"Lebensgefährliche Situation"

123-Transporter kappt Elektronik aus der Ferne

Nachdem einem Wiener über 1.100 Euro an Strafen abgebucht wurden, ließ er seine Karte sperren. Seinem Mietwagen wurde daraufhin der Saft gekappt.
Newsdesk Heute
09.09.2025, 21:26
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Die unzähligen, von "Heute" aufgedeckten Fälle ziehen langsam weitere Kreise. Im Auftrag des Sozialministeriums führt der Verein für Konsumenteninformation (VKI) derzeit ganze drei Verbandsklagen gegen den Minibus-Vermieter 123-Transporter – und auch Betroffene selbst suchen sich rechtliche Unterstützung im Kampf gegen die teils horrenden Strafen.

In der Ö1-Sendung "help" wird der Fall eines Wieners aufgegriffen, der Möbel von Österreich nach Sizilien transportieren wollte. Für die vier Tage zahlte er über 900 Euro. Doch am Ende sollten es deutlich mehr sein.

Denn seit Kurzem versucht sich 123-Transporter auch als Polizei: Per GPS werden Autos getrackt und vermutete Geschwindigkeitsübertretungen – auch wenn sie nur wenige Sekunden lang waren – in Echtzeit gestraft, das Geld vom Konto abgebucht. Jenem Wiener passierte das bereits kurz nach Fahrtantritt, 65 Euro waren weg.

"Heute" konfrontierte 123 Transporter mit diesen Informationen. Matthias Pajek, einer der Gründer des Unternehmens, sagt: "Bei Geschwindigkeitsüberschreitungen können bei 123-Transporter Vertragsstrafen anfallen. Die rechtliche Grundlage dafür ist in unseren AGB klar geregelt. Uns geht es um Fairness: Wer zu schnell fährt, nimmt bewusst ein höheres Unfallrisiko in Kauf. Würden wir auf solche Strafen verzichten, müssten letztlich alle anderen Kunden durch höhere Mietpreise das Fehlverhalten Einzelner mitfinanzieren – und das wäre aus unserer Sicht weniger fair."

Pajek weiter: "Wichtig ist uns dabei Transparenz und Fairness: Kunden werden mehrfach vor Fahrtbeginn darauf hingewiesen, dass bei Geschwindigkeitsverstößen Strafen drohen. Beim ersten Verstoß gibt es noch keine Strafe, sondern lediglich eine Warnung per Push-Nachricht. Erst bei weiteren Verstößen wird eine Vertragsstrafe verhängt."

1.115 Euro an Verkehrsstrafen

Doch dabei blieb es nicht, der Wiener, der sich einen Minibus mietete erzählt, dass weitere Abbuchungen folgten: 1.115 Euro buchte 123-Transporter vom Konto. Der Mann ließ seine Kreditkarte deshalb kurzerhand sperren, weitere Abbuchungen wurden so verhindert. Die Reaktion des Mietwagenunternehmens: Per Fernzugriff wurde mitten während der Fahrt die Elektronik lahmgelegt.

"Das Fahrzeug sei kaum noch zu lenken und zu bremsen gewesen – eine lebensgefährliche Situation für alle Verkehrsteilnehmer", heißt es auf "help.orf.at" bezugnehmend auf die Anwaltskanzlei Ortenburger Locher Huber, die den Betroffenen vertritt. Sie haben Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt und Datenschutzbeschwerde eingebracht.

123-Transporter bestreitet die Vorwürfe gegenüber "Heute" so: "Dieser Vorwurf ist aus unserer Sicht haltlos. Unser System ist technisch nicht darauf ausgelegt, während der Fahrt die Zündung zu unterbrechen. Die einzige Funktion, auf die wir Einfluss nehmen können, ist die Wegfahrsperre – Teil eines jedes modernen Fahrzeugs. Diese verhindert lediglich, dass ein Fahrzeug aus dem Stillstand heraus neu gestartet werden kann, indem die Verbindung zwischen Schlüssel und Schloss unterbrochen wird. Über unser Telematik-System können wir diese Funktion steuern, aber nur diese eine Funktion. Ein direkter Eingriff in die Fahrzeugsysteme findet nicht statt. Zum Einsatz kommen etablierte Systeme des Weltmarktführers im Telematikbereich, die wir gänzlich unverändert verwenden."

Laut Unternehmen wurden diese Systeme jetzt noch einmal geprüft: "Wir haben in beiden Fällen, die in Medienberichten immer wieder genannt werden, die Fahrzeuge mit unserem Telematikanbieter geprüft. Dabei wurde die Wegfahrsperre auch während voller Fahrt aktiviert – mit dem Ergebnis, dass die Systeme exakt so reagierten, wie sie sollen. Nach umfangreichen Tests fanden sich keinerlei Hinweise auf eine Fehlfunktion. Die erhobenen Vorwürfe sind daher kategorisch zurückzuweisen."

OBI kündigt Zusammenarbeit

Die fragwürdigen Methoden dürften sich mittlerweile dennoch herumgesprochen haben. Mehrere Unternehmen haben die Zusammenarbeit mit 123-Transporter beendet, darunter OBI, Hornbach und BauWelt Koch. Die Kündigung erfolgen zum ehest möglichen Zeitpunkt. Bellaflora überlegt derzeit noch das weitere Vorgehen.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 06.10.2025, 10:23, 09.09.2025, 21:26
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