Genuss

So (un)gesund ist bestelltes Essen wirklich

Essenslieferungen sind spätestens seit Corona im Trend. Die AK Test testete 15 Essensbestellungen und ein Fertiggericht aus einem Supermarkt in Wien.

Sabine Primes
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Essenslieferungen sind hoch im Kurs, Corona hat ihnen nochmals einen Hype verpasst.
Essenslieferungen sind hoch im Kurs, Corona hat ihnen nochmals einen Hype verpasst.
Getty Images

Bequem das Lieblingsessen nach Hause liefern lassen. Lieferdienste für Speisen boomen. Doch nicht nur die Angebote haben zugenommen, auch Österreichs Bevölkerung. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben die Österreicher jedenfalls mehr zugelegt als in Nicht-Corona-Zeiten. Es wurde und wird zu viel vom Falschen gegessen. Im Schnitt sind Erwachsene und Kinder nachhaltig um gut zwei Kilo schwerer geworden, ein Drittel der Erwachsenen hat im letzten Jahr sogar bis zu sechs Kilo zugenommen.

Ein Grund dafür könnten oftmalige Essensbestellungen sein. Denn wer nicht selbst kocht, weiß auch nicht wie die bestellten Mahlzeiten zubereitet sind. Die Arbeiterkammer Wien (AK Wien) testete deshalb 15 Essensbestellungen und ein Fertiggericht aus dem Supermarkt in Wien.

Das wurde getestet

Gewählt wurden asiatische und vergleichbare Mahlzeiten (Fleisch-Saft-Reis-Gerichte, Nudelgerichte, fleischlose Gerichte). 14 wurden online bestellt, auch bei Bio-Anbietern, eines aus einem Folder, ein asiatisches Fertiggericht war aus dem Supermarkt. Die Wirtshäuser lieferten selbst oder mit den Lieferdiensten Mjam oder Lieferando. Die AK-Testerin bewertete die Temperatur bei Lieferung, Lieferzeit, Geruch, Geschmack und Aussehen im Vergleich zur Beschreibung auf der Homepage. Bestellt wurde das Essen je zweimal – eines wurde gemessen, gewogen und gegessen, das andere von der Agentur für Gesundheit (AGES) auf Fett, Zucker und Salz analysiert.

Das Ergebnis

Fett und salzig: Mehr als die Hälfte der Essen enthielt zu viel Fett und Salz für eine Hauptmahlzeit. Einige lieferten schon die tägliche Maximalmenge an Fett und/oder Salz, einige sogar mehr. Zwei enthielten doppelt so viel Salz, wie man täglich essen soll. Überraschend: Ein Viertel der Speisen war überzuckert, obwohl keine klassische Süßspeise dabei war.
Üppige Portionen: 60 Prozent der 15 gelieferten Mahlzeiten waren deutlich zu viel für eine Person. Nur bei einem Fünftel war die Portion in Ordnung. Beim Fertigprodukt hingegen war die Portion zu klein.
Zwei bis Drei für Geschmack, Geruch und Aussehen: 70 Prozent der 16 Mahlzeiten schmeckten, rochen und sahen gut bis befriedigend aus. Geschmacklich durchgefallen ist nur eine Mahlzeit.
Bio, vegan und vegetarisch hatten Nase vorn: Alle drei Bio-Gerichte waren zumindest gut. Fleischlose Gerichte schnitten bei der Bewertung des Geschmacks besser ab als jene mit Fleisch. Die Geschmackssieger („sehr gut“) sind zwei vegetarische Mahlzeiten und eine mit Fleisch.
Die Preise: Die Gesamtkosten sind in fast der Hälfte der Bestellungen andere als nach den Preisangaben beim Produkt zu erwarten war. Grund: Lieferkosten, Mindestbestellwerte oder Rabatte. Das sieht man erst im Warenkorb und macht den Einkauf meist günstiger, erschwert aber Vergleiche. Die telefonische Bestellung aus dem Folder war teurer als erwartet – offenbar war der Folder älter und nicht aktualisiert.
Die Temperatur der Speisen bei Ankunft: Bei der Hälfte der gelieferten Mahlzeiten passte die Temperatur, ein Drittel war grenzwertig und 15 Prozent zu kalt. Schuld war der Reis. Anscheinend wird er schon im Restaurant auf Vorrat gekocht und warmgehalten statt frisch zubereitet. Zu niedrige Temperaturen sind nicht nur geschmacklich nachteilig, sondern auch Boden für Keimwachstum.
Lieferzeit: Die durchschnittliche Lieferzeit betrug 43 Minuten. Die schnellste Lieferung kam nach 19 Minuten, die langsamsten nach über einer Stunde. Und nur die wenigsten kamen pünktlich. Mehr als 80 Prozent kamen mindestens eine Viertelstunde früher oder später als angekündigt.
Oft nicht Corona-konform geliefert: Jeder dritte Lieferbote übergab und kassierte ohne oder mit falscher Maske, also nicht Corona-konform. 67 Prozent handelten vorbildlich.
Der Gang auf die Waage: Die AK Testerin aß an 16 Tagen im April das jeweils bestellte Gericht als Hauptmahlzeit und änderte sonst ihre Ernährung und sportlichen Gewohnheiten nicht. In einem Monat nahm sie zwei Kilo zu, obwohl sie nicht immer alles aufaß.

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    Die beiden Letztplatzierten im Test: die Bio-Produkte <strong>Denree</strong> Schoko ­Bären und Schoko Kugeln, nicht nur die teuersten Produkte waren (1,20 €/100 g) ...&nbsp;
    Die beiden Letztplatzierten im Test: die Bio-Produkte Denree Schoko ­Bären und Schoko Kugeln, nicht nur die teuersten Produkte waren (1,20 €/100 g) ...
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    Clever bestellen - so geht's

    Die AK empfiehlt, bei Essensbestellung ein paar Dinge zu beachten. Das schont die Figur und die Geldbörse:

    ● Weniger ist mehr: Bestelle für drei Personen nur zwei Mahlzeiten oder wenn sie zu zweit sind, eine gemeinsame Mahlzeit und eine Vor- oder Nachspeise. Denn die Portionen sind meist üppig. Isst man allein, kann man die zweite Hälfte entweder am nächsten Tag essen oder einfrieren.
    ● Die Beilage selbst zubereiten: Um Kosten zu sparen, kann man während der Lieferzeit etwa den Reis zum Hauptgericht selbst kochen. Dann ist er frisch und die Temperatur passt.
    ● Figurschonend: Iss worauf du Lust hast, aber bedenke, dass die gelieferten Gerichte meist viel zu fett und salzig sind. Beachte das beim restlichen Speiseplan an diesem und den nächsten Tagen.
    ● Besser bekannte Lokale: Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, bestelle bei bereits bekannten Restaurants.
    ● Bio und fleischlos: Weniger Fleisch ist nicht nur gesünder, vegetarisch oder bio schmeckt meist auch besser.
    ● Achtung bei Mindestbestellwerten: Manche Anbieter bestehen auf einen Mindestbestellwert - erst dann ist die Lieferung gratis!
    ● Achtung bei Lieferzeiten: Verlasse dich nicht auf angegebene Lieferzeiten. Plane einen Puffer von mindestens einer Viertelstunde in beide Richtungen ein.
    ● Better safe than sorry: Wähle eine Zahlungsart, die eine kontaktlose Übergabe ermöglicht (etwa Kreditkarte, Online-Überweisung, Paypal) oder halte das Geld abgezählt bereit. Das verkürzt die Kontaktzeit mit dem fremden Zusteller, der möglicherweise keine Maske trägt. Es ist immer noch Pandemie.

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