Es war der 7. Oktober 2023, als die Hölle über Israel hereinbrach. Hunderte schwer bewaffnete Hamas-Terroristen griffen Nahal Oz nahe der Gaza-Grenze in Israel an. Nissan D., ein 48-jähriger Israeli, stellte sich ihnen entgegen. Gemeinsam mit nur sechs Mitstreitern verteidigte er seine Siedlung mehr als 13 Stunden lang – und rettete dabei Hunderte Menschenleben, darunter seine beiden Kinder.
Was er in dieser Nacht leistete, war heldenhaft. Doch Monate später – in Österreich – wird aus dem gefeierten Verteidiger plötzlich ein gedemütigter Tourist: Auf einem Campingplatz in Tirol wird Nissan D. gemeinsam mit seiner Frau hinausgeworfen – nachdem der Betreiber ihre israelischen Pässe gesehen hatte. Der Vorwurf: Antisemitismus.
Im Gespräch mit "Heute" schildert Nissan D., wie der Vorfall ablief. "Anfangs war der Betreiber freundlich, zeigte uns einen Stellplatz, scherzte sogar mit meiner Frau. Doch sobald er unsere Pässe sah, forderte er uns auf zu gehen – ohne jede Erklärung."
"So etwas ist mir in Europa noch nie passiert. Es war das erste Mal, dass ich mich wegen meiner Herkunft unerwünscht gefühlt habe – und es hat wehgetan," erzählt Nissan D. Für den Ex-Soldaten, der nach dem Terrorangriff monatelang mit psychischer Belastung kämpfte, war der Österreich-Urlaub eigentlich als Kraftquelle gedacht – zur Erholung und Verarbeitung.
Die Reise war mehr als eine Flitterwochen-Erneuerung zum 25. Hochzeitstag. Für Nissan und Lee D. war sie auch ein symbolischer Neuanfang – nach dem Massaker, das ihr Leben verändert hat. Doch der Rauswurf habe alte Wunden wieder aufgerissen. "Wir hatten gehofft, dass Europa ein Ort der Menschlichkeit ist. Das hat uns schwer getroffen."
Trotzdem gibt sich Nissan D. versöhnlich. "Ich will weiterhin daran glauben, dass Menschen im Kern gut sind. Dass sie ihre Kinder lieben, zur Arbeit gehen und in Frieden leben wollen – auf beiden Seiten jeder Grenze." Nur: Seit dem 7. Oktober fällt ihm das schwerer denn je.
Der Fall sorgt mittlerweile international für Schlagzeilen. Auch in Österreich reagierten Politiker: Staatssekretär Alexander Pröll und Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber verurteilten das Verhalten des Betreibers scharf und baten öffentlich um Entschuldigung. Die israelische Botschaft zeigte sich "zutiefst beunruhigt".
Der Campingplatz-Betreiber reagierte gegenüber "Heute" mit einem Redeschwall über die unfassbare Situation in Gaza. Auf Nachfrage zum konkreten Fall erklärte er dann ungehalten: "Ich habe ihn nicht wegen der Nationalität rausgeschmissen, sondern weil er sich nicht anständig aufgeführt hat." Das sei sein letztes Wort in der Causa.