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Asthma! "Herr Doktor, sind die Norweger alle gedopt?"

6.000 Asthma-Mittel für 121 Athleten! Sind Norwegens Olympia-Stars etwa gedopt? "Heute" fragt ÖOC-Chefarzt Dr. Jürgen Barthofer.

Heute Redaktion
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    Wer dopt, und warum? Die Ausreden reichen von kurios bis absurd.<i> "Heute"</i> hat eine Auswahl der besten Begründungen.
    Wer dopt, und warum? Die Ausreden reichen von kurios bis absurd. "Heute" hat eine Auswahl der besten Begründungen.
    (Bild: GEPA-pictures.com)

    Norwegens Langläufer sind bei den Olympischen Winterspielen eine Klasse für sich. Beim Skiathlon standen Simen Krüger, Martin Sundby und Hans Holund ganz oben auf dem Podest. Im Teamsprint siegten Sundby und Johannes Kläbo, der auch im Einzel-Sprint Gold holte. Insgesamt halten die Norweger bereits bei 34 Medaillen, 13 davon strahlen in Gold.

    Doch geht da alles mit rechten Dingen zu? Eine Meldung aus Norwegen macht stutzig: Das Team der Skandinavier reiste mit 6.000 Asthma-Mitteln für 121 Athleten an. Wird hier gedopt? "Heute" fragte bei ÖOC-Chefarzt Dr. Jürgen Barthofer nach.

    Spray-Genehmigung

    "Die Zahl ist schon auffällig, sie ist deutlich höher als bei vergleichbaren Nationen", meint der Unfallchirurg. Wie sieht der Vorrat im rot-weiß-roten Team aus? "Österreich hat 200 Asthma-Mittel im Gepäck. 6.000 Stück sind jenseits der Vorstellungskraft." Barthofer stellt klar: "Man muss bei den Präparaten unterscheiden. Asthma-Sprays können die Lungenfunktion erhöhen. Das liegt am Wirkstoff Salbutamol. Wer so einen Spray verwendet, benötigt eine Sondergenehmigung. Die haben bei uns nicht einmal eine Handvoll der Sportler." Die übrigen Präparate stehen laut Barthofer nicht auf der Liste der Welt-Anti-Dopingagentur WADA und dienen zur Behandlung der Atemwege bei Erkrankungen. Im Team der Deutschen gibt es übrigens keinen einzigen Athleten, der eine Sondergenehmigung hat.

    Sumanns Lunge

    Österreichs Biathlon-Legende Christoph Sumann gibt "Heute" einen Einblick in den "Asthma-Alltag". "Ich war ein Athlet mit Ausnahmegenehmigung", erklärt er. "Meine Lunge hat durch jahrelangen Leistungssport in der Kälte Schaden genommen. Eine Fachärztin sagte zu mir: Es ist ein Wunder, dass man mit so einer Lunge so schnell laufen kann." Die Folge der Belastungen: heftige Hustenanfälle und Probleme mit den Bronchien. "Daher habe ich eine Genehmigung für den Asthma-Spray erhalten. Das war für mich notwendig, ich wurde aber auch streng kontrolliert."

    Zu viel Spray?

    Ein Asthma-Spray hält laut Sumann über eine lange Zeit. "Je nach Produkt sind etwa 100 Hübe enthalten." Zwar sei Belastungs-Asthma unter Leistungssportlern nicht so selten, "aber man darf nur zwei Hübe pro Tag nehmen. Den benötigt man aber nur vor dem Wettkampf bei Minus-Temperaturen. Deswegen sind die Zahlen aus Norwegen doch sehr verwunderlich. Das IOC macht sich sicher auch schon Gedanken darüber."

    Unter Verdacht

    Barthofer ist sicher, dass die Norweger bei den Dopingjägern ganz oben auf der Liste stehen. "Ich habe Kontakt zu ihnen. Es gibt praktisch jeden Tag Kontrollen. Bei uns aber auch." Von der Verwendung von Asthma-Sprays rät der Arzt auch Amateuren dringend ab. "Sie beeinflussen den Kreislauf und die Herzfrequenz. Es kann zu schlimmen Spätfolgen kommen."