Kein Bankomat, kein Geld, kein Verständnis mehr! In hunderten Gemeinden in Österreich ist es mittlerweile bittere Realität: Wer sich ein paar Euro vom Konto holen will, muss ins Auto steigen oder sich auf den langen Weg ins Nachbardorf machen. Denn in 342 Gemeinden steht kein einziger Bankomat mehr - betroffen sind laut aktueller OeNB-Auswertung über 330.000 Menschen!
Für sie ist Bargeld längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Während in Städten an jeder Ecke ein Geldausgabeautomat zu finden ist, herrscht auf dem Land oft gähnende Leere. Besonders hart trifft es ältere Menschen oder Personen ohne eigenes Auto. Der nächste Bankomat? Mitunter 10 Kilometer oder mehr entfernt!
Die größten Versorgungslücken gibt es laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Niederösterreich: In 113 Gemeinden gibt es keinen einzigen Bankomaten. Rund 116.000 Menschen sind betroffen - das sind satte sieben Prozent der Landesbevölkerung! Auch Oberösterreich (61.000 Betroffene), die Steiermark (48.000) und das Burgenland (43.000) sind stark betroffen.
In besonders ländlichen Bezirken wird die Versorgung zur Farce. Laut OeNB-Daten aus 2024 hatten 87 Gemeinden in Österreich keinen Bankomaten im Umkreis von fünf Kilometern. In sechs Gemeinden ist der nächste Automat sogar über zehn Kilometer entfernt!
Im niederösterreichischen Bezirk Gmünd sind sechs Gemeinden betroffen, im Bezirk Horn vier und in Waidhofen an der Thaya drei. Noch dramatischer ist es im Burgenland: Im Bezirk Güssing liegen sieben Orte weiter als fünf Kilometer vom nächsten Geldautomaten entfernt, in Oberwart vier weitere.
Besonders auffällig: Während das Burgenland mit rund 30 Prozent bankomatfreier Gemeinden trauriger Spitzenreiter ist, zeigt Salzburg, dass es auch anders geht. Dort sind nur 3.000 Menschen in sechs Gemeinden betroffen - ein Anteil von gerade einmal fünf Prozent.
Auch Wien sticht positiv hervor: In der Bundeshauptstadt - betrachtet wurden die 23 Bezirke - gibt es keine Versorgungslücken. Hier scheint Bargeld noch selbstverständlich zu sein. Anders im Westen: In Tirol und Vorarlberg hat etwa jede fünfte Gemeinde keinen Bankomaten mehr.
Weil sich Banken immer weiter zurückziehen, greift nun die Oesterreichische Nationalbank selbst ein. Am Dienstag wurde der erste eigene OeNB-Bankomat im niederösterreichischen Obritzberg-Rust eröffnet - ein symbolischer Schritt. In den nächsten zwei Jahren sollen bis zu 120 eigene Geldausgabegeräte folgen.
Ziel ist es, die Bargeldversorgung in strukturschwachen Regionen abzusichern. "Die Versorgung mit Bargeld ist ein zentrales Anliegen der Bevölkerung", betont die OeNB gegenüber der APA. Denn viele Menschen, vor allem Ältere, wollen bewusst nicht auf Kartenzahlung umsteigen - oder können es schlichtweg nicht.