Afghanistan ist wieder online: 48 Stunden nach Beginn einer Blockade durch die radikalislamischen Taliban sind Internet und Mobilfunk am Mittwochabend wieder erreichbar gewesen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichten. Hunderte Menschen sind in Kabul auf die Straßen geströmt, um die Nachricht zu verbreiten und zu feiern. Von den Taliban selbst hat es dazu vorerst keine Stellungnahme gegeben.
Nach zwei Tagen Ausnahmezustand mit geschlossenen Flughäfen, Firmen und Märkten haben die Afghanen und Afghaninnen mit Süßigkeiten und Luftballons gefeiert, während Autofahrer gehupt und ihre Telefone ans Ohr gedrückt haben. "Die Stadt lebt wieder", sagte der Restaurantmanager Mohammed Tauab Faruki AFP. "Wir sind von ganzem Herzen sehr glücklich", sagte der Lieferant Sohrab Ahmadi.
Seit Montagabend war die AFP-Redaktion in Kabul nicht mehr erreichbar. Kurz vor der Abschaltung hatte ein Taliban-Beamter angekündigt, dass das Glasfasernetz "bis auf Weiteres" unterbrochen werde.
Die Nichtregierungsorganisation Netblocks, die Internetsperren weltweit beobachtet, sprach von "Merkmalen einer absichtlichen Unterbrechung".
In Kabul hat der Internetausfall für große Einschränkungen im Alltag gesorgt. Besonders schwierig war der Zugang zu wichtigen Dienstleistungen wie Gesundheit, Bildung und Bankgeschäften. Die Vereinten Nationen erklärten am Dienstag, die Abschaltung habe "Afghanistan fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten".
Es war die erste landesweite Internetsperre in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021. Damals haben die Taliban ein islamisches Emirat ausgerufen und setzen seither eine strenge Auslegung des Islam durch, vor allem Frauenrechte wurden massiv eingeschränkt.
In den letzten Wochen waren die Internetverbindungen schon deutlich langsamer und immer wieder unterbrochen. In Afghanistan laufen auch Telefonate meist übers Internet, weil das klassische Telefonnetz – wie in vielen Entwicklungsländern – kaum ausgebaut ist.
