Oberösterreich

Alles zu teuer – "War ein Jahr nicht mehr beim Wirt"

Ein Mann (43) leidet massiv unter der Teuerung. Zusätzlich erlitt er einen schweren Schicksalsschlag. Jetzt hat er große Angst, alles zu verlieren. 

Johannes Rausch
Für Jürgen H. ist ein normaler Besuch im Gasthaus zum schieren Luxus geworden.
Für Jürgen H. ist ein normaler Besuch im Gasthaus zum schieren Luxus geworden.
iStock, privat

"Ich komme nicht mehr über die Runden." Jürgen H. (Name der Redaktion bekannt; Anm.) ist hoffnungslos. Seit 18 Jahren sitzt der 43-jährige Frühpensionist im Rollstuhl. Verantwortlich dafür sind sehr schwere Depressionen, an denen der Mann aus Ried im Innkreis seit 2005 leidet. Durch eine psychogene Lähmung als Folge kann er nicht mehr gehen. 

"Damals hat es mich aus dem Leben gerissen", sagt der 43-Jährige im Gespräch mit "Heute". Doch es kam noch schlimmer: "Vor zwei Jahren habe ich durch einen Brand alles verloren und musste in einer neuen Mietwohnung von vorne anfangen."

Wirtshaus ist unleistbar

Derzeit bekommt er 1.100 Euro Mindestpension und kämpft an allen Ecken und Enden mit der Teuerung. Vor kurzem wurde seine Miete um 80 Euro erhöht. Jetzt zahlt er fast 600 Euro für seine Genossenschaftswohnung.

"Ich bin zwei Mieten schuldig und habe Angst, dass ich wieder wohnungslos werde", so der 43-Jährige. Die Teilnahme am sozialen Leben ist für ihn eine äußerst große Herausforderung. Einen Besuch im Gasthaus kann er sich mittlerweile nicht mehr leisten: "Ich war ein Jahr nicht mehr beim Wirt."

"Ich bin zwei Mieten schuldig und habe Angst, dass ich wieder wohnungslos werde." Jürgen H. ist verzweifelt

Einkauf als finanzielle Belastung

Vor ein paar Jahren wurde bei ihm auch noch eine Zuckerkrankheit entdeckt. Sogar kleine Einkäufe im Supermarkt sind deshalb eine enorme finanzielle Hürde: "Gesundes Essen ist für mich schwer leistbar."

Als Rollstuhlfahrer ist er auf seinen geliebten Pkw angewiesen. Der Rieder Bahnhof ist nicht barrierefrei, die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln für ihn deshalb extrem schwierig. Um seine Freunde rund 40 Kilometer außerhalb von Ried zu besuchen, benötigt er seinen Wagen. "Das Privatauto ist meine große Freiheit." 

Aufgrund der Preissteigerungen muss er "jeden Cent dreimal umdrehen". Momentan arbeitet der 43-Jährige in der Tagesstruktur von Pro Mente für zehn Stunden in der Woche. Dort erhält er 120 Euro Taschengeld pro Monat. 

"Ich habe schon wieder Angst, alles zu verlieren."

"Ich habe schon wieder Angst, alles zu verlieren", seufzt Jürgen H. Das Leben ist für ihn schon lange kein Wunschkonzert mehr. Zukunftsängste bestimmen seinen Alltag.

Mieter schlagen Alarm

Apropos Teuerung: Die Mieten steigen und steigen, eine Preisbremse ist nicht in Sicht. Viele Österreicher können sich eine weitere Erhöhung aber nicht mehr leisten.

Die Verhandlungen in der Regierung über diese Maßnahme sind vorerst gescheitert. In wenigen Wochen drohen bereits die nächsten Kostensteigerungen, jetzt schlagen Mieter Alarm. "Heute" hat berichtet

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