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5-Jährige aus zugemüllter Wohnung gerettet

Heute Redaktion
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In Moskau entdeckte die Polizei ein Mädchen, das allein in einer Wohnung auf einem Abfallberg saß. Das unterernährte Kind hat nie gelernt zu reden.

In spezielle Ganzkörperanzüge gehüllt befreiten russische Polizisten ein fünfjähriges Mädchen aus einer zugemüllten Wohnung im Nordwesten von Moskau. Als die Beamten die Tür zum Apartment aufbrachen, schlug ihnen scheußlicher Gestank entgegen. Das Kind saß alleine auf einem Abfallberg und weinte, am Leib nichts weiter als eine Wollkappe und ein verschmutztes T-Shirt. Es war so dehydriert, dass es gleich zwei Liter Wasser trank.

Als Sozialarbeiterinnen die Kleine näher untersuchten, bemerkten sie, dass eine bunte Halskette in ihre Haut eingewachsen war. Die Kleine ist stark unterernährt und leidet an einer Mittelohrentzündung, wie das russische Portal Gazeta berichtet.

Ohne soziale Fähigkeiten, ohne Kontakt zur Aussenwelt

Laut Polizei hat das Mädchen nie sprechen gelernt und kann sich lediglich durch unverständliche Laute ausdrücken. Auch soziale Fähigkeiten fehlen ihr: Sie hat nie gelernt, sich selbst anzuziehen, auf die Toilette zu gehen oder sich zu waschen. Die Behörden gaben der Kleinen anfänglich den Namen Mogli, wie der Junge aus den Erzählungen des britischen Schriftstellers Rudyard Kipling, der mit Tieren im indischen Dschungel aufwächst. Sie soll aber angeblich Lyubow heißen, wie "Daily Mail" berichtet.

Die Wohnung war in einem desolaten Zustand; es wimmelte von Kakerlaken und der Müll in den Zimmern häufte sich bis zum Fensterbretten. Die einzigen Lebensmittel, die die Polizisten fand, waren verdorben.

Mutter hatte schon einmal Besuch vom Sozialdienst

Die Nachbarn hatten die Behörden alarmiert, weil sie das Kind verzweifelt weinen gehört hatten. Sie sagten, dass sie die Mutter seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen hätten. Viele von ihnen waren schockiert, als sie die Wohnung sahen: Deren Zustand passte nicht zum Bild, das sie von der Mutter hatten. Die 47-jährige Irina Garashchenko soll einst eine leitende Position in einer privaten Firma gehabt haben, erzählten die Nachbarn.

"Sie verließ die Wohnung immer sehr gut gekleidet", erzählte einer der Anwohner dem Sender Ren TV . Die kleine Tochter habe er in den ersten Lebensjahren öfter gesehen. Garashchenko brachte sie sogar auf den Spielplatz. "Dann verschwand sie", sagte der Mann. Eine andere Nachbarin erzählte, dass sie das Mädchen seit anderthalb Jahren nicht mehr gesehen habe. Sie wisse aber, dass der Sozialdienst vor einem Jahr bei Garashchenko gewesen sei, um nach dem Kind zu sehen. "Allerdings machte sie die Tür nicht auf."

Während die Behörden die Wohnung inspizierten, kam Irina Garashchenko nach Hause. Sie wurde auf der Stelle festgenommen und muss sich gegen den Vorwurf versuchten Mordes verteidigen. Ihre Tochter erholt sich derzeit auf der Intensivstation in einem Spital.

(nona/20 Minuten)