Ein Tag vor dem umstrittenen Konzert von Marko Perković Thompson auf dem Zagreber Hipodrom sorgt ein Vorfall im Stadtteil Središće für Empörung: Ein offenbar stark alkoholisierter Mann schwenkte eine Flagge mit der Aufschrift "Široki Brijeg" und grölt lautstark das verbotene Ustascha-Lied "Jasenovac i Gradiška Stara" – ein Song, den auch Thompson in der Vergangenheit bei Konzerten gesungen haben soll.
Das Lied, das faschistische Kriegsverbrecher wie Jure Francetić und Maks Luburić verherrlicht, gilt als extrem volksverhetzend und ist in Kroatien offiziell verboten. Der Text glorifiziert die Ermordung von Serben und ruft zu rassistisch motivierter Gewalt auf.
Trotz des öffentlichkeitswirksamen Vorfalls – laut Augenzeugen in unmittelbarer Nähe zur Avenija Dubrovnik – griff die Polizei nicht ein. Videos des Zwischenfalls kursieren mittlerweile auf Social Media. Der Mann war deutlich zu hören und sichtbar allein unterwegs.
Auf Nachfrage erklärte der Leiter des polizeilichen Einsatzstabs, Ivan Barić, dass man bei Vorfällen dieser Art mit "Verhältnismäßigkeit" vorgehe: "Wir müssen abwägen, ob ein sofortiges Einschreiten die Lage nicht verschärft. Unser Ziel ist es, keine größere Gruppe zu provozieren und dadurch eine Eskalation zu riskieren."
Stattdessen werde alles videodokumentiert, ausgewertet und gegebenenfalls nachträglich angezeigt – dafür habe man laut Gesetz bis zu vier Jahre Zeit. In diesem konkreten Fall war der Mann jedoch allein unterwegs, eine Eskalation also kaum wahrscheinlich.
Laut kroatischem Gesetz drohen für das öffentliche Singen, Reproduzieren oder Zeigen verfassungswidriger Inhalte Geldstrafen zwischen 700 und 4.000 Euro oder sogar bis zu 30 Tage Haft.
Der Vorfall heizt die Diskussion rund um das Thompson-Konzert weiter an. Zwar ist das Lied "Jasenovac i Gradiška Stara" nicht Teil der aktuellen Setlist, doch der Künstler steht seit Jahren wegen genau solcher Inhalte in der Kritik. Ein anderes umstrittenes Lied, "Kninska Kraljica", soll beim Konzert ebenfalls nicht gespielt werden.