Gesundheit

Aufnahmestopp im AKH – worauf du lange warten musst

Pandemie, Krieg, Covid – die Gründe für die zunehmende Patientenzahl mit Schlafproblemen sind vielfältig. Die Warteliste des Schlaflabors ist voll.

Christine Scharfetter
Allein in Wien sind 1.830 Stellen unbesetzt.
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Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Es sind herausfordernde Zeiten, unter denen auch der Schlaf leidet. Ob dahinter organische Ursachen stecken, kann im neurologischen Schlaflabor des Wiener AKHs untersucht werden. Doch bis zum ersten Termin vergehen viele schlaflose Nächte: "Seit einem Monat – und voraussichtlich noch ein weiteres Monat – können wir keine neuen Patienten auf unsere Warteliste für Erstvorstellungen in der Spezialambulanz aufnehmen", sagt Karin Trimmel, Leiterin der Ambulanz für Schlafstörungen an der Univ.-Klinik für Neurologie am Wiener AKH, im "Heute"-Gespräch.

Das liege einerseits an der zunehmenden Patientinnen- und Patientenzahl sowie andererseits an personellen Engpässen, so die Medizinerin. Bereits jetzt würden die Wartezeiten viele Monate betragen, so dass es sich ohne den Aufnahmestopp irgendwann ins Unermessliche steigern würde.  

"Nicht jeder Schlafstörung braucht ein Schlaflabor"

Dabei müsse nicht gleich jede Person mit einer Schlafstörung unbedingt im neurologischen Schlaflabor der Universitätsklinik vorstellig werden. Hält eine Schlafstörung über Wochen oder Monate an, sei es auf jeden Fall ratsam, eine Allgemeinmedizinerin oder einen Allgemeinmediziner zu kontaktieren, um andere körperliche Erkrankungen auszuschließen. Und auch danach gelte, "nicht jede Schlafstörung braucht zwingend in erster Instanz ein Schlaflabor, wie zum Beispiel die Insomnie, die mit Ein- und Durchschlafstörung und reduzierter Schlafqualität einhergeht. Hier könnte eine gezieltere Versorgung im niedergelassenen Bereich durch Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner oder Fachärztinnen und -ärzte für Neurologie oder Psychiatrie sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten die Spezialambulanzen entlasten",  erklärt Trimmel. 

Gerade die Insomnie zählt zu den häufigsten Schlafstörungen, in der Universitätsklinik konzentriert man sich aber eigentlich auf weit speziellere Fälle: "Schwerpunktmäßig betreuen wir eher spezielle neurologische Schlafstörungen, wie die Hypersomnie - hierzu gehört zum Beispiel die Narkolepsie -, aber auch verschiedene Parasomnien, wie das Schlafwandeln oder REM-Schlafstörungen, oder schlafbezogene Bewegungsstörungen." Patienten, die an einer Insomnie leiden, würden im AKH auch durch die psychiatrische Schlafambulanz sowie Neuropsychologinnen und -psychologen mitbetreut werden. 

Narkolepsie ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Schlaf-Wach-Regulation im Gehirn gestört ist. Die Folge ist eine übermäßige Schläfrigkeit tagsüber, der die Betroffenen nicht widerstehen können und die sich auch mit ausreichend Schlaf nicht beseitigen lässt.

Vom Krieg bis zur Schlafhygiene

Warum es zuletzt zu einer derartigen Zunahme an Patienten gekommen ist, kann auch die Ärztin nicht genau beantworten. "Aber die Entwicklungen der letzten Jahre spiele sicherlich mit. Der Krieg ist aktuell ein großes Thema. Er stellt für viele Menschen eine massive psychosoziale Belastung dar und das kann Schlafstörungen verstärken oder sogar auslösen."

Doch auch die Pandemie spiele hier eine große Rolle. Durch die soziale Isolation waren viele Menschen nur noch zu Hause, dadurch habe sich der Tagesrhythmus und das Schlafverhalten verändert. Und dann wären da noch das Post Covid Syndrom und das chronische Fatigue-Syndrom: "Erschöpfungssyndrome sind sicherlich etwas, das wir jetzt häufiger sehen. Einerseits, weil es klare Zusammenhänge mit der Pandemie gibt, andererseits, weil das Bewusstsein dafür geschärfter ist und die Patientinnen und Patienten gezielter Hilfe suchen. Dem wurde früher nicht so viel Beachtung geschenkt."

Ein weiterer wichtiger Punkt bei Schlafstörungen ist eine gute Schlafhygiene, so Trimmel. "Das bedeutet das Einhalten von regelmäßigen Schlafenszeiten, regelmäßige körperliche Betätigung, die Vermeidung von Nikotin, Koffein und Alkohol in den Stunden vor dem Schlafen, aber auch das Vermeiden von Konsum von zu viel digitalen Medien – vor allem im Bett." Eben dort sollte man nicht fernsehen, nicht "laptopen", nicht arbeiten und auch nicht mit dem Handy spielen, erklärt die Expertin.

Das folgt auf die Schlafstörung

Anhaltende Schlafstörungen können sich auf sehr viele Lebensbereiche auswirken und für erhebliche gesundheitliche Probleme sorgen. "Wir sehen bei Personen mit Schlafstörungen häufig Einschränkungen in der kognitiven Leistungsfähigkeit, also bei der Aufmerksamkeit und beim Gedächtnis. Häufiger treten auch körperliche Erkrankungen auf, das betrifft Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologische Erkrankungen, auch Demenzsyndrome sind häufiger bei Personen mit Schlafstörungen. Außerdem haben sie negative Effekte auf die psychische Gesundheit, es kommt beispielsweise vermehrt zum Auftreten von Depressionen oder Angststörungen."

Immer mehr Schlafprobleme schon bei Kindern

Die zunehmenden Schlafprobleme betreffen allerdings nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche, wie Dr. Paul Plener, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Wiener AKHs, gegenüber "Heute" bestätigt. In seiner Abteilung komme dies zwar nur in Begleitung von vielen psychischen Erkrankungen vor, doch auch hier wird mit mittels CBT-I (Kognitiven Verhaltenstherapie der Insomnie) behandelt.
Das sei wichtig, denn "zu wenig Schlaf schwächt die psychische Widerstandskraft. Wir wissen, dass ein schlechter Schlaf dazu führt, dass wir höhere Raten an Übergewicht haben und dass die emotionale Labilität deutlich steigt." vor allem für schulpflichtige Kinder sei besonders belastend, dass sie zu gewissen Zeiten Leistung erbringen und Konzentration zeigen müssen. 

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