Welt
107 Jahre verschollen – Legendäres Schiffswrack entdeck
Sensationeller Fund im Südpolarmeer: Der Tauchroboter fand die seit 107 Jahren auf dem Meeresgrund liegende "Endurance" von Sir Ernest Shackleton.
"Ohne Übertreibung: Das ist das bei weitem schönste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe", schwärmt Mensun Bound, Meeresarchäologe und Expeditionsleiter der Expedition "Endurance 22", die nach dem 1915 versunkenen Polar-Forschungsschiff "Endurance" von Sir Ernest Shackleton suchte. "Es steht aufrecht, es erhebt sich über den Meeresboden, es ist intakt und sehr gut erhalten", sagte er gegenüber der BBC.
Nun wurden die Forscher fündig: Sie entdeckten den Windjammer mit Hilfe eines Tauchroboters in einer Tiefe von 3.008 Metern am Grund des Südpolarmeers, etwa sieben Kilometer von der Position entfernt, die der Kapitän damals im Logbuch festgehalten hatte. Auf Unterwasseraufnahmen ist sogar der praktisch unversehrte Schriftzug des Namens des Schiffs am Heck zu sehen.
Am 100. Jahrestag von Shackletons Begräbnis
Forschungsdirektor John Shears bezeichnet den Moment, als die Kameras das Schiff erstmals erfassten, als "umwerfend": "Wir haben die schwierigste Suche der Welt nach einem Schiffswrack erfolgreich abgeschlossen, während der wir konstant gegen Treibeis, Blizzards und Temperaturen von minus 18 Grad kämpften. Wir haben erreicht, was viele für unmöglich gehalten haben."
Die Expedition war vom Falklands Maritime Heritage Trust ins Leben gerufen worden. Für die Suche nutzte das Team den südafrikanischen Eisbrecher Agulhas II und Tauchroboter des Typs Sabertooth von Hersteller Saab. Schließlich wurde das Wrack am Samstag entdeckt – dem hundertsten Jahrestag von Shackletons Begräbnis. Das Schiff soll nicht gehoben werden. Gemäß dem Antarktisvertrag gilt es als Kulturgut der Menschheit und steht unter strengem Schutz.
Schiff wurde 1915 aufgegeben
Die 44 Meter lange "Endurance" war an Shackletons Antarktis-Expedition in den Jahren 1914 bis 1917 beteiligt. Im unruhigen Weddellmeer fror sie östlich des Larsen-Schelfeises ein und war zehn Monate lang bewegungsunfähig, bevor sie 1915 schließlich vom umgebenden Eis zerquetscht wurde, mit Wasser volllief und später sank.
Die Expedition wurde legendär, weil es Shackleton und seiner Mannschaft gelang, der lebensfeindlichen Antarktis zu Fuß und in Booten zu entkommen. Das Team campierte erst so lange auf dem Meereseis, bis dieses brach und den Seeweg wieder freigab. Dann brach das Expeditionsteam in Rettungsbooten zur Elephant Island auf.
Weitere Station auf der Suche nach Hilfe war die Insel Südgeorgien, rund 1.400 Kilometer östlich der Falklandinseln. Trotz der extrem harten Bedingungen überlebte das gesamte 28-köpfige Expeditionsteam – laut dem "Spiegel" eine "Meisterleistung, die bis heute in Managementseminaren gelehrt wird".