Oberösterreich

42.000 € Schulden, krank – Alleinerzieherin ist pleite

Die Krise trifft uns alle. Besonders hart hat es zahlreiche alleinerziehende Frauen erwischt. Eine davon musste jetzt sogar Privatkonkurs anmelden.

Tobias Prietzel
Die Krise trifft derzeit viele Österreicher hart. (Symbolbild)
Die Krise trifft derzeit viele Österreicher hart. (Symbolbild)
 iStock 

Die Zahlen sind alarmierend: Wie die Arbeiterkammer erhoben hat, sind 300.000 Beschäftigte in Österreich trotz Arbeit armutsgefährdet. "Die Teuerung heizt dieses Problem weiter an", erklärt der oberösterreichische AK-Präsident Andreas Stangl.

Er pocht auf treffsichere, nachhaltige und strukturell wirksame Instrumente und auf "einen fairen Beitrag von Superreichen". Die Inflation fresse sich "immer mehr in die Mitte der Gesellschaft durch", so Stangl.

Ein Schicksal, das erschüttert

Das Schicksal von Antonia D. (Name geändert; Anm.) erschüttert: Mit gerade einmal 18 Jahren heiratete sie. Im Alltag kamen dann die Probleme: Ihr Mann habe zu trinken begonnen und das wenige Geld im Wirtshaus immer wieder auf den Kopf gehaut.

Die junge Frau machte sich dennoch Hoffnungen, dass alles wieder besser wird, wenn die gemeinsame Tochter zur Welt kommt. "Doch er hat mich ständig betrogen, mich weiter geschlagen", erzählt sie den "Oberösterreichischen Nachrichten". Ihr Mann sei nur noch selten zuhause gewesen, sie habe alles alleine machen müssen.

Kredit über 23.000 Euro

Als sich D. neun Jahre später scheiden ließ, sollte es wieder bergauf gehen. Durch die Trennung hatten sich aber rasch Schulden angehäuft. Ihr Ex-Mann gab an, einen noch während der Ehe aufgenommenen Kredit in der Höhe von 23.000 Euro nicht zurückzahlen zu können. Die Frau musste für ihn bürgen und hatte neben den Ausgaben für sich und die Tochter plötzlich seine Schulden am Hals.

Solange ein geschiedener Mann noch zahlen kann, gebe es keine Schwierigkeiten, erklärt Martina Maier, stellvertretende Leiterin der Schuldnerberatung Oberösterreich. "Problematisch wird es, wenn er es plötzlich nicht mehr kann. Was dadurch alles in Gang kommt, ist vielen Frauen nicht bewusst."

Finanzielle und gesundheitliche Probleme

Zu den finanziellen Problemen kamen bei der Welserin auch noch gesundheitliche: Die heute 54-Jährige, die als Altenfachbetreuerin gearbeitet hatte, musste mehrmals operiert werden. Dazu kam eine schwere Depression – und schließlich 2013 die Arbeitsunfähigkeit.

Seither erhält sie monatlich rund 970 Euro Invaliditätspension, mit der sie und ihre mittlerweile 17-Jährige Tochter auskommen müssen. "Wir leben am Existenzminimum. Ich muss immer schauen, dass ich mich irgendwie durchkämpfe", sagt sie.

"Wir leben am Existenzminimum. Ich muss immer schauen, dass ich mich irgendwie durchkämpfe." Antonia D. (54)

45 Mitarbeiter helfen Schuldnern
45 Personen arbeiten bei der oberösterreichischen Schuldnerberatung. Sie existiert seit 1990 und hat Standorte in Linz, Wels, Steyr, Ried und Vöcklabruck.
Um ein möglichst umfangreiches Service sicherzustellen, bestehen die Teams aus Juristen, Sozialarbeitern und Bankkaufleuten.
Die Klientinnen und Klienten werden bei Privatinsolvenzen vor Gericht vertreten. Zudem verfügt die Schuldnerberatung über eine eigene Präventionsfachstelle: "Klartext – Finanzielle Gesundheit" ist im Bereich der Finanzbildung und Budgetberatung tätig.

Ihre Tochter hat im Vorjahr die Schule abgebrochen und ist seither beim AMS gemeldet. "Sie will jetzt eine Lehre machen, damit wir finanziell wieder auf die Beine kommen."

42.000 Euro Schulden

Weil die Verbindlichkeiten bei der Bank mittlerweile auf 42.000 Euro angewachsen sind, hat D. den Rat der Schuldnerberatung befolgt und Privatkonkurs beantragt. Die häufigsten Gründe für die Überschuldung von Frauen sind übrigens laut Martina Maier: Arbeitslosigkeit (34 Prozent), Scheidung bzw. Trennung (17 Prozent) und die Übernahme einer Bürgschaft (neun Prozent).

Immer mehr Junge betroffen

Berater schlagen Alarm: Junge Menschen häufen viele Schulden an. Immer mehr Käufer unter 30 setzen auf Ratenmodelle und übersehen dabei oft die Kosten.

Fast ein Viertel der Klienten der Kärntner Schuldnerberatung sind zwischen 21 und 30 Jahre alt. Kleidung, Schuhe, Handys – zahlreiche Artikel sind teuer. Online-Zahlungsanbieter locken daher etwa mit kleinen monatlichen Raten. Doch das hat seinen Preis: Denn meist werden hohe Zinsen fällig.

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