Am Freitag, dem 4. Oktober, suchte ein Unwetter ungeahnten Ausmaßes mehrere Städte im Zentrum Bosnien-Herzegowinas heim, heftige Niederschläge sorgten an mehreren Orten für Flutungen und Erdrutsche. Laut lokalen Medien starben 20 Menschen, tagelang waren Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten.
Seither kämpfen die Einsatzkräfte und Bewohner vor Ort darum, die teils komplett zerstörten Gegenden wieder aufzubauen. Neben dieser Mammut-Aufgabe wird aber auch der zugemüllte Fluss Neretva die Bosnier noch länger beschäftigen.
Golden Beach Award 2024: Jablanica auf Platz 57, Zell am See auf 94
Im Zuge des Golden Beach Awards 2024 noch zu einem der 100 schönsten Strände der Welt ausgezeichnet, verkommt der Fluss Neretva nahe dem Unwetter-Hotspot Jablanica im Chaos. Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Angeln und Kajakfahrten sind unmöglich, hier schwimmt nämlich nur noch Mist herum.
Der eigentlich türkisfarbene Fluss zeigt vor allem am Staudamm bei Grabovica, zehn Kilometer weiter südlich, seinen desolaten Zustand: Bauschutt, Haushaltsgeräte, Autoreifen und Müll jeder Art sammeln sich dort, der riesige Müllteppich treibt seit Erdrutschen, Starkregen und Hochwasser Anfang Oktober im Tal des Flusses Neretva.
Bereits im April schlugen Öko-Aktivisten wegen der "Horror-Lacke" im See Jablanicko Jezero, einer Mündung des Flusses Neretva, Alarm. Amir Variščić von der Vereinigung "Zeleni Neretva Konjic" erklärte damals gegenüber "Heute", wieso der türkise See sich zu einer braunen Brühe verfärbt: "Es handelt sich um eine Algenblüte, die durch überschüssige Phosphate und Nitrate im See sowie erhöhte Wassertemperaturen entsteht."
Diese Stoffe würden laut Variščić vor allem durch Abfälle aus der Metallindustrie und der Landwirtschaft, hier insbesondere durch Kunstdünger, ins Wasser gelangen. Ein kleinerer Teil soll sogar aus Fäkalien aus nahegelegenen Haushalten stammen.
Der Fluss Neretva ist vor allem für Schwimmer, Angler und Kajakfahrer ein attraktiver Touristenhotspot und viel besuchtes Urlaubsziel. Ihm droht nun aber auch selbiges Schicksal wie dem Fluss Drina.
Nach dem Jahreswechsel sorgten nämlich Bilder vom Fluss Drina im Osten Bosnien-Herzegowinas für Wirbel: Abfälle aller Art sammeln sich aus drei Ländern im Osten Bosniens, genauer in Višegrad. Dort schlugen Umwelt-Aktivisten Alarm, denn: Die Lage scheint aussichtslos, Besserungen sind keine in Sicht – mehr dazu hier.