Der Fall schockiert ganz Polen: Die heute 42-jährige Mirella war 27 Jahre lang in ihrem Kinderzimmer eingesperrt. Völlig verwahrlost, abgemagert, krank und verwundet wird die Frau Ende Juli 2025 gerettet und sofort ins Spital eingeliefert – ansonsten wäre sie wohl wenig später gestorben. Und jetzt ist sie offenbar freiwillig an den Ort ihres Martyriums zurückgekehrt.
Vieles an Mirellas Leidensgeschichte gibt derzeit noch große Rätsel auf: Warum nahmen ihre Eltern sie Ende der 1990er-Jahre vom örtlichen Gymnasium und leugneten in den darauffolgenden Jahren völlig die Existenz ihrer eigenen Tochter?
Es war reiner Zufall, dass man im Sommer überhaupt auf die 42-Jährige aufmerksam wurde: Eine Nachbarin rief in der schlesischen Stadt Świętochłowice die Polizei, nachdem sie aufgrund eines Streits, den sie mitgehört hatte, einen Fall häuslicher Gewalt vermutete.
Bei ihrem Eintreffen fanden die Beamten dann statt einer Auseinandersetzung jedoch die völlig verwahrloste und angeblich verschollene Frau vor, wie die "Bild" berichtet. Sie bot einen schrecklichen Anblick: Offenbar hatte Mirella jahrelang in ihrem eigenen Dreck liegen müssen, an einigen Körperstellen hatte darum ihr Körpergewebe angefangen abzusterben. Es folgte ein zweimonatiger Aufenthalt im Spital, wo sie wieder etwas zu Kräften kommen konnte.
Mit jeder Untersuchung und jedem Gespräch zeigte sich deutlicher, welches Leid sie ertragen hatte. Laut einer Pflegerin schwärmte die stark abgemagerte Frau regelrecht vom Klinikessen. Sie habe sich zudem gewünscht, länger duschen zu dürfen, weil sie das Gefühl als unbeschreiblich schön empfand.
Doch obwohl Mirella so lange Zeit mit wenig mehr als ein paar Kuscheltieren und einem winzigen Fernseher eingesperrt war, empfindet sie offenbar keinen Hass gegenüber ihren Eltern: Sie ist mittlerweile sogar wieder aus freien Stücken in das kleine Zimmer zurückgekehrt. Immerhin besucht der Sozialdienst nun regelmäßig die Familie und schaut nach Mirella.
Reporter der "Bild" konnten den Vater von Mirella, Henryk K. (82), im Treppenhaus ansprechen und danach fragen, wie es so weit kommen konnte. Doch der Mann ergriff die Flucht. Gemäß Nachbarn gibt Mutter Lucja (81) in der Familie den Ton an.
Gegen die Eltern der Verwahrlosten hat die Staatsanwaltschaft bereits Ermittlungen gestartet. Untersucht werden potenzielle Tatvorwürfe wie Freiheitsberaubung sowie unterlassene Hilfeleistung.
Derweil streitet die 81-jährige Mutter die Vorwürfe gegenüber den Medien ab und behauptet gegenüber der polnischen Zeitung "Fakt", sie sei mit ihrer Tochter doch rausgegangen – "zu Bekannten aufs Grundstück".
Wann das genau gewesen sei? Hier schweigt Lucja. Mirella selbst sagt zu den Reportern, das sei schon "eine Weile her" gewesen. "Ich erinnere mich nicht. Ich war lange nicht draußen", sagt sie. Und schon greift die Mutter ein und erklärt: "Sie ist jetzt ganz durcheinander, weil sie im Spital festgehalten wurde."