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Auf diesem Tal ruhen Afghanistans Hoffnungen

Die Taliban haben fast ganz Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht. Nur eine Region hat sich dem Zugriff der Islamisten entziehen können.

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Im Panjshir-Tal formiert sich der Widerstand gegen die Taliban.
Im Panjshir-Tal formiert sich der Widerstand gegen die Taliban.
Michael Runkel / robertharding / picturedesk.com

Afghanistan ist im Würgegriff der Taliban. Innert weniger Tage nach dem großflächigen Rückzug der amerikanischen Truppen haben die islamistischen Kämpfer fast ganz Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht.

Am Sonntag schließlich marschierten sie in der Hauptstadt Kabul ein, wo ihnen die Regierungsgebäude praktisch ohne Widerstand überlassen wurden. Präsident Ashraf Ghani verließ fluchtartig das Land, mutmaßlich nach Tadschikistan.

Die Hoffnungen der afghanischen Widerstandskämpfer gegen die Taliban ruhen nun auf einer einzigen Region, dem abgeschiedenen Panjshir-Tal etwa 100 Kilometer nordöstlich von Kabul. Es ist die einzige Region, die noch nicht in die Hände der Taliban gefallen ist. Darüber berichtet das britische Magazin "The Week" ausführlich.

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    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Die Taliban haben Afghanistan unter Kontrolle.
    Xinhua / Action Press / picturedesk.com

    "Niemals mit Taliban Dach teilen"

    Im Panjshir-Tal organisiert sich nun der nationale Widerstand gegen die Taliban. So soll der Vizepräsident Afghanistans, Amrullah Saleh, sich nach dem Fall Kabuls dorthin zurückgezogen haben. Saleh, der selbst aus dem Panjshir-Tal stammt, gehört seit Jahren zu den lautesten Kritikern der Taliban, wie "France 24" berichtet.

    Kurz nach seiner Flucht aus Kabul meldete sich Amrullah Saleh über Twitter zu Wort. "Ich werde nicht die Millionen Menschen im Stich lassen, die auf mich gehört haben. Ich werde niemals mit den Taliban unter einem Dach leben. Niemals.", schrieb Saleh.

    Am Sonntagabend dann machte, ebenfalls auf Twitter, ein Bild die Runde, das Saleh zusammen mit Ahmad Massoud zeigt und gemäß Informationen des britischen Reporters Yalda Hakim in Panjshir aufgenommen wurde.

    Ahmad Massoud ist der Sohn von Ahmad Shah Massoud, der in Afghanistan Heldenstatus besitzt. Er widersetzte sich den Taliban während deren erster Herrschaft zwischen 1996 und 2001. Er wurde 2001 von Schergen des Al Qaida-Anführers Osama bin Laden ermordet, die sich ihm gegenüber als Journalisten ausgaben und eine als Videokamera getarnte Bombe zum Explodieren brachten.

     Schon im April formierte sich im Panjshir-Tal der Widerstand gegen die Taliban.

    Die Bewohnerinnen und Bewohner des Tals waren schon damals empört über den Deal, den die USA mit den Taliban schloss, der damals noch vorsah, dass sich die USA bis Mai aus Afghanistan zurückzieht. In der Region Panjshir, die schon während der ersten Taliban-Herrschaft ab 1996 als einzige afghanische Region nicht den Taliban zufiel, befürchtete man schon damals, die Taliban könnten die Macht an sich reißen, wie die "NZZ" berichtet.

    "Abhängigkeit ist Schande"

    Damals liess Ahmad Shah Massoud den Zugang zum Tal sprengen, wodurch es für die Taliban uneinnehmbar wurde. "Ich werde Widerstand leisten, bis das letzte noch gehaltene Gebiet so groß ist wie mein Hut", oder "Abhängigkeit ist eine Schande", sind Sätze, die Ahmad Shah Massoud zugeschrieben werden und bis heute auf Plakaten im Panjshir-Tal zu sehen sind.

    Die Ablehnung der Taliban im Panjshir-Tal ist unter anderem auch ethnisch bedingt. Die rund 450.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Provinz sind größtenteils der ethnischen Gruppe der Tadschiken zugehörig, während die Taliban größtenteils aus Angehörigen der ethnischen Gruppe der Paschtunen besteht. Auch in religiöser Hinsicht bestehen grundlegende Unterschiede.

    Afghanen sind bereit zu kämpfen

    Die Bewohner und Bewohnerinnen von Panjshir sind bereit, den Taliban die Stirn zu bieten. Bazgul Afsali, der das pompöse Grab von Ahmad Shah Massoud bewacht, sagt: "Panjshiri haben keine Freunde und keine Dienstherren. Wir verhandeln nicht. Wir können es mit jedem aufnehmen, auch mit den Amerikanern."

    Und auch die Vizegouverneurin der Region, Rahela Ataee, deutete schon im April gegenüber der "NZZ" an, dass die Afghaninnen und Afghanen zum Widerstand bereit sind: "Wenn die USA weiter die Taliban unterstützen und Pakistan weiter den Terrorismus finanziert, werden die Afghanen natürlich für ihre Rechte kämpfen." Vier Monate später ruhen die Hoffnungen von ganz Afghanistan auf den Freiheitskämpfern aus dem Panjshir-Tal.

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