Experte spricht Klartext

Aus für mehr Geld, Kündigungen – das droht Österreich

Österreich erwartet auch 2025 eine Rezession. Der Druck auf die Unternehmen steigt. Ein Experte erklärte gegenüber "Heute", wie es jetzt weitergeht.
Lukas Leitner
14.03.2025, 16:04

Die Dauerflaute, in der sich die heimische Wirtschaft befindet, hält an – erst am Dienstag gab es eine weitere Schock-Prognose von Neo-Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ): Es sei auch dieses Jahr mit einer Fortsetzung der Rezession zu rechnen. Das Geld ist knapp, Österreich hat "keinen Euro zu vergeben", so der Rote.

Das erhöht den Druck auf die zahlreichen heimischen Unternehmen. Auch sie sind von den Sparplänen der Ampel unmittelbar betroffen. Förderungen werden gestrichen, für neue dürfte das Geld fehlen. Gelingt der Wirtschaft zudem nicht der benötigte Aufschwung, drohen sogar noch schärfere Maßnahmen.

"Lieber Lohn steigt kaum oder moderat"

"Man muss wohl die Rezession als Folge der hohen Inflation betrachten, wobei irgendwann – am besten relativ rasch – ein Ende der Spirale benötigt wird", erklärte "Business Beat" Geschäftsführer Andreas Hermann im Gespräch mit "Heute".

Diese Spirale könne man aber nur durchbrechen, wenn sich auch die Lohnentwicklung "auf ein gesundes Mittelmaß einpendelt". "Lieber der Lohn steigt kurzfristig kaum bis moderat, dafür ist weiter eine positive Zukunft in Sicht", so der Unternehmer. Bedeutet also, dass eine Lohnerhöhung der Arbeitnehmer dieses Jahr eher minder ausfallen könnte. Ansonsten müssten Unternehmen nämlich auf Kündigungen zurückgreifen.

"Klar bedeutet eine Rezession, dass der Kuchen, den es zu verteilen gibt, kleiner geworden ist. Woher sollen der Staat und die Betriebe die Gelder nehmen? Es würde sonst nur auf Kosten der Reduktion von Personal funktionieren können", ist sich Hermann sicher.

"Kann bis zu 50 Stunden arbeiten"

Bei der Arbeitszeit brauche es zudem Anpassungen. "Ich bin ein großer Anhänger von Autonomie und Selbstbestimmung", betonte Hermann. Das Arbeitsleben sollte sich deshalb an die persönliche Situation angleichen.

"Es gibt Lebensabschnitte, in denen ich problemlos 50 Stunden arbeiten kann – und auch will. Genauso gibt es auch Phasen, in denen ich entsprechend reduzieren muss", erklärte der Geschäftsführer.

"Wenn wir eine Wirtschaft wollen, bei der alle Geschlechter und Altersklassen arbeiten, wird auch der Bedarf für Lebensphasenmodelle steigen", führte Hermann aus.

Brauchen Modelle für Arbeiten im Alter

Das Teilzeit-Modell sei zudem "aktueller denn je". Vor allem, wenn man auch "erfahrene Mitarbeiter jenseits der 65 Jahre in der Berufswelt halten möchte", sagte Hermann zu "Heute". Dafür müssen aber auch neue Modelle gedacht werden, um das Arbeiten im Alter zu attraktiveren. "Dies ist jedoch gleichermaßen Aufgabe von Politik und Wirtschaft", betonte der "Business Beat"-Chef.

Im Hintergrund arbeitet die neue Bundesregierung bereits an Neuerungen. So soll es mehr Anreize für das Arbeiten im Ruhestand geben. Angedacht sind etwa Steuererleichterung. "Das Zuverdiensteinkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird mit 25 Prozent endbesteuert", heißt es im Regierungsprogramm.

Urlaub als wichtiger Gegenspieler

Beim Urlaub soll sich aber vorerst nichts ändern. Er "ist ein immens wichtiger Gegenspieler zum Arbeitsalltag, der einerseits Erholung ermöglicht, andererseits auch Vorfreude entstehen lässt und zugleich die leeren Akkus wieder aufladen lässt. Ich bin deshalb der Überzeugung, dass wir bei dem gesetzlich verankerten System bleiben sollten. Derzeit wird die Arbeit von vielen subjektiv als besonders verdichtet und intensiv wahrgenommen. Hier kann der Urlaub als wichtiges Korrektiv dienen", schilderte Hermann.

Veränderung in der Arbeitsumgebung nötig

Mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage deutet außerdem alles darauf hin, "dass es wieder einen Wechsel vom Arbeitnehmermarkt hin zum Arbeitgebermarkt geben wird". Bereits jetzt finden Trennungen von "schnell eingestellten, aber nicht wirklich passenden Mitarbeitenden statt".

Zugleich werde die Attraktivität krisensicherer Arbeitsplätze sprunghaft steigen. "Als Unternehmer muss ich jetzt zeigen, dass meine bisherigen Versprechungen nicht nur "schön Wetter Versprechen" sind. Es geht darum, gemeinsam mit den Mitarbeitenden weiter an einer Arbeitsumgebung zu arbeiten, bei der Freude, Fleiß und Mitbestimmung aufeinandertreffen können", betonte Hermann abschließend.

{title && {title} } LL, {title && {title} } Akt. 14.03.2025, 16:36, 14.03.2025, 16:04
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