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Auf dem Olymp angekommen: Bode Miller

Heute Redaktion
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US-Skistar Bode Miller hat wieder einmal seine Ausnahmestellung im Skisport unter Beweis gestellt. Diesmal aber nicht wie vor vier Jahren bei den Spielen in Turin mit Party-Eskapaden, sondern eindrucksvoll auf der Piste. Mit Gold in der Super-Kombination in Vancouver holte der 32-Jährige seinen ersten Olympia-Titel.

Damit hat Miller seine Karriere-Ausbeute an Olympia-Medaillen auf fünf erhöht und ist auf dem besten Weg, das zu werden, was er vor vier Jahren noch mit einem einzigartigen Selbstzerstörungsakt verhindert hatte. Nämlich zum - alpinen - Superstar dieser Spiele zu werden.

Was die in Whistler Creekside noch ausständigen Herren-Rennen im Zeichen der Fünf Ringe betrifft, kann er diese Position noch ausbauen. Allerdings ist der am 12. Oktober 1977 geborene Samuel Bode Miller körperlich bereits etwas angeschlagen und nach einem wilden Slalom-Trainingssturz auch am Knöchel verletzt. Die Kombination fuhr er mit letzten Reserven.

Tochter hat Miller verändert

Miller hat seine Form erfolgreich exakt auf die Spiele abgestimmt, hatte er doch Mitte Jänner mit der Super-Kombination in Wengen seinen ersten Weltcup-Sieg nach zweijähriger Pause gewonnen. Der Gesamtweltcupsieger 2005 und 2008 sowie vierfache Weltmeister hat nun in seiner Karriere alles gewonnen. Möglich, dass zuletzt auch seine seit Freitag zweijährige Tochter Neesyn Dacey seine Einstellung zum Skirennsport ein wenig geändert hat.

Noch im vergangenen Sommer war es unklar gewesen, ob und wie es mit Millers Karriere weitergeht. Nach der für ihn medaillenlosen WM 2009 in Val d'Isere hatte der Head-Star seine Saison vorzeitig beendet und seine Fans zappeln lassen. Schließlich kehrte er nach seinem 2007 begonnenen Weltcup-Wohnmobil-Alleingang im "Team America" auch ins US-Team zurück. Nun führt er sein Nationalteam eindrucksvoll an, gleich 8 von 18 Medaillen gingen bisher an US-Amerikaner.

Olympia-Rekord möglich

Noch ist Miller aber nicht am Ende seiner Mission. Bei einem Medaillengewinn am Samstag im Slalom wäre er der erste Skifahrer mit Olympia-Medaillen in allen fünf Disziplinen. Dafür wird er noch einmal sein Letztes mobilisieren, denn das ist das Gold, das er wirklich will. Und seit Sonntag hat nur noch Kjetil-Andre Aamodt mehr Olympia-Medaillen im alpinen Skisport geholt als er selbst. Der Norweger ist mit acht olympischen Podestplätzen derzeit noch außer Reichweite.

Sohn von HippiesMiller stammt aus Franconia im US-Bundesstaat New Hampshire, ist Sohn von Hippieeltern und hat wie die Top-Allrounder Aamodt, Primin Zurbriggen (SUI), Marc Girardelli (LUX) und dem Tiroler Günther Mader Siege in allen fünf Disziplinen geschafft. Woody und Jo Miller haben Bode und drei weitere Kinder in einem Blockhaus in New Hampshire aufgezogen, ohne Strom, ohne fließendes Wasser, ohne Heizung, mit dem Auto nicht erreichbar.

Als Zweijähriger wurde Bode erstmals auf Skier gestellt, ging in seiner Kindheit und Jugend aber auch Snowboarden, spielte Tennis, Fußball und Eishockey. Mit 14 Jahren wurde er von den Eltern ins Internat "Carrabasset Valley Ski Academy" in Maine am Fuße des Sugarloaf Mountain geschickt - und die Entscheidung für die zwei Brettln war gefallen. Bode kämpfte sich durch die US-Nachwuchskader und schließlich ins Weltcupteam.

"Freigeist" Miller

Am 9. Dezember 2001 gewann Miller in Val d'Isere einen Riesentorlauf und damit sein erstes Weltcuprennen. Miller kann ein unbequemer Typ sein. Was seinen Charakter betrifft, scheiden sich die Geister. Rund um die Turin-Spiele, wo die US-Öffentlichkeit von ihm fünf Medaillen verlangt hatte, entkoppelte sich "Freigeist" Miller auch von den Medien.

Nichts zu zweifeln gab es aber stets, was sein Können auf zwei Brettern betrifft. Miller hat 32 Weltcuprennen gewonnen, ist vierfacher Weltmeister, zweifacher Weltcup-Gesamtsieger und nun auch Olympiasieger. Er gehört eindeutig zu den größten Könnern der Szene. Am Sonntag in Kanada versöhnte er sich auch wieder mit den Journalisten. "Thank you guys", waren seine letzten Worte bei der Pressekonferenz.APA/red