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Alcaraz-Revolution im Tennis hat Folgen für Thiem

Carlos Alcaraz ist die jüngste Nummer 1 im Tennis. Er verändert das Spiel. Das hat Folgen für seine Gegner – auch für Dominic Thiem.

Martin Huber
Carlos Alcaraz gewinnt wie Dominic Thiem vor zwei Jahren die US Open: "Bin hungrig auf mehr."
Carlos Alcaraz gewinnt wie Dominic Thiem vor zwei Jahren die US Open: "Bin hungrig auf mehr."
IMAGO/Icon Sportswire

Carlos Alcaraz ist mit 19 Jahren der beste Tennisspieler der Welt. Jünger saß noch keiner am Tennis-Thron. Kein Rafael Nadal, kein Roger Federer, kein Novak Djokovic. Auch nicht Lleyton Hewitt, der mit 20 Jahren bisher der Jüngste war.

Das ist die Schlagzeile am Tag nach dem direkten Duell um die Nummer 1 gegen Casper Ruud im Finale der US Open.

Die Geschichte ist aber größer: Alcaraz ist die Zukunft! Er triumphierte, obwohl er körperlich nach vielen Night-Session-Auftritten nicht auf der Höhe war. Er zeigte actionreiches, hochklassiges Tennis, obwohl es das bisher wichtigste Match seines Lebens war. Das schließt sich im Tennis zumeist aus.

Alcaraz hat in New York allen klar gemacht: Im Herren-Tennis beginnt die neue Zeitrechnung "Carlitos". Der Spanier wird das Spiel mit dem gelben Filz auf ein neues Level heben. Sein Trainer Juan Carlos Ferrero kennt ihn am besten. Er sagt, sein Schützling stehe erst bei "60 Prozent". 

60 Prozent? Das mag zutreffen. Oder auch nicht. Klar ist: Alcaraz gibt dem Spiel nach einer langen Phase der Grundlinien-Duelle eine neue Richtung: den Weg nach vorn!

"Carlitos" greift an – und sticht zu. Er sucht den Weg ans Netz. Seine schnellen Schritte erinnern dabei stark an einen Boxer. Seine harten Schläge sitzen. Und er holt seine Gegner mit Stops aus der Komfortzone nach vorne. Die Gewinner sind die Fans: Unterhaltung und Action ist garantiert!

Djokovic und die Strategie

Kritiker werden jetzt einwenden, dass Alcaraz die Nummer 1 mit den wenigsten Weltranglistenpunkten ist. Dass mit Novak Djokovic sein größter Rivale fehlte. Beides stimmt. Der "Djoker" wird sein Strategiepapier aber überarbeiten müssen, denn punkto Wucht kommt eine neue Dimension auf ihn zu.

Tennis-Interessierte werden auch sagen, dass Roger Federer und Alexander Zverev verletzt fehlten. Dass Rafael Nadal nicht auf der Höhe war. Und dass Dominic Thiem noch nicht der Alte ist.

Thiem gewann exakt vor zwei Jahren die US Open. Viele heimische Tennis-Fans fragen sich heute, welche Rolle er ohne seine Verletzung in New York gespielt hätte. In Topform eine gewichtige. Doch es wurden Fehler gemacht. Thiems Abstieg begann bereits ein halbes Jahr vor seiner Verletzung: Er war mit dem Erreichten zufrieden. Das gab er selbst zu. "Mein Lebensziel habe ich erreicht."

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    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    Tennis-Held Dominic Thiem! Wir zeigen in einer großen Diashow das Leben des rot-weiß-roten Sportstars.
    gepa-pictures.com

    Alcaraz steht jetzt an dieser Weggabelung. Er verströmt eine unfassbare Leidenschaft für diesen Sport. Sein Hunger scheint nur schwer zu stillen. Wer sich davon überzeugen will, soll einfach den Finalpunkt beim Stand von 6:4, 2:6, 4:4, 30:30 nachschauen. Alcaraz schlägt und rennt, er kämpft und kratzt, er rutscht und stürzt. Er verliert diesen extrem wichtigen Punkt – und er grinst.

    Er liebt diesen Sport.

    "Ich will mehr – deshalb werde ich sofort trainieren, auch nach diesen zwei Wochen. Ich bin hungrig auf mehr, ich will mehr Trophäen wie diese gewinnen", sagt er. Trainer Ferrero fügt hinzu: "Wenn man einmal die Nummer eins ist, ist es nicht vorbei und man hört auf."

    Die Tennis-Welt ist durch Alcaraz eine andere. Für Djokovic. Für den Rest. Auch für Thiem.

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