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Armstrong war bei allen Tour-Siegen gedopt

Heute Redaktion
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Bild: DAPD

Lance Armstrong hat im mit Spannung erwarteten Interview bei US-Talkmasterin Oprah Winfrey ein umfassendes Doping-Geständnis abgegeben. Der gefallene Radheld gab zu, bei seinen sieben Triumphen bei der Tour de France gedopt gewesen zu sein.

Die berüchtigte Talkerin ging Armstrong gleich direkt an. „Beantworten Sie bitte alle Fragen mit Ja oder Nein.“ Ob er leistungssteigernde Mittel, EPO und Testosteron genommen sowie Blutdoping begangen habe, wollte Winfrey als erstes wissen. Alle Fragen beantwortete er mit „Ja“.

„Waren Sie bei jedem ihrer sieben Siege bei der Tour de France gedopt?“ Armstrong: „Ja.“ Hingegen bestritt er, bei seinem Comeback, als er 2009 und 2010 nochmals an der Tour teilnahm, gedopt gewesen zu sein. „2005 habe ich zum letzten Mal etwas genommen.“

"Für mich war es kein Betrug"

Bereits im ersten Teil des Interviews (Teil zwei folgt in der Nacht auf Samstag ab 3 Uhr auf Discovery Channel) ließ der Texaner also die Bombe platzen. Armstrong legte sich aber gleich zu Beginn fest, keine Kollegen zu verraten. Doch er ließ durchblicken, dass Doping im Radsport zu seiner Zeit absolut gängige Praxis war.

Deswegen habe er sich auch nie schlecht oder als Betrüger gefühlt. „Das ist eigentlich das Schlimmste. Für mich war es kein Betrug. Ich wollte einfach nur mit den anderen auf einem Level sein.“ Armstrongs Stimme wirkte meist zittrig. Oft fielen seine Antworten spärlich aus oder er versuchte auszuweichen.

Mehrmals wiederholte er, wie sehr er alles bereue. „Vieles, was über mich berichtet wird, ist wahr. Es tut mir leid. Aber ich hatte zu denselben Dingen Zugriff wie meine Konkurrenten. Ich kann es verstehen, wenn mir die Leute das nie wieder verzeihen.“

"Ich verlor die Kontrolle"

Wie er sein gewaltiges Lügenkonstrukt seiner Meinung nach aufbaute und für sich in Ordnung befand, dazu gab der 41-Jährige genauer Auskunft. „Ich habe jahrelang die selben Lügen wiederholt. Die Story war so gut und es lief so lange so perfekt. Den Krebs besiegt, die Tour sieben Mal gewonnen, Frau und Kinder - aber es war nicht ehrlich. Irgendwann habe ich darüber die Kontrolle verloren, es ist von selbst ins Rollen geraten.“

Mit Doping habe er Mitte der 90er begonnen. Seiner Meinung nach war es nicht möglich, die Tour de France zu gewinnen, ohne zu unerlaubten Mitteln zu greifen. „Es war aber nicht nur mein Ziel das größte Rennen der Welt zu gewinnen. Ich wollte mehrmals siegen – um jeden Preis.“

Einziger Name: Michele Ferrari

Den einzigen Namen, den er im Zusammenhang mit Doping in den Mund nahm, war jener von Michele Ferrari. „Dottore EPO“ wurde 2005 lebenslänglich vom Radsport ausgeschlossen. „Er ist ein smarter Mann.“ Welche Rolle der italienische Sportarzt im Doping-Netzwerk Armstrongs gespielt hat, wollte er nicht beantworten. Bekannt ist, dass Armstrong ihm etwa eine Million Dollar überwies. Unbeantwortet blieb auch die Frage, ob der Texaner Dopingmittel weitergegeben habe.

Geldflüsse gab es auch von Armstrong an den Weltradsportverband UCI. „Sie haben mich gefragt, ob ich ihnen etwas überweisen könne und ich habe zugestimmt. Ich verfolgte damit keinen bestimmten Zweck.“ Auch bestritt er, dass es bei der Tour de Suisse einen positiven Doping-Test gab, der nach Intervention der UCI vertuscht wurde.

„Ich wurde sicher anders als die anderen behandelt“

„Ich habe nie einen positiven Test abgeben, weil die Tests die Substanzen noch nicht nachweisen konnten.“ Wie er zu dem Wissen gelangte, wurde leider von Oprah nicht gefragt. Was Armstrong jedoch nicht abstritt: „Ich wurde sicher anders als die anderen behandelt.“

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