BMW-Raser war "wie im Film"

Amokfahrt mit 230 km/h durch Wien: "San Sie no normal?"

Beim Prozess gegen einen 21-Jährigen griff sich sogar der Richter auf den Kopf. Zur Amok-Raserei in der 50er-Zone fragte er: "San Sie no ganz normal?"
Christian Tomsits
20.05.2025, 17:06
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Der Möchtegern-Rennfahrer hatte am 21. Februar gegen 23 Uhr für einen Großeinsatz der Wiener Polizei gesorgt, nachdem er einer Zivilstreife ab dem Stadlauer Tunnel im knallroten BMW M3 davongefahren war.

Statt stehenzubleiben, drückte der junge Lenker das Gaspedal des 432-PS-Boliden durch, der V6 Motor dröhnte durch den 22. Bezirk. "Aus Angst, dass sie mir das Auto abnehmen", sagte der 21-Jährige in schwarzer Lederjacke am Wiener Landesgericht aus. "Ich habe einige Umbauten gemacht. An der Motorhaube, dem Fahrwerk und den Felgen." Die seien teilweise noch nicht eingetragen gewesen, da es die erste Ausfahrt nach dem Winter war.

"Entschuldigung, san Sie no ganz normal", stieg der Richter gleich zu Beginn der Befragung aufs Gas und nannte insgesamt 17 Straftaten und zahlreiche Verwaltungsdelikte, die in knapp 11 Minuten Amokfahrt quer durch Wien rasend schnell angesammelt wurden – darunter mehrfaches Fahren über rot, 157 km/h im Stadtgebiet und mehrfache Gemeingefährdung.

"Wir verfolgten ihn mit unserem Audi A4 einmal mit 230 km/h und sein Auto entfernte sich von uns", hatte selbst ein erfahrener Streifenpolizist in seinen 16 Dienstjahren "so etwas noch nie erlebt". Auch ein Freund des Angeklagten erlebte die Horror-Fahrt auf der Rückbank mit "extremer Angst".

"Fühlte mich wie im Film"

Bevor das Auto gestoppt werden konnte, raste der 21-Jährige, der sich "wie im Film" fühlte, auf der Gegenfahrbahn an einer Autokolonne auf der Raffineriestraße vorbei. Mehrere entgegenkommende Lenker mussten in den Grünstreifen ausweichen, um ihr Leben zu retten. "Das war brandgefährlich und hätte tödlich ausgehen können", so ein zweiter Polizist.

Verteidiger-Legende Peter Philipp wollte nichts schönreden: "Sein Heiligtum war das Auto. Er hat alles falsch gemacht." Der Angeklagte, der rund eine Woche in U-Haft saß, lenkte reumütig ein und meinte, "ein Volltrottel" gewesen zu sein.

Mit 20 Monate bedingter Haft (nicht rechtskräftig) fährt der bisher unbescholtene Bursch noch einigermaßen gut. Seinen Führerschein ist der junge Mann jedoch für länger los. Und: sein zweiter Anwalt Robert Lattermann soll die Versteigerung des knallroten Heiligtums nun ausbremsen. Das Verfahren um den tiefergelegten Boliden sei derzeit noch "schwebend".

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