Niederösterreich

3JahrefürMissbrauch: Statt Häfn arbeitet Arzt im Spital

Ein wegen sexuellen Missbrauchs zu 3 Jahren Haft verurteilter Arzt arbeitet nun im Spital in NÖ und lehrte bis heute junge Studentinnen ...

Arzt war wegen Missbrauches zu 3 Jahren Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt worden. Doch statt vom AKH ins Gefängnis, wechselte der Mann ins LK Krems.
Arzt war wegen Missbrauches zu 3 Jahren Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt worden. Doch statt vom AKH ins Gefängnis, wechselte der Mann ins LK Krems.
Schreiner

Der Fall rund um einen ehemaligen Feuerwehrarzt, Ex-Floriani-Jugendleiter und AKH-Mediziner hatte für Schlagzeilen gesorgt: Der junge Mediziner (für ihn gilt immer noch die Unschuldsvermutung) mit der steilen Karriere soll sich an alkoholisierten, minderjährigen Mädchen vergangen und ein Mädchen begrapscht haben.

Arzt mit Opfervater befreundet

Der Arzt war sogar mit einer Opfer-Familie eng befreundet. Ein Mädchen schlief im Juli 2020, nach einer Übung und anschließendem Fest sowie mit der Erlaubnis des Vaters beim Arzt. Der Mediziner, damals Mitte 30, nützte dies laut Anklage schamlos aus. Und: Bereits im Jahr 2019 soll er sich an einer Minderjährigen vergangen haben und drei Mädchen begrapscht haben. Bei einem der vier Opfer war der Mediziner (studierte in der Mindestzeit) sogar Firmpate.

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    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch <em>"Heute"</em> im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch "Heute" im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Schreiner

    Ein Opfer erstattet schließlich Anzeige, "Heute" griff den Fall Anfang 2021 als erstes Medium auf - mehr dazu hier. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jänner 2021 und dem Zerwürfnis mit dem AKH Wien suchte der Mediziner jedoch einen neuen Arbeitsplatz und wurde fündig im Landeskrankenhaus Krems.

    Mit 1. März 2021, also als das Ermittlungsverfahren noch im Laufen war, begann er als Oberarzt in der Anästhesie. Nach Abschluss der umfangreichen Ermittlungen musste sich der Arzt Anfang Dezember 2021 schließlich am Landesgericht Korneuburg verantworten.

    Urteil nicht rechtskräftig

    Die Verhandlung fand großteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, der Angeklagte legte ein Tatsachengeständnis ab und bedauerte seine Taten zutiefst. Das Urteil: Drei Jahre Haft wegen sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person und anderer Delikte - mehr dazu hier. Nur: Das Urteil war und ist immer noch nicht rechtskräftig, das Spital wurde nicht informiert.

    "Eine Nichtigkeitsbeschwerde wurde bereits abgewiesen", bestätigt Wolfgang Schuster-Kramer vom Landesgericht Korneuburg am Dienstag auf Nachfrage. Jetzt muss sich nur noch das Oberlandesgericht mit der Berufung befassen - sprich: das endgültige Strafausmaß festlegen (kann zum Beispiel 2 Jahre Haft, aber auch 4 Jahre Haft oder eine andere Höhe sein, Anm.).

    Oberarzt und Lehrkraft

    Dort arbeitet der nicht rechtskräftig verurteilte Arzt als Oberarzt in der Anästhesie, ist sogar auf der Homepage des Klinikums angeführt. Und: Auch auf der Privatuni bildete der Mediziner junge Studenten und vor allem Studentinnen in Kleingruppen (2 bis 4) aus. "Was ist falls mal ein, zwei Studentinnen krank sind?! Dann ist jener Arzt mit einer rund 20-Jährigen alleine in der kleinen "Lerngruppe"", meint auch ein Kollege der Arztes.

    Angeblich wussten einige Verantwortlichen der Privatuni von der Vorgeschichte sowie der nicht rechtskräftigen Verurteilung. Bitten und Warnungen von mehreren Studierenden und Kollegen sollen wochenlang ignoriert worden sein. Erst als am heutigen Dienstag zwei Medien bei Gericht, Landesgesundheitsagentur, Spital usw. angefragt hatten, wurde der nicht rechtskräftig verurteilte Arzt als Lehrkraft abgezogen.

    Das sagt Spital und Privatuni

    Die Landesgesundheitsagentur dazu: "Unmittelbar nach mündlicher Information an die NÖ LGA über die Vorwürfe bzw. gerichtlichen Verfahren, wird derzeit der genaue Sachverhalt, unter anderem mit dem Mitarbeiter und dem Universitätsklinikum Krems erhoben. Sobald diese Informationen gesichert vorliegen, werden die weiteren dienstrechtlichen Schritte gesetzt." Aus dem Spital ist zu hören, dass der Arzt ab sofort für keine Dienste mehr eingeteilt wurde.

    Auch die Sprecherin der Privatuni meldete sich am Dienstagnachmittag zu Wort: "Besagter Arzt ist derzeit kein Lehrbeauftragter der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften. Er hält weder Lehrveranstaltungen an der KL Krems, noch wird er als Lehrender der Anästhesie im Universitätsklinikum Krems tätig sein."

    Fakt ist: Viele Verantwortliche am Landeskrankenhaus Krems dürften davon nichts gewusst haben. Denn: Der verurteilte Arzt kann immer noch eine leere Strafregisterbescheinigung vorlegen, hat umgangssprachlich somit immer noch einen "blütenweißen Leumund". Denn solange er nicht rechtskräftig verurteilt ist, gilt der Mann weiterhin als unbescholten. Da aber die Nichtigkeitsbeschwerde bereits abgelehnt worden war (Anm.: Wäre dieser stattgegeben worden, wäre neu verhandelt worden), dürfte der Mediziner demnächst seine endgültige und rechtskräftige Strafhöhe erhalten.