Seit Wochen tobt in Österreich eine teils hochemotionale Debatte ums Trinkgeld. Die Sachlage ist etwas komplizierter, jedoch um eines geht es nicht: Steuern. Trinkgeld ist in Österreich nämlich steuerfrei und soll es auch bleiben. Was aber anfällt, das sind Sozialversicherungsbeiträge – und da wird nun um eine Änderung des derzeitigen Fleckerlteppichs gerungen.
Die Höhe der SV-Beiträge bemisst sich anhand der sogenannten Trinkgeldpauschale. Die ist allerdings in jeder Branche und in jedem Bundesland anders dotiert. Bei Kellnern etwa reicht die Spanne von 32 bis 59 Euro monatlich. Im Burgenland ist der Betrag am geringsten, in Wien am höchsten.
Die Trinkgeldpauschale ist zudem seit vielen Jahren nicht mehr angehoben worden. Weil der vorherrschende Trend zu Kartenzahlungen nun aber auch die Trinkgeldgabe der Gäste transparenter gemacht hat, sind Kellner immer öfter mit Nachzahlungsaufforderungen seitens ihrer Sozialversicherung konfrontiert.
Dieses Chaos soll nun, so steht es im Koalitionspakt, beseitigt werden. Bei den zuletzt laufenden Verhandlungen zwischen Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft vida gab es offenbar Bewegung in Richtung Kompromiss, berichtet das Ö1-Morgenjournal am Dienstag. "Man sei kurz davor, aber noch nicht ganz über der Ziellinie", wird darin aus Verhandlerkreisen zitiert.
Arbeitgeber – mit ÖVP und NEOS an ihrer Seite – wollen die Abgaben auf Trinkgeld generell streichen. Damit hätten Kellner zwar kurzfristig mehr Einkommen, aber langfristig weniger Pension und Arbeitslosengeld. Genau da gibt es handfesten Diskussionsbedarf mit der Gewerkschaft und der SPÖ.
ÖGK-Obmann Andreas Huss strebt beispielsweise bundesweit einheitliche Pauschale von mindestens 100 Euro an, die künftig auch inflationsangepasst werden soll. Die ÖGK würde damit ihre Nachzahlungsforderungen einstellen, heißt es.
Der Betrag soll den Arbeitgebervertretern allerdings zu hoch sein. Eine Kompromisslösung könnte jedoch eine bundesweite einheitliche Regelung, jedoch zu einem geringeren Betrag sein.
Nach dem mutmaßlichen Okay durch ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und WKO-Präsident Harald Mahrer werden die Regierungsparteien aktiv. Trotz der "komplexen Materie" gelobt man, auf die Tube zu drücken.