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Armstrong gesteht Doping, jetzt zittert der Radsport!

Heute Redaktion
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Ex-Radstar Lance Armstrong hat in einem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey angeblich ein Doping-Geständnis abgelegt. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf eine mit der Sendung vertraute Quelle.

hat in einem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey offenbar ein Doping-Geständnis abgelegt und packte auch über mächtige Mitwisser im Radsport aus. Das berichten die Nachrichtenagentur AP und "USA Today" unter Berufung auf eine mit der Sendung vertraute Quelle.

Armstrong habe zugegeben, bei seinen Tour de France-Siegen leistungssteigernde Mittel genommen zu haben, hieß es. Das Interview wurde am Montag (Ortszeit) aufgezeichnet und wird in der Nacht auf Freitag im US-Fernsehkanal OWN ausgestrahlt. In Mitteleuropa ist es via Discovery Channel oder Sky um 03.00 Uhr zu sehen. In der Vergangenheit hatte Armstrong die Einnahme verbotener Substanzen immer vehement bestritten.

Was wusste die UCI?

Der 41-Jährige wolle bezeugen, dass Funktionäre des Radsport-Weltverbands (UCI) über seinen Gebrauch leistungssteigernder Mittel wussten und diesen möglicherweise unterstützten. Dies schrieb die "New York Times" Online unter Berufung auf mehrere Quellen. Damit würde dem ohnehin krisengeschüttelten Profi-Radsport endgültig der Kollaps drohen.

Armstrong wolle allerdings nicht gegen andere Fahrer aussagen. Er sei zudem in Kontakt und Verhandlungen mit dem US-Justizministerium, das einen Prozess gegen Armstrong erwägt, in einem Gerichtsverfahren als (Kron-)Zeuge gegen verschiedene Besitzer von Profi-Radrennställen zu agieren.

Es geht um Millionen

Dem ehemaligen Aushängeschild droht aber nicht nur Gefängnis. Auf ihn kommen auch zu, die gegen ihn etwa Prozesse wegen übler Nachrede verloren hatten, sich jetzt aber bestätigt fühlen. SCA musste damals etwa inklusive Anwaltsgebühren ca. 5,7 Mio Euro zahlen. Insgesamt überwies das Unternehmen von 2002 an ca. 9,2 Mio Euro an Prämien an Armstrong. Das Geld will es sich nun wiederholen.

Oprah darf nichts sagen

Weder Armstrong noch Winfrey gaben über den Inhalt des Gesprächs Auskunft. Die 58-Jährige ließ lediglich über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen: "Habe gerade zweieinhalb Stunden mit @lancearmstrong unter Dach und Fach gebracht. Er war VORBEREITET." Man werde derzeit keine genauen Details über das Interview bekannt geben, betonte ein Sprecher von OWN. Winfrey wollte am Dienstag in der Vormittags-Show "CBS This Morning" über das Interview sprechen.

Wegen Journalisten wurde Interview-Location gewechseltArmstrong war mit einer Gruppe von etwa zehn Begleitern zur TV-Aufzeichnung erschienen. An seiner Seite waren unter anderem seine Anwälte Tim Herman und Sean Breen sowie sein langjähriger Berater, Manager und Geschäftspartner Bill Stapleton. Ursprünglich sollte das Gespräch in seinem Haus in Austin (Texas) stattfinden. Da das Grundstück jedoch von etlichen Journalisten umlagert war, entschied man sich, in ein örtliches Hotel in der Nähe auszuweichen.

Der AP hatte Armstrong am Samstag erklärt, dass er Winfrey gesagt habe, sie könne "fragen, was immer sie will, und ich werde direkt, ehrlich und offen antworten." Im Vorfeld wurde jedoch auch bekannt, dass der 41-Jährige keine umfangreichen Details oder Namen nennen wollte. Er hatte in der Vergangenheit immer vehement die Einnahme verbotener Mittel bestritten. Die US-Anti-Doping-Agentur hatte ihm jedoch in einem mehr als 1.000 Seiten starken Dossier auch dank der Zeugenaussagen ehemaliger Teamkollegen das Gegenteil bewiesen.

Besuch bei "Livestrong"

Vor diesem ersten öffentlichen Auftritt nach der Doping-Verurteilung hatte sich Armstrong bereits bei den Mitarbeitern der von ihm gegründeten Krebsstiftung entschuldigt. Der Texaner besuchte am Montag die Büros der "Livestrong"-Stiftung in Austin, wo er das Personal um Verzeihung bat. Der Besuch Armstrongs bei "Livestrong" soll sehr emotional gewesen sein. Der Ex-Profi habe mehrmals um Fassung gerungen, einige Mitarbeiter hätten geweint, berichtete ebenfalls AP unter Verweis auf eine anonyme Quelle.

Ehrliches Bedauern

Der Gründer der Stiftung, der sich nach Veröffentlichung der umfangreichen Beweise durch die amerikanische Anti-Doping-Agentur (USADA) aus der Führungsebene zurückgezogen hatte, habe "ehrlich und tief empfunden sein Bedauern ausgedrückt", sagte Stiftungssprecherin Katherine McLane zu Reuters. Details über eine mögliche Dopingbeichte nannte sie dabei nicht. Armstrong habe sich dafür entschuldigt, die Mitarbeiter enttäuscht und das Unternehmen einem Risiko ausgesetzt zu haben.