Insolvenz-Welle

"Arbeiten Tag und Nacht" – beliebtes Bierlokal pleite

Mit dem Bierhof in Bad Vöslau droht ein weiteres Lokal in Niederösterreich zu schließen. Ein Sanierungsverfahren könnte die Rettung sein.
Aram Ghadimi
15.01.2025, 20:50

Das Ende des Bierhofs in Bad Vöslau könnte besiegelt sein, wenn ein laufender Rettungsversuch scheitert. Am 14. Jänner 2025 ist die Staud Betriebsges.m.b.H. in ein Insolvenzverfahren geschlittert. Ein Eigenantrag auf Sanierung läuft.

Arbeit Tag und Nacht

Der Bierhof pflegte eine rustikale Atmosphäre und bot einfache österreichische Küche. Hinter den Kulissen kämpfte Werner Staud, der sein Lokal 2005 gründete, aber schon länger mit wirtschaftlichen Problemen.

"Wir arbeiten Tag und Nacht", sagt Staud zu "Heute", wenige Minuten bevor die Masseverwalterin zu ihm ins Lokal kommt, um das Vermögen seines Unternehmens zu erfassen. Auch mehrere staatliche Beihilfen konnten den Bierhof nicht retten.

„Ein Flugzeug stürzt nicht mit einem Problem ab“
Werner StaudGastronom in Bad Vöslau

Kredite als zweischneidiges Schwert

Laut Beihilfentransparenzdatenbank wurden Staud im Mai 2020 ein Überbrückungskredit von 270.000 Euro durch die COFAG gewährt, gefolgt von 101.088 Euro und 77.391 Euro Liquiditätshilfe, außerdem 15.698,36 Euro Fixkostenzuschuss und noch einmal 26.011 Euro Liquiditätshilfe.

"Ein Flugzeug stürzt nicht mit einem Problem ab", erklärt der Gastronom. 2024 ging es los, Behörden führten Kontrollen durch – Kurzarbeit, Krankenkassenbeiträge, Steuer. Während die Covid-Kredite fällig wurden, wurde auch eine Unregelmäßigkeit bei der Kurzarbeit festgestellt und die Förderung zurückverlangt.

"Es ist sich zuletzt nicht mehr ausgegangen, die Krankenkassenbeiträge zu zahlen. Ich musste also Insolvenz anmelden", sagt Staud. Die gestiegenen Kosten, in Folge des russischen Angriffskrieges, dürften verschärfend gewirkt haben.

Er habe die Preise nicht an seine Kunden weitergeben können, erzählt er und fügt an: "Die Teuerungen im Einkauf und bei der Energie waren nicht mehr bewältigbar." Und die Corona-Kredite müssen binnen fünf Jahren zurückgezahlt werden, da habe es keinen Aufschub gegeben.

Raucher-Rebell und beliebter Wirt

Unterstützt von seinem Anwalt Manfred Ainedter hatte Staud 2011 noch als "Raucher-Rebell" für Schlagzeilen gesorgt, als er sein Lokal als Trafik betrieb – pofeln ausdrücklich erwünscht. Staud fühle sich seinen Kunden verpflichtet, sagte er.

Es half nicht. Laut aktuellem Sanierungsplan sollen die Gläubiger 20 Prozent ihrer Forderungen innerhalb der nächsten zwei Jahre bezahlt bekommen. Bis zum 18. Februar 2025 haben sie noch Zeit, diese geltend zu machen. Im März soll das Verfahren fortgesetzt werden.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 15.01.2025, 20:50
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite