Das Zielfoto musste nach 42,195 km beim WM-Marathon in Tokio entscheiden. Alphonce Simbu aus Tansania setzte sich in einem Tausendstel-Krimi hauchdünn gegen den Deutschen Amanal Petros durch.
Der Rennverlauf bei großer Hitze war ungewöhnlich. Nach nur 100 Metern wurde das Feld wegen eines Fehlstarts von Vincent Kipkemoi Ngetich aus Kenia zurückgepfiffen. Erst nach einer zweiminütigen Verspätung ging es los.
Nach knapp 21 Kilometern hatte sich eine unüblich große Spitzengruppe mit insgesamt 39 Läufern gebildet. Am Ende bogen mit Simbu, Petros und dem Italiener Iliass Aouani noch drei Läufer gemeinsam auf die letzten Meter in das Nationalstadion von Tokio ein.
Dort zog der Tansanier auf den letzten Metern am Deutschen vorbei. Für Deutschland war es erst die zweite Medaille für einen Marathonläufer bei einer WM. 1983 in Helsinki gewann der zweimalige Olympiasieger Waldemar Cierpinski für die DDR Bronze.
"Diese Medaille ist für mich eine riesengroße Integration als Deutscher", sagte Petros, dessen Mutter in Tigray in Äthiopien lebt. Da seine Mutter laut Petros in einem Dorf ohne Strom und Internet lebt, wolle er ihr ein paar Videos schneiden und schicken.
"Hoffentlich werde ich sie mal nach Deutschland zu einem Wettkampf bringen." Der 30-Jährige war 2012 aus Ostafrika geflüchtet. "Ich träume jetzt gerade. Es war wirklich eine sehr, sehr lange Reise. Endlich habe ich es geschafft."
Petros kündigte eine große Party mit viel Rotwein an: "Jetzt bin ich kein Läufer mehr, sondern jetzt bin ich Säufer."
Der Österreicher Aaron Gruen lag nach dem ersten Halbmarathon auf Platz 65, kämpfte sich aber bis knapp an die Top 50 heran. Am Ende landete der ÖLV-Rekordhalter mit einer Zeit von 2:22:07 Stunden auf Rang 52.
"Es war das härteste Rennen, das ich je gelaufen bin, aber es war eine Ehre für Österreich zu laufen und ich habe alles gegeben, was ich geben konnte", sagte er. "Bei Kilometer 22 war es aber, als ob jemand den Lichtschalter abgedreht hätte. Dann ging es nur mehr ums Überleben, jeder Kilometer, jede Verpflegungsstation. Mit dem Platz bin ich zufrieden, von der Zeit her war es nicht mein Tag."