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2:1! ÖFB-Wunder gegen Weltmeister Deutschland

Die ÖFB-Helden feiern in Klagenfurt gegen Deutschland sensationell ein "Mini-Cordoba". Österreich trotzt dem Sturm und siegt.

Heute Redaktion
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    Österreich besiegte Deutschland mit 2:1. "Heute" hat die besten Bilder.
    Österreich besiegte Deutschland mit 2:1. "Heute" hat die besten Bilder.
    (Bild: GEPA-pictures.com)

    Land unter in Klagenfurt! Österreich gewann sensationell die Wasserschlacht im Wörthersee Stadion gegen Deutschland mit 2:1. Es begann bitter: Ein schlimmer Torwart-Patzer von Jörg Siebenhandl führte zum Rückstand. Das ÖFB-Team wuchs über sich hinaus. Martin Hinteregger und Alessandro Schöpf drehten das Spiel und sorgten für das "Mini-Cordoba", 40 Jahre nach dem Original von 1978, 32 Jahre nach dem letzten Sieg gegen Deutschland. Sieben Siege in Folge gelangen zuletzt dem Wunderteam von 1934.

    Fast wäre das "Wunder von Kärnten" ins Wasser gefallen. Schwere Unwetter mit Starkregen und Hagel brachten den Ländertest an den Rand des Abbruchs. Der Anstoß erfolgte mehr als 100 Minuten später als geplant um 19:45 Uhr. Die Geduld der knapp 30.000 Fans wurde strapaziert, später mit einem unvergesslichen Kick belohnt:

    ÖFB-Beton

    Österreich startete bissig wie ein Rudel ausgehungerter Zwingerhunde. Marko Arnautovic und Alessandro Schöpf attackierten bei deutschem Spielaufbau früh. Der amtierende Weltmeister ließ sich aus der Ruhe bringen. In den Anfangsminuten führte das fast zum fatalen Ballverlust. Schöpf fehlten Zentimeter zum erfolgreichen Tackling und dem ersten Eins-gegen-Eins-Test für Rückkehrer Manuel Neuer.

    Auf dem regendurchtränkten Grün zog sich das Team von Franco Foda mit Fünferkette und einer Linie aus den drei Mittelfeld-Akteuren – Peter Zulj, Julian Baumgartlinger, Florian Grillitsch – weit zurück. Die Deutschen schoben den Ball kurz hinter der Mittelauflage in den eigenen Reihen hin und her. Durch die dicht gestaffelte ÖFB-Elf gab es kein Durchkommen. Die Folge: Deutschland hatte in der Anfangs-Viertelstunde mehr als 70 Prozent Ballbesitz.

    Patzer und ÖFB-Chancen



    Gefährlich wurde es dabei nur ein Mal durch einen katastrophalen Schnitzer. Jörg Siebenhandl bekam gegenüber Heinz Lindner den Vorzug im Tor. Werbung in eigener Sache machte er keine. Er verarbeitete in Minute elf einen Rückpass in Karius-Manier, dessen Patzer Liverpool vor einer Woche den Champions-League-Titel gekostet hatten. Der Sturm-Keeper spielte den Ball halbhoch durch die Mitte. Das konnte nur schief gehen. Arsenal-Star Mesut Özil sprang dazwischen, zwirbelte das Leder via Innenstange ins lange Eck.

    In Minute 20 zeigte Siebenhandl sein Können, Julian Brandt scheiterte allein vor dem Tor. Dann begannen die Momente der Österreicher. Deutschland verlor den Zugriff. Das ÖFB-Team spielte gefällig und kam durch Zulj (30.) und Grillitsch (32.) zu gefährlichen Abschlüssen. Letzterer wähnte sich kurzzeitig als Torschütze. Neuer tauchte den Ball mit einem Blitz-Reflex noch aus dem kurzen Eck, beseitigte die letzten Zweifel über seinen Gesundheitszustand.

    Hinteregger gleicht aus



    Österreich nahm den Elan mit. Die Deutschen schwammen jetzt hinten, ganz den Witterungsbedingungen entsprechend.

    Fast im Minutentakt setzten die Hausherren zu Sturmläufen an, waren dem WM-Titelverteidiger in allen Belangen überlegen. Alaba klopfte an, verzog noch (51.). Zwei Minuten später war es so weit. Alaba zirkelte den Ball von der Eckfahne an die zweite Stange. Dort hielt Martin Hinteregger voll drauf, zimmerte das Spielgerät unhaltbar ins lange Eck (53.).

    Die Stimmung kochte. Österreich drückte weiter. Alaba war nicht zu bremsen. Er wirbelte sich in den Strafraum, drehte ab, steckte auf Arnautovic durch: Neuer! Dann scheiterte Grillitsch knapp. Das alles spielte sich nur Minuten nach dem Ausgleich ab.

    Schöpf trifft zum "Mini-Cordoba"



    Deutschland konnte kurz durchschnaufen. Dann legten die Österreicher nach. Zulj scheiterte knapp. Dann, in Minute 69, durfte sich der rot-weiß-rote Anhang in den Armen liegen. Schalke-Legionär Schöpf verwertete eine Traumvorlage von Salzburgs Stefan Lainer, rechtes Gegenstück zu Wingback Alaba, aus kurzer Distanz zur 2:1-Führung.

    Wer mit deutschen Sturm-Läufen im Finish rechnete, irrte. Österreich legte eine Coolness an den Tag, wie man sie nur einem WM-Teilnehmer zutrauen würde. Als Hinteregger wenige Minuten vor Schluss DFB-Stürmer Timo Werner als letzter Mann mit einem Haken ins Leere laufen ließ, johlte das ganze Stadion.

    "Immer wieder Österreich"-Sprechchöre begleiteten die Helden von Teamchef Foda durch die letzten Momente. Dann stand fest: Österreich besiegte den Weltmeister, den Rivalen – und das völlig verdient.

    Video: "heute.at"



    (S. Klein)

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