das die Menschen tatsächlich reden, es verfolgen und verbessern wollen."
Rückgang der Spermien-Konzentration
Laut Sperm Racing und der "Bild" zeigen Studien, dass die Spermienqualität seit Jahrzehnten abnimmt. Seit den 1970ern hat sich demnach die Spermien-Konzentration weltweit halbiert – von 101 auf 49 Millionen pro Milliliter. Gründe dafür können u.a. Chemikalien, ungesunde Ernährung, Drogenkonsum und Stress sein.
Die Veranstaltung wurde von einem 17-jährigen Schüler und Unternehmer aus der Bay Area ins Leben gerufen – mit Hilfe dreier Freunde und wohlhabender Investoren. "Die Öffentlichkeit spricht nicht darüber, weil es ein Tabu ist", sagte Eric Zhu gegenüber Eyewitness News, einem Programm des US-Senders ABC. Mit solchen Veranstaltungen, die an sich nichts Anzügliches vorweisen, will er das Tabu aufbrechen.
Laut der Website von Sperm Racing hat die Gruppe eine mikroskopische Rennbahn gebaut, die das Fortpflanzungssystem nachahmt, einschliesslich chemischer Signale, Flüssigkeitsdynamik und synchronisierter Starts.
Zudem verfügt die Gruppe über ein "Sperm Racing Professional Sperm Analysis Kit", mit dem Konzentration, Motilität, progressive Motilität, Konzentration der beweglichen Spermien und Konzentration der progressiven beweglichen Spermien gemessen werden können.
Beim Event am Freitag siegte schließlich Tristan Milker (20, University of Southern California) mit seinen Spermien vor seinem Rivalen Asher Proeger (19, University of California). Begleitet wurde der Anlass vom Rapper Ty Dollar Sign und Youtubern und anderen Influencern.