Tierpfleger-Tagebuch

Bärenstummelaffen-Baby Makeni sagt "Hallo"

So nah ran an Nachwuchs kommen Zoobesucher sonst nicht! Tierpflegerin Nadine Bräuer stellt dir ein ganz besonderes Affenmädchen aus Schönbrunn vor.

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Das "Tierpfleger-Tagebuch" aus Schönbrunn - nur hier bei "HeuteTierisch".
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Tiergarten Schönbrunn

(Text von Nadine Bräuer, Tierpflegerin im "Affenrevier" im Tiergarten Schönbrunn)

Am 30. März (2020) durften wir unseren bislang dritten Nachwuchs bei den Bärenstummelaffen begrüßen. Da wir Tierpfleger ein sehr enges Vertrauensverhältnis zu unseren Schützlingen haben, konnte ich sofort zu den Affen in die Anlage, um aus der Nähe zu kontrollieren, ob mit dem Jungtier alles in Ordnung ist. Dabei konnte ich auch sehen, dass wir uns dieses Mal über ein Mädchen freuen dürfen. Meine Kollegen und ich haben die Kleine dann Makeni, nach einer Stadt in Sierra Leone, benannt.

Stark gefährdet, auch in Zoos selten

Bärenstummelaffen haben ihr natürliches Verbreitungsgebiet im tropischen Regenwald des westlichen Afrikas und zählen dort zu den sehr gefährdeten Tierarten. Auch in Zoos ist diese Affenart sehr selten. Europaweit kann man sie nur in sieben Zoos bewundern. Bei der Geburt sehen sie ungewöhnlich aus: Die Babys haben noch ein weißes Fell, das sich aber innerhalb von vier Monaten dunkel umfärbt.

So reagieren Geschwister auf die kleine Makeni

Makeni hat von Anfang an einen sehr wachen Eindruck gemacht und konnte von uns Tierpflegern ständig beim Trinken beobachtet werden. Ihre große Schwester Mali zeigte sich vom ersten Moment an sehr interessiert. Sie war auch bemüht, die Kleine ihrer Mutter Kwaku abzunehmen, um sie umhertragen zu dürfen. Der einjährige Togo hingegen war anfangs eher skeptisch und beobachtete das neue Familienmitglied aus der Ferne. Das hat sich jedoch schnell geändert und er kuschelt sich mittlerweile an seine Mama und seine Schwester.

Wenn sich die Affen zusammenfinden, um gemeinsam zu schlafen, kann man immer öfter beobachten, wie Makeni anfängt, ihre Umgebung zu erkunden. Dabei klettert sie auch bevorzugt auf Vater Harper herum. Sie wird zwar die nächsten 9 bis 12 Monate gesäugt, aber schon jetzt tut sie es ihren Artgenossen gleich und schnappt nach Laub, um darauf herumzukauen.

Mehrmals pro Woche medizinisches Training

Für mich ist es jedes Mal aufs Neue etwas ganz besonderes, wenn bei den Bärenstummelaffen ein Jungtier auf die Welt kommt. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die verschiedenen Individuen mit der neuen Situation umgehen. Wir führen zwei- bis dreimal pro Woche ein medizinisches Training bei den Bärenstummelaffen durch, um unter anderem ihren Alltag noch abwechslungsreicher zu gestalten. Ich muss jedoch sagen, dass die Jungtieraufzucht die beste Beschäftigung für die Gruppe darstellt. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die drei Geschwister in Zukunft interagieren und die Anlage noch lebendiger machen.