An der vor rund einem Monat im westindischen Ahmedabad verunglückten Maschine der Fluggesellschaft Air India war offenbar die Kraftstoffzufuhr in die Triebwerke unterbrochen worden. Die Kontrollschalter seien kurz vor dem Absturz von der Position "run" (offen) auf die Position "cutoff" (geschlossen) gestellt worden, hieß es in einem am Samstag veröffentlichten vorläufigen Bericht der indischen Behörde zur Untersuchung von Flugunfällen (AAIB).
Dem Bericht zufolge fragte einer der Piloten den anderen, weshalb er die Kraftstoffzufuhr unterbrochen habe. Der zweite Pilot habe daraufhin geantwortet, dass er dies nicht getan habe. Daraufhin verloren die Triebwerke an Leistung und das Flugzeug begann, schnell an Höhe zu verlieren, hieß es weiter. Kurz darauf habe einer der Piloten einen Notruf gesendet.
Wie der vorläufige Bericht der AAIB zeigt, zerlegte sich die Maschine beim Aufprall vollständig – Triebwerke, Fahrwerk, Flügel und Cockpit wurden über ein 300-Meter-Areal verstreut. Bilder auf Seite 6 bis 9 zeigen das erschütternde Ausmaß der Zerstörung.
Die Maschine war am 12. Juni kurz nach dem Start in ein Wohngebiet in Ahmedabad gestürzt ("Heute" berichtete). Von den 242 Menschen an Bord überlebte nur einer. Nach Angaben der Fluggesellschaft stammten 169 Passagiere aus Indien, 53 aus Großbritannien, sieben aus Portugal und einer aus Kanada. Nach Behördenangaben starben außerdem 19 Menschen am Boden.
Die beiden Flugschreiber der Boeing 787-8 Dreamliner, die zum Londoner Flughafen Gatwick hatte fliegen sollen, wurden kurz nach dem Unglück geborgen. Air India hatte nach dem Unglück erklärt, das Flugzeug sei "gut gewartet" gewesen und beide Piloten hätten viel Flugerfahrung gehabt.
Der 56-jährige Kapitän verfügte über 15.600 Flugstunden, davon über 8.200 auf der Boeing 787. Auch der 32-jährige Co-Pilot war mit über 3.400 Stunden routiniert. Beide waren am Vortag eingetroffen, hatten Ruhezeit eingehalten und bestanden den Alkoholtest vor dem Flug.
Technisch war die Maschine laut Wartungsunterlagen in gutem Zustand. Zwar gab es kleinere nicht sicherheitsrelevante Defekte (etwa beim Drucker und Kartensystem), doch nichts davon hätte den Flug verhindern müssen. Ein früherer Hinweis der US-FAA zu möglichen Problemen mit dem Treibstoffkontrollschalter war als nicht sicherheitskritisch eingestuft und wurde daher nicht überprüft.