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Tumor-Patient wird nur 6 Tage nach Schädel-OP entlassen

Familie G. ist sprachlos: Großvater Johann (86) wurde sechs Tage nach einer Gehirn-Operation wieder heimgeschickt. Sein Zustand: "Katastrophal."

Stefan Pscheider
Johann (86) wurde 6 Tage nach Tumor-OP nachhause geschickt.
Johann (86) wurde 6 Tage nach Tumor-OP nachhause geschickt.
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Manuel G. versteht die Welt nicht mehr: Dem Großvater des Burgenländers geht es gesundheitlich alles andere als gut. Vor wenigen Tagen wurde dem 86-Jährigen ein Großteil seines Gehirn-Tumors entfernt. Bei dem schweren Eingriff musste Johanns Schädeldecke geöffnet werden. Die Operation dauerte mehr als fünf Stunden.

"Mein Opa klang total neben der Spur"

Knapp eine Woche später entließ das Wiener AKH den Patienten bereits wieder. "Wir wollten ihn eigentlich am Folgetag besuchen. Dann erfuhren wir, dass er bereits auf dem Weg nach Hause sei. In seinem Zustand? Das kann doch wohl nicht wahr sein? Bei dem darauffolgenden Telefongespräch klang mein Opa total neben der Spur", ärgert sich Enkel Manuel.

Manuels Großvater nach der Schädel-Operation.
Manuels Großvater nach der Schädel-Operation.
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Häuser zum Leben – "Selbstbestimmtes Leben für Senioren"

Johann und seine Frau leben derzeit in Wien-Döbling. Dort kamen sie vor circa drei Jahren in einer Wohneinrichtung des Kuratoriums "Häuser zum Leben", einem gemeinnützigem, privatrechtlichen Fond der Stadt Wien unter. In der Anlage werden ausschließlich Wohnplätze für Pensionistinnen angeboten mit dem Ziel, ihnen ein "selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen". Senioren leben hier entweder selbstständig in Privatwohnungen oder können gegen Bezahlung verpflegt und betreut zu werden. Familie G. entschied sich für die erste Variante.

"Mein Opa kann kaum sprechen und ist alles andere als fit. Ich verstehe nicht, warum man ihn entlassen hat."

Als Johann Ende September nach einer Gehirn-Operation im AKH-Wien nach bereits sechs Tagen wieder nachhause geschickt wurde, zeigte sich die Familie entsetzt: "Mein Opa kann kaum sprechen und ist alles andere als fit. Ich verstehe nicht, warum man ihn entlassen hat. Meine Oma kann ihn aufgrund ihrer Bauchspeichelkrebs-Diagnose auch nicht betreuen", so Enkelsohn Manuel. Mehrere Male er das AKH kontaktiert haben, doch ohne Erfolg. "Wir wurden abgewiesen mit den Worten: 'Wenn die Ärzte das so entscheiden, hat Herr G. wohl zugestimmt'", zeigt sich der Burgenländer schockiert.

"Stationäre Versorgung wird nicht benötigt"

"Der pflegerische Aspekt wurde selbstverständlich vorab mit dem Seniorenheim, das über einen ambulanten Pflegebereich verfügt, abgeklärt und von diesem zugesichert."

"Heute" kontaktierte das AKH Wien und konnte in Erfahrung bringen, dass Johann keine medizinisch-stationäre Versorgung mehr benötigt hätte. "Der pflegerische Aspekt wurde selbstverständlich vorab mit dem Seniorenheim, das über einen ambulanten Pflegebereich verfügt, abgeklärt und von diesem zugesichert", so die Pressestelle des AKH. Laut dem Krankenhaus erfolgte die Entlassung in Absprache mit den Angehörigen. Es hätte keine Einwände gegeben.

Um nähere Details in Erfahrung bringen zu können, nahm "Heute" auch mit "Häuser zum Leben" Kontakt auf. Diese bestätigen, dass Johann und seine Frau eine ganz normale Mietwohnung in einer ihrer Unterkünfte beziehen. "Das ältere Paar wohnt zwar in einem unserer Häuser, nimmt aber keine Pflegeleistungen in Anspruch. Die Möglichkeit diese zu erhalten, würde aber jederzeit bestehen", so ein Pressesprecher.

Gesundheitlicher Zustand kaum besser

Der Gesundheitszustand des 86-Jährigen verbesserte sich laut Manuel bis dato nicht: "Inzwischen musste er Hausbesuche der Betreuer in Anspruch nehmen. Die Zusatzkosten sind enorm. Allerdings erfolgt die Pflege niemals in dem Ausmaß, die er derzeit benötigen würde. Pflege die er im Krankenhaus erhalten hätte, ohne Extra-Kosten."

"Im Grunde sieht es bei einer gut verlaufenen Schädel-OP so aus, dass der Patient, ab dem Zeitpunkt der Operation, noch circa acht bis zehn Tage stationär bleibt."

Andreas Gruber, Vorstand vom Kepler Universitätsklinikum Linz, gab gegenüber "Heute" eine allgemeine Einschätzung bezüglich der Dauer des Krankenhaus-Aufenthalts preis: "Es gibt immer Abweichungen, aber im Grunde sieht es bei einer gut verlaufenen Schädel-OP so aus, dass der Patient, ab dem Zeitpunkt der Operation, noch circa acht bis zehn Tage stationär bleibt. Danach werden die Nähte entfernt und der Patient kann entlassen werden."

Mittlerweile begab sich Johann aufgrund eines Kontrolltermins erneut ins Wiener AKH. Laut Enkelsohn Manuel wurden auch die Nähte entfernt. Im Zuge der Untersuchung am Montag entschied das Krankenhaus jedoch, den Patienten wieder stationär aufzunehmen.

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