"Man könnte sich ärgern", sagt der 19-jährige Kellner Elias, "wenn das Geld nicht in den Gemeinschaftstopf wandern würde". Während er auf seinem Tisch bei einer Rechnung über 83,50 Euro keinen Cent Trinkgeld erhält (Kartenzahlung), hat seine Kollegin Rosi schon 6,20 Euro extra abgestaubt – und das im Voraus.
Was die Sache noch kurioser macht: Rosi ist ein Roboter.
Rosi hat nicht viel mehr als ein Display mit zwei blauen Augen, vier Tableau-Ebenen mit 40 Kilo Tragekraft, Räder und einen Lautsprecher, der ein paar pfiffige Sprüche im Dialekt ausgeben kann. Die "Salzburger Nachrichten" haben dem betroffenen Restaurant, das Yaoyao im Europark, einen Besuch abgestattet.
"Die Leute sehen auf unserem Bestelldisplay von 'easy order' zwei Buttons: fünf oder zehn Prozent Trinkgeld. Viele tippen einfach drauf, weil sie an die Trinkgeldkultur erinnert werden. Bei Elias hingegen müssen sie aktiv daran denken – und das passiert bei Kartenzahlung in der Gastronomie immer seltener", erklärt Wirt Yaoyao Hu den "SN".
Seit Pandemie und Inflation habe sich die Trinkgeldhöhe seiner Mitarbeiter halbiert. Verantwortlich dafür macht er den Aufstieg der Kartenzahlung. Deshalb stellt er sein Restaurant bald auf "Cash only" um – direkt neben dem Lokal soll ein Bankomat aufgestellt werden.
Andere Lokale, bei denen die "Salzburger Nachrichten" nachgefragt haben, hätten wiederum keinen Rückgang beim Trinkgeld beobachtet. Dort merke man Unterschiede lediglich bei der Herkunft: Bei US-amerikanischen Gästen dürfe man sich schon mal über 30 Prozent freuen, bei Italienern sind es meist 0.