Politik

319 Frauenmorde in elf Jahren – Das waren die Opfer

Dramatische Statistik zu Frauenmorden in Österreich. Bis zu 43 werden jedes Jahr getötet, fast immer kannten sich Opfer und Täter.

Leo Stempfl
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Regelmäßig kommt es in Wien zu Demonstrationen gegen Frauenmorde. 
Regelmäßig kommt es in Wien zu Demonstrationen gegen Frauenmorde. 
Clemens Pilz

Von 25. November bis zum 10. Dezember finden die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen statt. Aus diesem Anlass gab es am Dienstag einen Gewaltschutzgipfel mit Frauenministerin Susanne Raab und Innenminister Karl Nehammer. Teil davon ist auch eine Untersuchung, die die Hintergründe der Gewalt an Frauen beleuchten soll. 

Erste Zahlen dieser quantitativen Studie liegen "Heute" vor. Demnach wurden von 1. Jänner 2010 bis 31. Dezember 2020 319 Frauenmorde und 458 versuchte Morde verzeichnet.

Trauriger Höchststand war das Jahr 2019, damals gab es 43 Femizide und 68 versuchte Morde. Bei den Bundesländern ist Wien weit vorne, hier ereignen sich 33,2 Prozent der Fälle (bei rund 21 Prozent der Bevölkerung). Dahinter folgen Niederösterreich (19, 6 Prozent der Fälle, 18,9 Prozent der Einwohner) und die Steiermark mit 12 bzw. 14 Prozent.

Opfer

Fast die Hälfte der Opfer ist unter 40 Jahre alt: 39,1 Prozent sind zwischen 18 und 39, 32,4 Prozent zwischen 40 und 59, 21 Prozent über 60 und 7,5 Prozent unter 18.

Sieben von zehn Opfern sind Österreicherinnen, 28,6 Prozent haben eine andere Staatsbürgerschaft. Davon entfallen 14,9 Prozent auf EU-Länder und 12,5 Prozent auf Drittstaaten. 

Täter

Werden Frauen ermordet, so sind das fast immer Männer (90,5 Prozent). Die meisten davon sind zwischen 18 und 39 Jahren (44,1 Prozent), Etwas mehr als jeder Dritte ist zwischen 40 und 59 Jahren. 16 Prozent sind über 60, 3,7 Prozent unter 18 Jahre alt.

Bei den Tätern zeigt sich in puncto Nationalität ein ähnliches Bild wie bei ihren Opfern: 67,7 Prozent haben den österreichischen Pass, 18,5 Prozent sind aus Drittstaaten, 11,8 Prozent EU-Ausländer. Ein Prozent war staatenlos.

Beziehungsverhältnisse

Bei den meisten Fällen gab es irgendeine Art an Beziehung. Über 80 Prozent kannten sich, mehr als 60 Prozent standen in einem familiären Verhältnis. Genau aufgeschlüsselt: 61,4 Prozent der Täter und Opfer standen in familiärer Beziehung, 22,9 Prozent in einem Bekanntschaftsverhältnis, 2,3 Prozent in Zufallsbekanntschaft und 12,9 Prozent hatten keine Beziehung zueinander. 

Polizei hilft

Auch wenn es keine Maßnahme gibt, "die zu 100 Prozent Gewalt an Frauen und Frauenmorde verhindern kann", so Raab, sei man nicht machtlos. "Wir müssen alles tun, damit wir im Gewaltschutz besser werden – politisch, aber auch im Zusammenhang mit der Gesellschaft."

"Es ist wichtig, die Polizei ins Spiel zu bringen, da die Polizei rasch helfen kann", fügte der Innenminister an. "Es kann und wird geholfen, wenn Sie die Polizei rufen." Im vergangenen Jahr gab es 12.100 Betretungs- und Annäherungsverbote – 1.400 mehr als im Vorjahr.

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